Olympos
unterschied – diese Maschine war größer, schwerer und dunkler, ein Onyxsarg, der lediglich über dem G e sicht des Insassen oder der Insassin durchsichtig war. Zahllose Kabel, Schläuche, Leitungen und Rohre verbanden ihn mit einer noch größeren Onyxmaschine ohne jegliche Instrumente oder A n zeigen. Der starke Geruch in dem Raum erinnerte Harman an die Luft kurz vor einem schweren Gewitter.
Ariel berührte eine Druckplatte an der Seite der Zeitarche, und der lange Deckel glitt mit einem Zischen auf. Die Polster im I n nern waren abgenutzt und ausgeblichen, doch man sah noch i m mer die eingeprägten Umrisse eines Mannes von N o mans Größe.
Harman sah Hannah an. Sie zögerten nur eine Sekunde, dann legten sie Odysseus-Nomans Körper in die Arche.
Ariel machte Anstalten, den Deckel zu schließen, aber Ha n nah trat rasch näher heran, beugte sich in die Arche und küsste Ody s seus sanft auf die Lippen. Dann trat sie zurück. Der D e ckel schloss sich mit einem unheilvollen Zischen.
Im selben Moment erschien eine bernsteingelbe Kugel zw i schen der Arche und der dunklen Maschine.
»Was hat das zu bedeuten?«, fragte Hannah. »Wird er am L e ben bleiben?«
Ariel zuckte anmutig die schmalen Schultern. »Ariel ist das let z te aller Lebewesen, die das Innerste einer bloßen Maschine ke n nen. Doch diese Maschine entscheidet binnen dreier Umdrehu n gen unserer Welt über das Schicksal ihrer Insassen. Kommt, wir müssen gehen. Die Luft hier wird bald so dick und übel riechend sein, dass man sie nicht mehr atmen kann. Wieder hinauf ins Licht; dort werden wir uns unterhalten wie ziv i lisierte Wesen.«
»Ich lasse Odysseus nicht allein«, widersprach Hannah. »Wenn wir spätestens in zweiundsiebzig Stunden wissen, ob er am Leben bleiben oder sterben wird, dann bleibe ich hier, bis wir es wissen.«
»Du kannst nicht hier bleiben«, sagte Petyr ungehalten. »Wir müssen die Waffen suchen und so schnell wie möglich nach Ardis zurück.«
Die Temperatur in dem stickigen Alkoven stieg rasch. Harman spürte, wie ihm unter seinem Kittel der Schweiß über die Rippen lief. Der gewittrige Brandgeruch war jetzt sehr stark. Hannah rückte einen Schritt von ihnen ab und ve r schränkte die Arme vor der Brust. Es war offensichtlich, dass sie vorhatte, bei der Krippe zu bleiben.
»Du wirst hier sterben und diese stinkende Luft mit deinen Seufzern kühlen«, sagte Ariel. »Doch wenn du das Leben oder den Tod deines Geliebten zu überwachen wünschst, komm her zu mir.«
Hannah gehorchte. Sie ragte über der schwach leuchtenden G e stalt Ariels auf.
»Gib mir deine Hand, Kind«, sagte Ariel.
Hannah streckte wachsam die Hand aus. Ariel nahm sie, legte sie an seine oder ihre grüne Brust und stieß sie dann tief hinein. Hannah sog hörbar die Luft ein und versuchte, die Hand wegz u ziehen, doch gegen Ariels Kraft war sie machtlos.
Bevor Harman oder Petyr sich in Bewegung setzen konnten, w a ren Hannahs Hand und Unterarm wieder frei. Die junge Frau starrte entsetzt auf einen grüngoldenen Klumpen in ihrer Faust. Vor den Augen der drei Menschen verflüssigte sich das Organ und schien in Hannahs Handfläche zu fließen, bis es verschwu n den war.
Hannah schnappte erneut nach Luft.
»Das ist nur ein Anzeigeinstrument«, sagte Ariel. »Wenn sich der Zustand deines Geliebten ändert, wirst du es nun erfa h ren.«
»Auf wel che Weise?«, fragte Hannah. Harman sah, dass das Mädchen bleich war und schwitzte.
»Du wirst es erfahren«, wiederholte Ariel.
Sie folgten der fahl leuchtenden Gestalt in den grünen Buckyglas-Korridor hinaus und dann wieder die Treppe hi n auf.
Niemand sprach ein Wort, während sie Ariel durch Gänge, über stehende Rolltreppen und dann durch eine Helix kleiner Kugeln an der Unterseite des großen Hängekabels in einen gläsernen Raum folgten, der an der Querstrebe aus Beton und Stahl hoch oben am Südturm befestigt war. Draußen an diesem horizontalen Segment der Brücke warfen sich Voynixe lautlos gegen die grüne Wand, versuchten sich daran festzukrallen und an ihr hochz u krabbeln, fanden jedoch weder einen Zugang noch einen Halt. Ariel schenkte ihnen keine Beachtung, wä h rend er oder sie die drei Menschen zum größten Raum in dieser Kette kleiner Kugeln führte. Hier gab es Tische, Stühle und A r beitsplatten mit darin eingelassenen Maschinen.
»Ich erinnere mich an diesen Raum«, sagte Harman. »In uns e rer einen Nacht auf der Brücke haben wir hier zu Abend gege s sen. Odysseus hat
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