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Olivers Versuchung

Olivers Versuchung

Titel: Olivers Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Folsom
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ich, dass auch die Wachen nicht wussten, wer ihr Chef war. Ich habe das Gefühl, dass derjenige, der dahinter steckt, seine Identität nicht preisgeben wollte. Und die Wachen hatten Angst vor ihm.“
    Oliver musste sie weiter befragen, nicht nur, um so viel wie möglich herauszufinden, sondern auch, um sich von seinem Hunger abzulenken. Denn je mehr Ursula von Blut sprach, desto stärker wuchs der Drang in ihm, seine Fänge in sie zu senken. „Was hast du gehört?“
    „Dass jeder Wächter streng bestraft werden würde, wenn ein Mädchen in seiner Obhut zu Tode käme, weil er nicht rechtzeitig eingriff. Außerdem hatten die Wächter den Verdacht, dass ihr Chef einen Spitzel hatte, der immer wusste, was im Gebäude vor sich ging.“
    Die ganze Geschichte klang immer noch bizarr. Aber warum sollte sie all dies erfinden? „Warum nur chinesische Mädchen? Hatten die Vampire eine Vorliebe dafür?“
    „Ich glaube, es hat etwas mit unserem Blut zu tun. Warum sollten sie sonst nur etwa ein Dutzend Mädchen haben, wenn sie doch sicher in jeder großen Stadt deutlich mehr einfangen könnten? Deshalb glaube ich, dass das, was wir in unserem Blut haben, selten ist. Vielleicht etwas genetisches, vielleicht etwas, das nur im Blut von bestimmten chinesischen Frauen zu finden ist.“
    Blut. Das Wort pulsierte durch seinen Körper. „Haben sie euch jemals gesagt, dass ihr besonderes Blut habt?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Nur indirekt.“
    Oliver spitzte die Lippen. „Ich weiß nicht, Ursula, aber deine Geschichte ist unglaublich. Ich habe keine Möglichkeit, sie zu überprüfen.“ Er seufzte. „Ich habe den Befehl erhalten, dir ein Flugticket zu kaufen und dir genug Geld zu geben, damit du nach Hause fahren kannst. Gib mir einen Grund, warum ich mich meinem Befehl widersetzen sollte. Nur einen winzigen Beweis.“
    Ihr Atem stockte plötzlich. „Das Geld. Natürlich!“ Dann legte sie ihre Hand auf seinen Arm. Der Kontakt sandte eine Hitzewelle durch seinen Körper, die seinen Hunger nur noch verstärkte. „Oliver, warte, warte! Ich habe einen Beweis!“
    Die Art und Weise, wie sein Name über ihre Lippen rollte, setzte seinen ganzen Körper in Flammen.
    „Da ist noch was. Wie konnte ich das bloß vergessen? Ich habe es geschafft, einem der Blutegel die Brieftasche zu klauen, als er und die Wache abgelenkt waren.“
    „Warum hast du das Zane nicht schon vorher gesagt?“
    „Zane jagt mir Angst ein! Ich hab’s ja versucht, aber ich konnte nicht klar denken, als er mich so angefunkelt hat.“
    Oliver runzelte die Stirn. „Leider hat er diese Wirkung auf andere.“
    „In den letzten vierundzwanzig Stunden ist so viel passiert. Ich konnte nicht klar denken.“ Als er ihr einen fragenden Blick zuwarf, fuhr sie fort: „Ich wusste, dass ich Geld brauchen würde, wenn ich es jemals schaffen würde zu entkommen. Ich hatte vor, das Geld und die Kreditkarten zu verwenden, um nach Hause zu kommen. Ich habe die Brieftasche in meiner Zelle versteckt. Der Name auf den Kreditkarten kann uns vielleicht weiterhelfen. Du musst nur den Besitzer finden und ihn ausfragen, dann weißt du, dass ich die Wahrheit sage.“
    Die Neuigkeit raste durch seinen Körper. Er freute sich, aber sofort wurde er wieder ernüchtert. „Das Gebäude war völlig leer. Alle Möbel sind weg. Egal, wo du den Geldbeutel versteckt hast, er ist weg.“ Und damit war auch die Möglichkeit, ihre Geschichte zu überprüfen, verschwunden.
    Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Die Brieftasche muss immer noch dort sein. Ich habe sie unter den Dielenbrettern versteckt. Sie können sie nicht gefunden haben.“
    „Du willst also, dass wir noch einmal dort hinfahren?“ Und verdammt noch mal – er war doch selbst neugierig, ob sie recht hatte. Nein, es war mehr als das: Er wollte , dass sie recht hatte. Er wollte, dass ihre Geschichte wahr war. Denn dann könnte er es seinen Kollegen beweisen und der Sache weiter nachgehen. Und er würde ihr Gedächtnis nicht löschen und sie nicht nach Hause schicken müssen. Und vielleicht, nur vielleicht, hätte dann das, was sich zwischen ihnen entwickelte, eine Chance.
    Ursula blickte ihm offen und direkt in die Augen. „Ja. Damit ich dir beweisen kann, dass ich nicht lüge.“

    Die Fahrt zurück zu ihrem ehemaligen Gefängnis schien ewig zu dauern. Vielleicht war es so, weil sie Angst hatte, an den Ort zurückzukehren, der für sie die Hölle gewesen war. Oder vielleicht hatte sie auch Angst, dass trotz allem ihre Entführer

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