Olympiareife Nummern
wäre ich ja fast schwach geworden ... ich hab's ihm angesehen, er wollte mich in den Arm nehmen. Und bestimmt nicht nur das! Ich hab' doch auch gemerkt, dass er mich extrem begehrlich angestarrt hat und ich weiß genau, was da in seinem Kopf abging ... seine Gedanken waren so plastisch wie seine Boxershorts. Es kostete mich ziemliche Überwindung, nicht einfach zu sagen: „Los, komm'!" Was normalerweise der
Fall gewesen wäre ... Vielleicht ist's gar nicht mal schlecht so, wie ich's vorgeschlagen habe. No sex between us. Sex? Schon denke ich an Patrick. Er war wirklich süß. Um viertel nach fünf schleppte er mich in die Küche und dort wollte er mir unbedingt was zu essen machen. Spiegelei braten oder so 'n Ekelkram. (Ich mach mir nichts aus Spiegeleiern! Ich hab' immer das Gefühl, dass die mir ewig im Magen liegen ... äh, eklig!)
„Nee", sagte ich lachend, „so früh am Morgen ess ich so was nicht!" (Höflich, was?) „Haste vielleicht ein bisschen Obst?" Er fand 'ne Banane und ein Apfel, die wir brüderlich teilten.(„Nur einen Apfel?", dachte ich enttäuscht. „Wohl strenge Rationierung bei Obstbauers. Na ja, von nichts kommt nix!") Nebeneinander saßen wir auf der Eckbank in der Küche - übrigens auch hier gelaugte Kiefer ... mit abgerundeten Kanten, es fehlten bloß noch die dänischen Flaggen, dann hätte ich mich wie im Möbelspeicher in Buxtehude gefühlt, da hat sich Renate einen Sessel und einen Beistelltisch gekauft, ich war ihr Träger und Fahrer gewesen ... Tati hatte keine Zeit an dem Tag, was wahrscheinlich auch gut war, denn dem wäre womöglich wieder ein Missgeschick passiert. Gleich auf dem Parkplatz wäre ihm der neue Sessel in ein frisches Häufchen Hundekacke gerutscht oder so. Ich kenn ihn doch! Wo war ich? Ach so, ja, Patrick! Also am liebsten hätte er bei unserem kleinen Frühstück auf meinem Schoß gesessen, glaube ich. Und wenn er kleiner gewesen wäre, hätte er es bestimmt glatt gemacht. „Das war so toll", schwärmte er immer wieder und konnte es nicht lassen, mich zu befummeln, „also im Augenblick steht's 80 : 20!"
Und seine Küsse ... der hat schwer was gelernt in dieser Nacht! Es hätte nicht viel gefehlt und wir hätten in der Küche Blödsinn gemacht.
„Ich muss echt nach Hause", sagte ich um fünf nach halb sechs und riss mich schweren Herzens von ihm los. „Tschüss, mein Kleiner!", sagte ich draußen und er beugte sich zu mir runter, um mich zum Abschied noch einmal mit seinen neuerworbenen Kusskenntnissen zu beeindrucken.
Beim Frühstück flachse ich mit Christoph rum und beobachte dabei verstohlen Jan und spüre, dass ich ganz schön Sehnsucht nach ihm kriege. Ich kann einfach seine ganze Art und seinen trockenen Humor total gut ab! „Noch bin ich wach, mal sehen, wann ich abstürze", denke ich. „Keine Stunde Ruhe gekriegt heute Nacht und gestern auch nur dieser nervöse Etappen-Schlaf..." Die Kinder sagen „tschüss", und gehen raus, Jan nimmt seinen Autoschlüssel und wir gucken uns an. „Mach's gut", sagt er sehr zärtlich. Mir wird ganz warm dabei. Seine Hand zuckt, aber dann steckt er sie in die Hosentasche.
„Bist du heute Abend da?", fragt er. „Glaub schon ... und du?", frage ich zurück. „Ja. Wollen wir zusammen laufen?" „Okay ... bis dann", sage ich. „Nick..."
"Im Urlaub, Jan", unterbrech' ich ihn, „okay?"
Er seufzt. „Okay", sagt er. Dieser letzte Blick von ihm tat
echt gut.
Der übliche Morgenablauf.
Lily wecken, für sie Frühstück machen, ihr noch ein bisschen vorlesen, dann müssen wir uns auch schon beeilen. Normalerweise bringe ich sie immer mit dem Rad zum Kindergarten, aber heute sehe ich vor dem Losfahren noch mal auf die Tafel, die bei uns in der Küche hängt, und ich stelle fest, dass ich Großeinkauf machen muss.
Auf der „roten" Seite stehen diverse Artikel, die dringends gekauft werden müssen. Katharina hatte mich heute Morgen extra noch gebeten - heute! - einzukaufen. „Ich hab' nur noch zwei o.b's ... normal, bitte", und Arnie braucht Hundefutter. Und das nicht zu knapp. Also nehmen wir das Auto. „Ich bin ganz schön müde", denke ich im Supermarkt, „zuhause leg' ich mich erst mal hin." Wieder zurück, räume ich alles aus, während Arnie hoffnungsvoll um mich rumspringt. Der arme Kerl braucht seinen Morgenspaziergang! „Na gut, aber danach", denke ich und ich radle mit ihm los. Es ist schon fast halb elf, als wir endlich wieder zu Hause sind. Ich will nur noch pennen. Gehe noch mal auf's Klo und dann
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