Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Oliviane – Der Saphir der Göttin

Oliviane – Der Saphir der Göttin

Titel: Oliviane – Der Saphir der Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
Vom Netzwerk:
Möglichkeit hatte, wenn Landry zurückkam. Da er wiederum diese Absicht nicht gutheißen würde, musste sie eine Situation herbeiführen, in der er wehrlos war. Und sie wusste auch schon, welche Situation das sein konnte ...
    Der Schwarze Landry stieß die grobe Bohlentür zu Olivianes Behausung auf und verharrte mitten in der Bewegung. Er wagte seinen Augen nicht zu trauen. Innerlich hatte er sich darauf gefasst gemacht, eine empört zeternde Oliviane vorzufinden, die sich auf ihn stürzte und mit Vorwürfen überhäufte. Stattdessen trat er in eine wohlig durchwärmte Kate, die nach Kiefernharz und Reet duftete, und der Schein des Feuers beleuchtete eine schlafende Frau, so schön wie eine Fee ...
    Sofort regte sich in Landry wieder ein heftiges Verlangen. Sogar schmutzig, wütend und verzweifelt übte Oliviane eine verhängnisvolle Anziehungskraft auf ihn aus, das wusste er, aber so ... Noch nie hatte er sie so weiblich, entspannt und verführerisch erlebt. Im Schlaf war aller Stolz von ihr gewichen und hatte einer süßen, verspielten Weichheit Platz gemacht.
    Er zerrte an der Schnalle seines Umhangs und ließ ihn achtlos fallen, während er leise die Tür hinter sich schloss. Ihm war heiß, und er wusste, dass nicht allein das gut geschürte Feuer dafür verantwortlich war, dass jenes Feuer für eine Schläferin, die so tief und ruhig dalag, viel zu hell und lodernd brannte. Es war erst vor wenigen Augenblicken nachgelegt worden.
    In diesem Moment jedoch hatte er genügend damit zu tun, das Begehren, das ihn zu überwältigen drohte, einigermaßen unter Kontrolle zu bekommen. Bei Gott, sie war schön! Ein anrührender Zauber ging von ihr aus, der sie gleichzeitig schutzbedürftig und grazil erscheinen ließ.
    Ohne sich Rechenschaft darüber abzulegen, sank er neben ihrem Lager auf die Knie, um sie aus unmittelbarer Nähe zu betrachten. Mit grenzenloser Zartheit ergriff er eine Strähne ihres seidigen Haars und führte sie an die Lippen. Es roch nach Herbstkräutern und Holzfeuer, nach Blumen und jenem gefährlichen Extrakt, der ihre ganz persönliche Note war. Wenn er noch Zweifel an der Richtigkeit seines Handelns gehabt hatte – in diesem Moment lösten sie sich in Luft auf. Was blieb, war der leidenschaftliche Wunsch, sie vor allem Bösen zu bewahren, dafür zu sorgen, dass sie nie wieder Not und Gewalt erlebte.
    Oliviane spürte seine Blicke wie Berührungen. Sie zwang sich dazu, regelmäßig zu atmen, während sie sich fragte, was er dachte, was er empfand. Hatte sie die Szene einladend genug arrangiert? Sie hatte dergleichen noch nie versucht, und ihr Körper brannte sowohl vor Scham als auch vor Erregung. War sie schön genug, um ihn den Kopf verlieren zu lassen? Sie hatte sich nie darum gekümmert zu gefallen. Ihre Mutter hatte es für Eitelkeit, die Äbtissin von Sainte Anne für Sünde gehalten.
    Schließlich konnte sie das betrügerische Spiel nicht länger aufrechterhalten. Sie schlug die Augen auf und war sogleich von dem glühenden schwarzen Blick des Abenteurers wie gebannt, während er seinerseits von den goldenen Funken, die in ihren tiefdunklen Pupillen schimmerten, zutiefst fasziniert war. Beide vergaßen sie in diesem Moment, ihre wahren Gefühle hinter der Maske aus Stolz und Härte zu verbergen, worum sie sich sonst so sorgsam bemühten.
    Oliviane kam es vor, als würde sie ihn in diesem Augenblick zum ersten Mal richtig sehen. Die kraftvollen Züge, die von dem wilden dichten Bart größtenteils verborgen wurden, hatten so gar nichts Grobschlächtiges oder Gewöhnliches. Die scharfe Nase und die geschwungenen dunklen Brauen unterstrichen seine männliche Ausstrahlung mindestens ebenso wie die breiten Schultern und der sehnige Hals.
    »Wenn Ihr Euch diesen grässlichen Bart abnehmen würdet, könnte man Euch für einen rechtschaffenen Christenmenschen halten«, versuchte sie, ihre Verlegenheit zu überspielen.
    »Wovor hast du Angst?«, fragte der Schwarze Landry leise. »Es gibt nichts mehr, was du fürchten müsstest! Ich werde dich beschützen, du hast mein Wort!«
    »Vermutlich so lange, bis du den Stern von Armor in deinen Händen hältst!«, erwiderte Oliviane spöttisch, nachdem sie sich von dem ersten Schock erholt hatte. Sie schenkte ihm ein Lächeln und ahnte nicht, wie vorsichtig und ungeübt es war. Doch gerade deswegen wirkte es unglaublich reizvoll.
    »Ich habe keine Angst«, wisperte sie und senkte verlegen den Blick. »Ihr habt mich lediglich erschreckt. Ich bin es nicht

Weitere Kostenlose Bücher