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Oliviane – Der Saphir der Göttin

Oliviane – Der Saphir der Göttin

Titel: Oliviane – Der Saphir der Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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Dame Magali bei dieser Gelegenheit ein weiteres Geheimnis verraten hatte. Der Verlust des Sternes von Armor hatte für sie an Wichtigkeit verloren, seit ihr klar geworden war, dass sie noch etwas viel Bedeutenderes eingebüßt hatte als dieses Juwel. Etwas, das sogar noch schwerer als ihr Stolz und ihr edler Name wog – ihr Herz!
    »Wartet, Kind, wartet! Rührt Euch nicht von der Stelle!«, vernahm sie Dame Magalis Stimme, während Magali de Silvestre bereits mit wehendem Umhang aus der Kammer eilte.
    Ihre hastigen Schritte polterten in den ersten Stock hinauf, und die Balken der Decke knirschten, als sie sich oben in einem Raum zu schaffen machte. Dann flog sie förmlich wieder in die Stube.
    »Hier! Ist das Euer Eigentum?«
    Oliviane starrte fassungslos auf die Handfläche ihrer Beschützerin. Sie schloss die Lider und öffnete sie von neuem, aber das Bild blieb gleich. Eine blassgelbe Alabasterdose mit Heckenrosenmotiv auf dem Deckel! Ein solches Stück konnte es nicht zweimal geben! »Woher habt Ihr das?«
    »Die Dose lag vor meiner Haustür, nachdem Ihr so schwer gestürzt wart«, berichtete die Dame mit hochrotem Gesicht und völlig außer Atem. »Ehrlich gesagt, ich habe sie einfach aufgehoben und in die nächstbeste Truhe getan, um Euch später danach zu fragen. Wie dumm von mir, sie zu vergessen!«
    Zögernd griff Oliviane nach dem Behältnis und löste den Deckel. Der Balsam wirkte schmutzig und roch noch ranziger als zuvor, aber sie grub ohne Zögern ihre Finger in die Masse, bis sie auf den vertrauten Widerstand traf. Oliviane zog den Saphir aus seinem Versteck und sah sich nach einem Tuch um, damit sie ihn säubern konnte. Sie konnte ja schlecht ihre Röcke dazu verwenden.
    Dame Magali waren solche Skrupel fremd. Sie besorgte die Reinigung mit einem ihrer Unterröcke. Kurze Zeit später hielt sie einen ovalen, fein geschliffenen Saphir von der erstaunlichen Größe eines Wachteleis in der Hand. Sein bläuliches Feuer fing die Flammen im Kamin ein und sprühte einer Sonne gleich kleine blaue Sterne durch den Raum.
    »Heilige Mutter Gottes!«, murmelte die Dame, und das Juwel wäre ihr fast aus der Hand gefallen, wenn Oliviane nicht schnell zugegriffen hätte.
    »Man sagt, das Kreuz von Ys hat König Gradlon gehört«, erzählte sie weiter. »Mutter Elissa hielt sowohl die Sage als auch das Kreuz für Teufelswerk. Sie wollte es zerstören, um seine Macht für immer zu brechen. Aber wenn das Kreuz wirklich diese Kraft besitzen sollte, trägt jedes Einzelteil davon einen Bruchteil dieser Macht in sich.«
    Die junge Frau schloss die Finger um den Edelstein und fühlte die scharfen geschliffenen Kanten, die sich in ihre Handfläche drückten. Es kam ihr so vor, als ginge von dieser Berührung ein Zauber aus, ein vibrierender Strom, der in ihren Körper überging. War es eine Aufforderung? Wozu? Was hatte es zu bedeuten, dass ihr das Schicksal diesen Stein zurückgegeben hatte? Was sollte sie tun?
    »Meint Ihr nicht, dass es an der Zeit ist, mir alles zu erzählen?«, drang Dame Magalis Stimme in Olivianes Gedanken. »Wie soll ich Euch raten oder helfen, wenn Ihr mir immer nur Bruchstücke mitteilt. Wie seid Ihr in das Kloster von Sainte Anne gekommen, und warum habt Ihr es verlassen, Demoiselle de Rospordon?«
    Für einen Moment sah es so aus, als wollte Oliviane weiter leugnen und schweigen, dann entschied sie sich für das Gegenteil. Sie heftete ihre großen traurigen Augen auf die Amme des Herzogs und begann leise: »Es ist keine schöne Geschichte, aber Ihr sollt sie hören. Mein richtiger Name ist Oliviane Marie Angelique de Rospordon ...«

18. Kapitel
    »Zum Donnerwetter, das ist eine so unglaubliche Geschichte, dass ich geneigt bin, sie für wahr zu halten. Keine Menschenseele könnte so etwas erfinden!«
    Dame Magali de Silvestre nickte; sie konnte die Zufriedenheit nicht verbergen, die sie erfüllte. Sie faltete die Hände vor ihren Röcken und wartete darauf, welche weiteren Schlüsse der Herzog aus den Informationen zog, die sie ihm gebracht hatte.
    »Hat sie erwähnt, wie sie sich ihr Leben künftig vorstellt?«
    »Sie wäre bereit, Euch diesen Stein zu übergeben«, brachte Dame Magali kurz entschlossen ihr stärkstes Argument in die Verhandlungen ein.
    »Das klingt, als würde sie Bedingungen daran knüpfen?«, erkannte Jean de Montfort mit wachem Verstand.
    »In der Tat. Ich sage es Euch ehrlich: Es sind Bedingungen, die mir nicht gefallen. Das Mädchen möchte wieder in ein Kloster eintreten

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