Olivetti ermittelt
noch lange nicht wie ein Ass fühlen solle, bloß weil er ihn verhaftet habe. Er sei kein Ass, sondern nur |9| ein ausgemachter Super-Schwindler, ein armseliger saudummer Sonderdepp, ein aufgeblasener schwachsinniger Saftheini. Hartbeil schwor fürchterliche Rache.
Schrödinger aber war klar geworden, wie sehr er sich an die Fische und an das Aquarium gewöhnt hatte. Und darum gab er immer noch jeden Morgen Futter ins Wasser und putzte das Becken …
Es klingelte. Draußen stand der 1 2-jährige Olivetti von oben. Eigentlich hieß er Oliver Vetter, fand es aber viel cooler, wenn man ihn Olivetti nannte. Er war vor Jahren mit seiner Mutter im gleichen Monat wie Schrödinger ins Haus gezogen. Seither waren die beiden dicke Freunde.
Olivetti schlenderte ins Wohnzimmer und schaute in das Aquarium.
»Hallo, Schrödinger! Wie geht’s denn dem Schrecken der Gauner, dem Rächer der Beklauten, dem Kollegen von James Bond?«
»Für dein Alter bist du ein ziemlich frecher Kerl«, sagte Schrödinger.
»Frech muss man sein, wenn man Erfolg haben will!«, sagte Olivetti.
»Wo hast du denn diesen Käse her?«, wollte Schrödinger wissen.
»Das hab ich in der Zeitung gelesen. Da hatte ein |10| Kriminalkommissar einen hohen Politiker der Bestechung überführt und ihn frech verfolgt. Der Kommissar übrigens hieß …«
»Ja, ich weiß, ich weiß. Ich war das«, sagte Schrödinger. Er fütterte das Wasser im Aquarium mit Fischfutter. Olivetti sah ihm kopfschüttelnd zu.
»Sag mal, was willst du eigentlich?«, wollte Schrödinger von Olivetti wissen.
Olivetti zog ein Buch unter dem Arm hervor.
Schlösser öffnen ohne Schlüssel.
»Hattest du mir vorgestern geliehen. Hab schon richtig trainiert.«
»Und wo?«
»Am Schreibtisch von meiner Mutter.«
»So, so. Willst du nicht mehr zur Polizei? Willst du jetzt Einbrecher werden?«
»Nee, nee. Ich will zur Polizei und dein Assistent sein! Obwohl ich eigentlich schon schlauer bin als du!«
»Ha!« Schrödinger verdrehte die Augen. »Ein kleines halsloses Ungeheuer bist du. Und im Kopf hast du noch nicht viel.«
»Na, Kommissar Schrödinger, dann sag mir mal, was aus Anna wird, wenn sie unter der Dusche war?«
Schrödinger schaute irritiert, dann dachte er nach.
|11| »Siehste«, sagte Olivetti. »Ist doch kinderleicht. Das sollte ein Kriminaler aber rauskriegen.«
»Und was wird aus Anna?«, wollte Schrödinger wissen.
»Ananas«, krähte Olivetti laut. »Anna – nass – Ananas!«
Schrödinger packte seinen kleinen Besucher und schob ihn aus der Wohnung hinaus.
»Du Möchtegern-Assistent! Statt blöde Fragen zu stellen, besorg mir lieber Fischfutter! Meines ist zu Ende!« Er warf sich wieder aufs Sofa. Dieser Olivetti! Ein aufgewecktes Kerlchen, manchmal ein bisschen anstrengend, aber sonst ganz okay.
Schrödinger schloss seinen iPod an und stellte auf Zufallsauswahl. Und schon dröhnte ihm die Musik in den Ohren. Sogar das Handy scheppert davon, dachte er noch, bevor ihm einfiel: Ach nee, das ist ja der Vibrationsalarm. Er stellte die Musik aus und sah auf dem Display nach, wer der Anrufer war.
»Äh, ja, hier Baumschule für junge Tannen und Purzelbäume, mein Name ist Fichte!«
»Mensch, Schrödinger, lass doch den Blödsinn. Hier ist Teufel. Du musst ins Büro kommen. Die Hölle ist los!«
»Na und? Ich dachte immer, der Teufel ist für die |12| Hölle zuständig!« Schnell hielt er das Handy weit weg vom Ohr, weil sein Kollege Adam Teufel ziemlich laut wurde.
»Okay, okay, ich komme«, sagte Schrödinger, als die Töne leiser wurden. Er schickte einen Gruß in Richtung Aquarium und ging hinaus.
|13| Olivetti unter Verdacht
Olivetti kehrte in seine Wohnung zurück. Er wohnte dort nur mit seiner Mutter. Seinen Vater kannte er nicht, hatte er nie kennengelernt. Aber Olivetti hatte beschlossen, dass ihm das egal sein musste. Wer weiß, vielleicht war sein Vater ja so ein Säufer wie der von seinem Freund Sascha. »Besser keinen Vater als so einen!«, hatte Sascha ihn immer getröstet, wenn sich Olivetti wieder einmal ausgemalt hatte, was und wie sein Vater wohl sein könnte.
Na ja, und dann war er Schrödinger begegnet. So ein Vater, das wäre klasse! Ein richtiger Megatyp! Dünn, zwei Meter lang, kurze, kräftige Haare, trug immer Jeans, Lederjacke und dazu meist diese sensationell gelben Schuhe. So wollte Olivetti auch mal werden. Noch war er davon allerdings ziemlich weit entfernt. Er war nicht dick, aber etwas pummelig. Und gelbe Schuhe – die hatte ihm
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