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Oliviane – Der Saphir der Göttin

Oliviane – Der Saphir der Göttin

Titel: Oliviane – Der Saphir der Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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gewohnt, fremde Männer an meinem Lager zu finden, wenn ich erwache ...«
    »Es hätte vermutlich auch gegen die Regeln in Sainte Anne verstoßen«, antwortete er schmunzelnd. Es war der klägliche Versuch, die zunehmende Spannung zwischen ihnen zu vertreiben.
    Aber er hatte das falsche Thema angeschnitten, denn es erinnerte Oliviane an eine Frage, die sie längst hatte stellen wollen. Sie wollte auch in diesem Punkt die Wahrheit wissen. »Was ist aus den Schwestern und Mutter Elissa geworden?«
    Landry wich ihrem Blick aus. »Frag keine solchen Dinge. Ich war nicht dabei. Ich habe nur andere davon erzählen hören, und die Erzählungen klangen schrecklich. Bete für sie, und dann vergiss die Vergangenheit.«
    »Wie Ihr befehlt«, sagte Oliviane so gehorsam, dass er verblüfft die Stirn runzelte.
    »So viel Folgsamkeit? Fühlst du dich wohl?«
    »Ist es nicht sinnlos, dass wir einander ständig mit Vorwürfen attackieren, wo wir doch aufeinander angewiesen sind?«
    »Du bist klug«, antwortete Landry in einem Ton, der verriet, dass er sich nicht unbedingt darüber freute.
    »Ihr schmeichelt mir«, wehrte sie ab und fragte sich verwirrt, ob er vielleicht dasselbe Spiel mit ihr spielte wie sie mit ihm. Aber warum sollte er sie in Sicherheit wiegen? »Niemand hat je meinen Verstand gerühmt, ich weiß nicht, ob er sonderlich bemerkenswert ist. Werdet Ihr länger bleiben?«
    »Ich habe dem Herzog von St. Cado meinen Dienst aufgekündigt«, entgegnete er und entdeckte erst jetzt, dass er ihre Haarsträhne noch immer festhielt. Er ließ sie abrupt los und erhob sich wieder zu seiner vollen Größe. »Du wirst wohl fürs Erste mit meiner Gegenwart vorlieb nehmen müssen.«
    »Ihr habt ...« Sie brach ab und begann von neuem. »Das geht so einfach?«
    Landry lachte, und ihr Herz überschlug sich beim Klang seiner warmen, tiefen Stimme. »Wenn du es einfach nennst, dass ich bei Nacht und Nebel das Weite gesucht habe, dann ist es das wohl.«
    Oliviane zuckte zusammen und richtete sich besorgt auf. Paskal Cocherel war garantiert kein Herr, der ein solches Verhalten ohne weiteres hinnehmen würde. Schließlich war der Schwarze Landry einer seiner Anführer.
    »Sie werden Euch verfolgen. Und Ihr wisst, was es bedeutet, wenn sie uns entdecken ...«
    »Keine Sorge! Dies ist die Hütte des ehemaligen Jagdaufsehers von St. Cado. Es gibt schon seit langer Zeit niemanden mehr, der dieses Amt versieht. Das Haus hat zudem den unschätzbaren Vorteil, dass ein Pferd den größten Teil des Weges hierher in einem Flusslauf zurücklegen kann. Auch der geschickteste Jagdhund wird keine Fährte aufnehmen können. Und wenn Cocherel dein und mein Verschwinden miteinander in Verbindung bringen sollte, wird er nie auf den Gedanken kommen, uns in seinem eigenen Wald zu suchen. Eher noch in Vannes oder vielleicht sogar in Auray. Sicher nimmt er an, dass du das Juwel dort vor deiner Flucht versteckt hast, nachdem er es nirgendwo gefunden hat.«
    »Schon wieder dieser Stern!« Oliviane zuckte mit den Schultern, und der Ausschnitt ihres Kleides klaffte noch eine Spur weiter auf. »Könnt Ihr nicht damit aufhören, diesem Hirngespinst nachzujagen?«
    »Es ist kein Hirngespinst!«, entgegnete Landry ernst. »Für das Kreuz von Ys ist bereits viel zu viel Blut geflossen. Jeder vernünftige Mensch muss einsehen, dass es so nicht weitergehen kann!«
    »Ihr täuscht Euch«, wisperte Oliviane und hielt seinem Blick stand.
    Dieses Mal waren sie beide auf der Hut – beherrscht, vorsichtig, zum Kampf bereit. Und doch flackerte noch etwas anderes zwischen ihnen auf: eine unterschwellige Anziehungskraft.
    Nur die Tatsache, dass zwei schlaflose Nächte und eine Reihe von Gewaltritten hinter Landry lagen, machte es möglich, dass er Oliviane den Rücken zudrehen konnte. Hunger, Durst und Erschöpfung forderten ihren Preis.

13. Kapitel
    Oliviane lauschte mit geschlossenen Augen auf seine regelmäßigen Atemzüge. Sie war sich des Umstands nur zu bewusst, dass sie nicht mehr allein in der Kate lebte. Die Gegenwart des Schwarzen Landry sickerte wie betäubender Mohnsaft in ihr Blut.
    Der schlafende Mann, der sich sein Lager auf einer wärmenden Schicht Stroh genau zwischen Tür und Feuerstelle eingerichtet hatte, drehte sich zur Seite, ohne die Augen zu öffnen. Es war völlig unmöglich, die Kate zu verlassen, ohne ihn zu wecken. Hatte er diesen Platz absichtlich gewählt? Vermutlich. Dieser Mann tat nichts ohne triftigen Grund.
    Jetzt vernahm sie auch das stetige

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