Olivia und der australische Millionär
Kleidung lag? Oder versteckte Miss Balfourhinter ihrer prüden Maske ein ganz besonders bezauberndes Wesen, das er liebend gern schon viel früher kennengelernt hätte?
„Nein, das Thema Jagd können wir gleich ausschließen“, beruhigte er sie. „Also, was ist nun? Willst du mitkommen oder nicht? Morgen muss ich geschäftlich schon sehr früh nach Melbourne aufbrechen, und ich werde erst Samstagvormittag wieder hier sein.“
„Rechtzeitig genug, um deine Gäste in Empfang zu nehmen, hoffe ich.“ Olivia versuchte, sich ihre aufsteigende Panik nicht anmerken zu lassen.
„Höre ich da etwa einen ängstlichen Unterton, Miss Balfour?“ Als Clint merkte, dass er keine Antwort bekommen würde, lachte er leise. „Auch wenn ich meine Hand dafür ins Feuer legen würde, dass du bestens ohne mich auskommen würdest, verspreche ich hoch und heilig, pünktlich zur Stelle zu sein. Übrigens, könntest du dich nicht doch langsam überwinden, mich Clint zu nennen? Wenigstens vor den Gästen. Olivia ?“
„Mal sehen … McAlpine .“ Skeptisch forschte sie in seinem Blick, und was sie in den bernsteinfarbenen Augen las, färbte ihre Wangen verdächtig rot. Versuchte McAlpine etwa, mit ihr zu flirten? Noch ehe sie einen weiteren Gedanken fassen konnte, streckte Clint die Hand aus und löste das Satinband, mit dem sie ihr Haar im Nacken zusammengefasst hatte.
„Das wollte ich schon damals tun, habe mich aber nie getraut“, sagte er heiser. Zufrieden betrachtete er die blonde Mähne, die ihr schmales Gesicht wie eine seidige Wolke einhüllte. „Warum versuchst du, etwas so Spektakuläres zu verstecken? Du hast wundervolles Haar. Es lässt dich fast wie eine Femme fatale wirken.“
Kein Zweifel, er machte sich über sie lustig. „Oh, bitte! Erspar uns das! Ich bin nun mal keine verführerische Sirene, das wissen wir doch beide!“
„Ist das so?“, fragte er rau, nahm ihr die Tischdecken ab, ließ sie achtlos zu Boden fallen und wollte Olivia an sich ziehen, doch sie wich ihm aus.
„Gib mir mein Haarband zurück“, forderte sie.
„Nicht heute“, entgegnete er gelassen und steckte es in die Brusttasche seines khakifarbenen Buschhemds. „Entspann dich, Eisprinzessin. Lass dich einfach mal gehen und genieße, was ich dir zu bieten habe. Wir müssen unbedingt an deinem frostigen Image arbeiten, sonst wirst du nie einen Mann abbekommen. In fünf Minuten treffen wir uns draußen am Range Rover. Vergiss deinen Hut und die Sonnenbrille nicht!“
„Um meine Garderobe kann ich mich sehr gut allein kümmern, McAlpine !“, fauchte Olivia in dem Versuch, ihr Gesicht zu wahren. Dann verschwand sie hastig, um ihm keine Chance für eine Erwiderung zu geben.
Es war ein strahlender, wolkenloser Tag und die Landschaft so faszinierend, dass Olivia langsam begann, sich trotz all ihrer Vorbehalte in dieses ungewöhnliche Fleckchen Erde zu verlieben.
Natürlich war es viel zu heiß! Und dann lauerten auch noch überall Gefahren, ganz abgesehen von immer wiederkehrenden Zyklonen, Buschfeuern und Überflutungen. Doch die gewaltige Natur ließ einen all das vergessen und regte zum Träumen an.
Während sie eine Meile nach der anderen zurücklegten, erwies Clint sich als nahezu perfekter Fremdenführer. Seine fortlaufenden Kommentare waren so interessant und farbig, dass Olivia sich alles, was er erzählte, bildhaft vorstellen konnte.
„Momentan durchqueren wir den natürlichen Lebensraum der Krokodile. Hier ist der Mensch der Eindringling, und nicht das Reptil. Da ist es doch nur verständlich, wenn sie sich auch mal wehren, sollte sich jemand zu weit in ihr Territorium vorwagen, oder? Wir mögen unsere Crocs trotz ihres schlechten Rufs eigentlich ganz gern.“
Das war ein Aspekt, über den Olivia bisher nie nachgedacht hatte, der sich ihr aber durchaus erschloss.
„Außerdem gibt es hier im Outback auch unzählige Vogelarten. Wenn wir Zeit und Gelegenheit finden, werde ich dich mal auf eine unserer Rinderstationen in Süd-West Queensland mitnehmen. Dort leben Legionen von Wellensittichen. Wenn sie gemeinsam auffliegen, färbt sich der ganze Himmel grün-gold.“
Fasziniert lauschte Olivia seinen Ausführungen über Pflanzen und Tierarten, von denen sie nie zuvor etwas gehört hatte. Als Clint irgendwann fragte, ob sie eine Pause machen sollten, stimmte sie bereitwillig zu. Die vielen neuen Eindrücke hatten sie mehr erschöpft, als sie bisher gemerkt hatte. Außerdem meldete sich ein ganz gesunder Hunger, der ihren Magen
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