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Oliviane – Der Saphir der Göttin

Oliviane – Der Saphir der Göttin

Titel: Oliviane – Der Saphir der Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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für immer in den Armen dieses Gesetzlosen zu liegen? Der Schwarze Landry war ein gewöhnlicher Halunke, ein bezahlter Söldner, ein Galgenvogel, ein ... Die Bezeichnungen gingen ihr aus.
    Heilige Anna, sie hatte sich benommen wie eine Dirne! Sie hatte sich an ihn gepresst und seinen fordernden Kuss erwidert! Kein Wunder, dass er sich danach das Recht herausnahm, sie seinerseits wie eine liederliche Person zu behandeln! War das Böse in dieser Festung dermaßen allmächtig, dass sie schon davon angesteckt worden war?
    Oliviane wusste nur eine Hilfe gegen die Wirrnis, die in ihrem Herzen und in ihrem Kopf herrschte: Sie musste beten. Einmal mehr umklammerte sie ihren Rosenkranz wie einen Rettungsanker. Aber die vertrauten Worte der Litanei wollten ihr nicht in der gewohnten Reihenfolge einfallen.
    Die Flüche des Schwarzen Landry hallten noch von den Wänden ihres Gemaches wider, und ihr Körper schmerzte vor unstillbarer Sehnsucht nach etwas, dem sie keinen Namen geben konnte.
    »Verdammt, irgendwo muss sie diesen vermaledeiten Stein doch versteckt haben!«
    Paskal Cocherel hieb mit der Faust in das Durcheinander des langen Tisches. Halb aufgerollte Pergamente lagen dort neben einer hingeworfenen Feder, einem offenen Tintenfass und einer silbernen Kanne, aus welcher der heiße, gewürzte Wein dampfte. Der Schwarze Landry lehnte an der dicken Platte dieses Tisches und wartete in aller Ruhe darauf, dass sich der Jähzorn seines Anführers wieder legte.
    »Seid Ihr sicher, dass sie den Stern von Armor überhaupt noch besitzt?«, erkundigte er sich trocken. »Ich konnte keinen Hinweis darauf entdecken. Vielleicht hat ihr Großvater ihn an sich gebracht? Er scheint ein wahrer Geizhals zu sein.«
    »Denkst du, ich hätte mich nicht längst um ihn gekümmert?« Cocherel lachte brutal auf. »Gordien hat ihn sich vorgenommen, sobald das Mädchen bei uns in Sicherheit war. Er versteht sich auf die Kunst, einem widerstrebenden Kerl am Ende jedes Geheimnis zu entlocken. Doch der Alte wusste von nichts!«
    Die Falten in Landrys Mundwinkeln vertieften sich unter seinem Bart. Die Folterkünste von Hauptmann Gordien jagten sogar einem so abgebrühten Kämpfer wie ihm einen eisigen Schauer über den Rücken. Er empfand kein besonderes Mitleid mit einem Mann, der seine Enkelin auf diese Weise verschachert hatte, aber mit den Qualen, die der alte Edelmann unter Gordiens Händen erlitten haben musste, hatte er zumindest einen Teil seiner Sünden gebüßt.
    »Nein, ich weiß, dass meine liebe Braut den Saphir irgendwo bei sich trägt«, verfolgte Cocherel seine Gedanken weiter. »Ich habe keinen Grund, an den Worten der Äbtissin zu zweifeln. Die Hexe war sich ihres Streiches einfach zu sicher. Sie dachte, sie hätte die fünf Steine für immer vor mir in Sicherheit gebracht!«
    Landry kratzte sich den Bart. »Ihr habt bis zum letzten Faden alles durchsucht, was sie nach Cado gebracht hat. Was wollt Ihr noch tun?«
    »Da sie ohnehin in meiner Gewalt ist, gönne ich ihr noch ein paar Tage vermeintlicher Sicherheit. Aber sobald der Medicus und der Priester eingetroffen sind, werde ich mich dieser Schönheit annehmen. Ich denke, das Weihnachtsfest werde ich bereits mit meiner stolzen kleinen Frau feiern – auf meine ganz besondere Weise ...«
    Landry schwieg. Sein Herr wunderte sich nicht darüber. Der Schwarze Landry war kein Freund von überflüssigen Worten, aber er hatte Kampfkraft und Schlauheit bewiesen, ohne wie Gordien gleich nach der Macht zu schielen. Soweit er überhaupt dazu fähig war, vertraute Paskal Cocherel seinem zweiten Hauptmann.
    Landry hingegen benötigte seine ganze Selbstbeherrschung, um die Erinnerung an ein paar seidige Lippen zu verdrängen, die sich süß und verführerisch unter den seinen geöffnet hatten, und um zu vergessen, wie sich der wohlgerundete Busen an seinen Brustkorb geschmiegt hatte, bis er vor Verlangen den Kopf verloren hatte.
    Der Gedanke, dass all das von einem lüsternen, machtgierigen Grobian zerstört werden sollte, setzte ihm immer stärker zu. Oliviane de Rospordon mochte ihre Fehler haben, aber sie verdiente es nicht, von zwei alten Männern auf diese Weise verschachert zu werden. Freilich, was sollte er tun? Alle Beteiligten waren mit dieser Heirat einverstanden. Nicht zuletzt die Braut!
    Der Herzog goss seinen Juwelen besetzten Becher von neuem voll und prostete dem Schwarzen Landry düster zu. »Es muss ein Ende mit dem Ärger haben, den mir die Weiber machen. Es bereitet mir kein

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