Olivers Versuchung
Samson an?
„Du hast die Befehle nicht ausgeführt, die dir gegeben wurden. Das Mädchen sollte mittlerweile in Washington sein.“
Oliver sprang auf. Sein Herz raste. Wie konnte Samson das schon wissen? Verdammt! Wer hatte ihn verpfiffen? „Blake! Er konnte den Mund nicht halten!“
„Setz dich hin!“, befahl Samson.
Widerwillig sank er wieder auf seinen Stuhl zurück.
„Blake hat nichts damit zu tun. Und es spielt keine Rolle, wie wir es herausgefunden haben. Der Punkt ist: Du hast Zanes Befehl ignoriert und dich dabei in Gefahr gebracht.“
„Ich bin nicht in Gefahr!“
„Das glaubst du vielleicht, weil du nicht die ganze Geschichte kennst, also lass mich dich einweihen, was hier vor sich geht: Bei einer Razzia in einem Nachtclub letzte Nacht haben wir einen der verrückten Vampire, die wir seit Wochen jagen, festgenommen. Ein Zweiter wurde von Cain getötet. Allerdings hatte dieser zuerst skrupellos eine junge Asiatin abgeschlachtet. Beide Vampire zeigten Entzugserscheinungen.“
Die Räder in Olivers Gehirn fingen an, sich wie verrückt zu drehen. Er wusste, wo diese Geschichte hinführte.
„Sie waren high – von Blut. Von ganz speziellem Blut, nach dem sie süchtig waren. Sie waren in einem Blut-Bordell in Hunter’s Point, demselben Ort, wo Ursula euch hingeführt hat, und den ihr leer vorgefunden habt. Als die Vampire von den Mädchen im Bordell kein Blut mehr bekommen konnten, weil sie nicht wussten, wohin es verlegt worden war, begannen sie, asiatische Frauen anzugreifen.“
Oliver kniff die Augen zusammen. Er wusste sofort, was die Schurken versucht hatten: asiatische Frauen zu finden, die das gleiche Blut wie Ursula hatten.
„Aber als sich herausstellte, dass die Frauen, die sie in dem Nachtclub getroffen hatten, nicht dieses besondere Blut hatten, liefen sie Amok! Ich will nicht, dass dir das gleiche passiert.“
Oliver stellte sich Samsons intensivem Blick. „Warum sollte mir das passieren?“
„Oliver, Ursula hat besonderes Blut. Es wird dich high machen, und du wirst wieder süchtig werden. Wir wissen alle, wie anfällig du bist. Und ich kenne dich besser als jeder andere. Du darfst nicht in ihrer Nähe sein. Ein Biss, und dein Schicksal ist vielleicht schon besiegelt.“
„Nein! Du irrst dich. Ich werde sie nicht beißen.“
„Bitte, Oliver“, beschwor Samson ihn, seine Stimme noch beruhigender als zuvor. „Man hat mir erzählt, wie du sie ansiehst. Es ist kein Geheimnis, dass du mit ihr schlafen willst, wenn du’s nicht bereits getan hast. Du weißt, was das bedeutet. Du bist schon lange genug mit Vampiren zusammen. Als Teil des Sexaktes wirst du deine Partnerin beißen wollen. Und dann wirst du nicht mehr in der Lage sein, dich zu stoppen. Wir können das nicht zulassen, weil wir dich nicht verlieren wollen.“
Oliver schüttelte wütend den Kopf. „So bin ich nicht! Ich habe sie nicht gebissen. Ich habe mir selbst versprochen, diesen Weg nie wieder einzuschlagen! Ich wusste, dass ich stark sein muss. Und ich war es. Ich bin es!“
Samson kniff die Augen zusammen, und sein Gesichtsausdruck veränderte sich. „Du wusstest es? Du wusstest die ganze Zeit, was ihr Blut mit Vampiren anstellt, und du hast uns nichts davon gesagt?“
Oliver unterdrückte einen Fluch. Scheiße! Es war ihm herausgerutscht.
„Warum bist du nicht zu mir gekommen? Du hättest es mir sagen sollen!“, donnerte Samson.
„Ich habe ihr versprochen, niemandem etwas davon zu erzählen.“
„Sie hat dir ihr Geheimnis anvertraut?“
Oliver nickte. „Sie hat vor euch allen Angst. Sie hat es nur mir gebeichtet, damit ich ihr helfe, aber sie hat Angst, dass ihr sie auch wegen ihres Blutes haben wollt, wenn ihr davon wisst – genau wie die anderen Vampire.“ Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar.
„Aber du weißt doch, dass wir das nie tun würden!“
„ Ich weiß das! Aber sie weiß es nicht! Hast du eine Ahnung, was sie durchgemacht hat? Was diese Tiere ihr drei Jahre lang angetan haben?“ Er ballte seine Hände zu Fäusten. „Ich werde sie dafür umbringen!“
„Du wirst im Moment gar nichts tun! Von nun an befolgst du Befehle.“
„Wenn ich Zanes dummen Befehl befolgt hätte, wäre Ursula jetzt in Washington, und wir wären auch nicht weiter. Stattdessen –“
Samson hob seine Hand, um ihn zu unterbrechen. „Zugegeben, im Nachhinein hat sich Zanes Befehl als falsch erwiesen, aber angesichts der Informationen, die er zu dem Zeitpunkt hatte, war es die einzige logische Lösung
Weitere Kostenlose Bücher