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Oliviane – Der Saphir der Göttin

Oliviane – Der Saphir der Göttin

Titel: Oliviane – Der Saphir der Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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das Herz schwer macht! Denkt Ihr denn, Ihr seid die Einzige, die in diesem Land Kummer hat?«
    Oliviane sah betroffen auf, und Dame Magali nutzte die unverhoffte Gelegenheit, ihr eine neuerliche Predigt zu halten.
    »Wie soll es denn weitergehen, wenn ein jeder nur an sich selbst denkt und nicht einmal den Mut aufbringt, das eigene Leben in ordentliche Bahnen zu lenken?«, fragte sie und stemmte die Arme in die Hüften. »Denkt Ihr, es fällt beispielsweise unserem Herzog leicht, mit einem Schurken wie diesem Paskal Cocherel zu paktieren, nur damit unser Land endlich Frieden bekommt? Ein jeder muss Kompromisse eingehen und seinen Weg finden. Nur in unseren Träumen ist alles gerade, gerecht und unanfechtbar. Wenn sie der Wahrheit entsprächen, würde unser Herr das Kreuz von Ys mit den Sternen von Armor tragen und dem ganzen Land damit augenfällig beweisen, dass alles seine Ordnung hat. In Wahrheit ist es aber so, dass keiner so richtig an dieses sagenhafte Kreuz glauben kann und dass Seine Gnaden das Ziel wohl mit eigener Tüchtigkeit und Gerechtigkeit erreichen muss, weil es keine Wunder gibt.«
    »Ihr könnt ruhig daran glauben«, widersprach Oliviane und nahm den Fuß vom Spinnrad. »Es gibt das Kreuz von Ys. Die Nonnen von Sainte Anne d’Auray haben es über die Jahrhunderte hinweg gehütet.«
    Dame Magali vergaß den geplanten Kirchgang und runzelte die Stirn. »Jetzt macht Ihr Euch zu allem Überfluss auch noch lustig über mich, nicht wahr?«
    »Nein«, Oliviane schüttelte den Kopf. »Das würde ich nicht wagen. Ich spreche die Wahrheit.« Sie hatte keinen Grund mehr, das Geheimnis zu wahren, denn sie besaß den Stern von Armor ja ohnehin nicht mehr. Wer konnte schon sagen, wo sich das Salbendöschen jetzt befand, das sie bei ihren Abenteuern verloren hatte? Vielleicht hatte Fanny es gefunden, oder es lag irgendwo unbeachtet und vergessen.
    »Es ist zu viel Blut geflossen, um Scherze darüber zu machen«, fuhr sie nach einem tiefen Atemzug fort. »Weil er wusste, dass sich das Kreuz von Ys bei den Nonnen von Sainte Anne befand, hat der Herzog von St. Cado das Kloster überfallen und jene Frauen getötet, die nicht rechtzeitig fliehen konnten. Aber er kam zu spät. Mutter Elissa hatte das Kreuz zerstört, ehe er ankam, und die Sterne von Armor in alle Winde zerstreut. Ich selbst habe auch einen davon besessen. Den blauen Saphir!«
    »Gütiger Himmel!«, schnaufte die Amme des Herzogs perplex und ließ sich so schwer auf die nächstbeste Truhe fallen, dass das geschnitzte Möbel in den Eisenbändern ächzte. »Wenn das stimmt ...«
    »Ihr dürft mir glauben«, behauptete das Mädchen am Spinnrad. »Ich habe den Saphir stets bei mir getragen – in einem Versteck, von dem ich dachte, dass es vollkommen sicher wäre. Aber ich habe an so vieles geglaubt, das am Ende nicht gestimmt hat ...«
    »Was soll das heißen?« Dame Magali stemmte sich wieder hoch und machte den Anschein, Oliviane an den Schultern packen und schütteln zu wollen.
    Die zuckte lediglich mit den Schultern und wunderte sich im stillen selbst darüber, dass sie nicht mehr als ein flüchtiges Bedauern darüber empfand, das Kleinod verloren zu haben. Der Stein war so viel wert wie das Lösegeld für einen König, aber was hätte sie schon damit anfangen können? Das Leben des Schwarzen Landry konnte sie nicht zurückkaufen!
    »Am Ende habe ich das Juwel samt seinem ach so klugen Versteck verloren«, erzählte sie niedergeschlagen. »Einer Salbendose aus Alabaster, die ich von meiner Mutter geerbt hatte. Niemand kam auf die Idee, den Saphir unter halb ranzigem Ringelblumenbalsam zu suchen. Vermutlich wird er dort bleiben, bis irgend jemand das Gefäß aus purem Zufall zerschlägt ...«
    »Eine Salbendose aus Alabaster?« Dame Magali hob alarmiert den Kopf. »Könnt Ihr mir das Gefäß vielleicht ein wenig genauer beschreiben?«
    Oliviane sah keinen Sinn darin, aber wenn ihrer Gastgeberin so viel daran lag, die Einzelheiten zu wissen, dann konnte sie ihr diesen Gefallen tun.
    »Es war eine runde Dose aus milchigem Alabaster, kaum größer als ein Augustapfel. Den Deckel zierte eine geschnitzte Heckenrose, und er saß sehr fest, weil er ein wenig klemmte.« Oliviane sah auf ihre Hände, deren rötliche Male von der Arbeit am Spinnrad zeugten. »Ich dachte, mit Hilfe des Sterns von Armor würde es mir gelingen, den Namen der Rospordons wieder zu alten Ehren zu bringen. Aber nicht einmal das habe ich vollbracht ...«
    Es fiel ihr nicht auf, dass sie

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