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Oliviane – Der Saphir der Göttin

Oliviane – Der Saphir der Göttin

Titel: Oliviane – Der Saphir der Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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Halunken wie Euch nicht verlangen, dass er von Dingen der Ehre und des Gewissens weiß. Lasst Euch eines gesagt sein, Herr Söldner: Das Wort einer Oliviane de Rospordon ist vom gleichen Wert wie das eines Herzogs – eines richtigen Herzogs aus edlem Geblüt! Wenn es einmal gegeben wurde, kann man es nicht zurücknehmen – und gelte es das eigene Leben!«
    »Weshalb?«, fragte er ungehalten. Ihr Ton brachte ihn mindestens so auf wie ihre Worte. »Weil dich die vermeintliche Macht reizt, die er unter Umständen einmal haben wird? Vielleicht verrechnest du dich, noch ist das Fell des Bären nicht verteilt, auch wenn man über Frieden in der Bretagne spricht! Jean de Montfort gehört keineswegs zu den Männern, die man so einfach besiegt.«
    »Redet keinen Unsinn«, gab sie ebenso heftig zurück. »Hätte ich die Wahl, ich würde lieber in der unwohnlichen Burg meines Großvaters als alte Jungfer enden, als mich die Herzogin von St. Cado nennen!«
    »Warum zum Teufel verkaufst du dann diese Jungfernschaft an den Herrn dieser Festung?«
    »Ich habe es Euch gesagt«, erklärte Oliviane erschöpft. Ihr Zorn war ebenso schnell in sich zusammengefallen, wie er aufgeflammt war. »Weil ich dazu gezwungen wurde, mein Wort zu geben. Weil ich nicht anders kann, als dieses Wort zu halten. Meine Ehre ist alles, was ich besitze. Lasst mich in Ruhe, wenn Ihr es nicht versteht!«
    »Bei Gott, ich wollte, ich könnte dir diesen Wunsch erfüllen«, knurrte er mühsam beherrscht. »Ich habe mich redlich darum bemüht!«
    Er strich ihr eine vorwitzige Haarsträhne hinter das Ohr. Es war eine Geste von so unerwarteter Zartheit, dass sie kaum eine Berührung spürte. Trotzdem erbebte sie vom Kopf bis zu den Zehenspitzen. Sie vergaß zu atmen.
    »Du hast mein Blut vergiftet, Oliviane de Rospordon!«, hörte sie seine Stimme so dicht an ihrem Ohr, dass sie die Bewegung seiner Lippen spürte. »Ich kann nicht essen, nicht trinken, nicht schlafen, nicht kämpfen und nicht denken, ohne dass ich deine Augen vor mir sehe. Ohne dass ich mich frage, wie sich deine seidige Haut unter meinen Fingern anfühlen wird. Ich will mich in dir verlieren, dich mit Haut und Haaren besitzen!«
    Oliviane erstarrte unter der unverhüllten, leidenschaftlichen Glut dieses Geständnisses. In der zunehmenden Dämmerung ragte Landrys Gestalt in der kleinen Mauernische gleich einem dunklen Koloss vor ihr auf. Schwarz, gefährlich und so unendlich verheißungsvoll, dass sie gar nicht auf den Gedanken kam, gegen die Tatsache zu protestieren, dass er so ausschließlich von Besitz und Leidenschaft gesprochen hatte und gar nicht von Liebe.
    »Ihr seid verrückt«, erwiderte sie tonlos. »Ihr dürft das nicht zu mir sagen!«
    »Ich bin verrückt! Verrückt nach dir!«, stimmte er zu und griff nach ihr.
    Oliviane sah, wie er die Arme ausstreckte. Sie musste nur zurücktreten, die Nische verlassen. Ihr Herz schlug zum Zerspringen; sie kam sich vor, als stünde sie neben sich selbst. Sie wusste, was sie tun sollte, was sie tun musste, und sie beobachtete sich dabei, wie sie es nicht tat. Wie sie sich in Landrys Arme schmiegte und das Gesicht fragend zu ihm erhob. Wie sie sich selbst, ihr Leben und ihre Sicherheit in seine Hände gab. Wer von ihnen beiden hatte nun den Verstand verloren?
    Im Zwielicht des provisorischen Verstecks schimmerte ihr schönes Antlitz wie zartes Elfenbein, und ihre Augen erinnerten an dunkle, verheißungsvolle Teiche. Landry begehrte sie. Er verlangte so sehr nach ihr, dass sein ganzer Körper vor Anspannung schmerzte. Je mehr er dagegen ankämpfte, desto schlimmer wurde es. Er beugte sich über den bebenden Mund, und sein leidenschaftlicher Kuss besiegelte ihre Niederlage.
    Ja, Oliviane kapitulierte. Die überwältigenden Empfindungen, die sie bei diesem Kuss überfielen, entlockten ihr unter seinem Mund ein unterdrücktes heiseres Stöhnen, das Landrys Sinne erst recht betörte. Da war keine Auflehnung mehr in der zärtlich biegsamen Gestalt, die er in den Armen hielt.
    »Komm!«
    Oliviane begriff nicht, was er von ihr wollte. Seine Küsse machten sie willenlos. Oliviane wollte nichts mehr sehen als den Blick seiner Augen, sie wollte nichts mehr spüren als die Berührung seiner Arme. Sie wurde zu Wachs in seinen Händen.
    »Komm mit!«, wiederholte er noch eindringlicher und zog sie durch den sinkenden Nebel und die Dunkelheit die Zinnen entlang zum nächsten Turm.
    »Wohin ...«
    »Schscht! Gleich ...«
    Oliviane stolperte über einen vorstehenden

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