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Olympos

Titel: Olympos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Caliban?«
    »O ja«, sagte Ariel. »Ein Schurke, den ich nur ungern sehe.«
    »Weißt du, ob Caliban wieder auf der Erde ist?«, setzte Harman nach. Er wünschte, Daeman wäre hier.
    »Du weißt, es ist die Wahrheit«, sagte Ariel. »Er sucht die ganze Erde in seinen alten schmutzbedeckten Tümpel zu ve r wandeln und den gefrorenen Himmel zu seiner Zelle zu m a chen.«
    Den gefrorenen Himmel zu seiner Zelle, dachte Harman. »Cal i ban ist also mit diesem Setebos im Bunde?«, fragte er laut.
    »Ja.«
    »Warum hast du dich uns gezeigt?«, fragte Hannah. Im Blick der schönen jungen Frau lagen noch immer Kummer und B e sorgnis, aber sie hatte Ariel das Gesicht zugewandt.
    Ariel begann zu singen.
     
    »Wo di e Biene trinkt, dort trink ich,
    In den Kelch der Primel sink ich.
    Bis Eulen schrein, ruh ich dort aus,
    Dann flieg ich auf der Fle dermaus
    Dem Sommer nach in Sau s und Braus!
    In Saus und Braus leb ich lustig und steig
    Auf zu den Blüten, die hängen am Zweig!«
     
    »Das Wesen ist verrückt«, sagte Petyr. Er stand abrupt auf und ging zur brückenseitigen Wand hinüber. Drei Voynixe spra n gen nach ihm, trafen auf das Feld über dem Buckyglas und stürzten in die Tiefe. Einem von ihnen gelang es, seine Klingen in den Br ü ckenbeton zu schlagen und den Sturz abzufangen. Die anderen beiden verschwanden unten in den Wo l ken.
    Ariel lachte leise. Dann weinte er oder sie. »Unser aller Erde wird belagert. Der Krieg ist zu uns gekommen. Savi ist tot. Ody s seus liegt im Sterben. Setebos würde liebend gern alles töten, was ich bin, woher ich komme und was ich mit meiner Existenz schü t ze. Ihr Altmenschen seid entweder Feinde oder Verbündete … ich entscheide mich für Letzteres. Ihr habt in dieser Sache kein Stimmrecht.«
    »Wirst du uns helfen, die Voynixe, Caliban und dieses Set e bos-Geschöpf zu bekämpfen?«, fragte Harman.
    »Nein – ihr werdet mir helfen.«
    »Wie?«, fragte Hannah.
    »Ich habe Aufgaben für euch. Zunächst einmal: Ihr seid hier, um Waffen zu suchen … «
    »Ja!«, sagten Hannah, Petyr und Harman unisono.
    »Die zwei, die bleiben, werden sie in einem geheimen Raum am Fuß des Südturms finden, hinter den alten, toten Rechenmasch i nen. Auf der undurchsichtigen grünen Glaswand werdet ihr einen Kreis mit einem Pentagramm darin sehen. Sagt einfach › Öffne dich ‹ , und ihr findet den Raum, in dem der liste n reiche Odysseus und die arme, tote Savi ihre kleinen Spielsachen aus dem Unte r gegangenen Zeitalter versteckt haben.«
    »Du hast gesagt, die zwei, die bleiben?«, sagte Petyr.
    »Einer von euch dreien sollte mit dem Sonie nach Ardis Hall z u rückfliegen, bevor dieses Ardis fällt«, sagte Ariel. »Der zweite sollte hier bleiben und Odysseus pflegen, sofern er nicht stirbt, denn er allein kennt Sycorax ’ Geheimnisse, weil er einst mit ihr das Lager geteilt hat – und niemand teilt das Lager mit Sycorax, ohne eine Veränderung durchzumachen. Der dritte kommt mit mir.«
    Die drei sahen einander an. Der starke Regen und das trübe Licht erweckten den Eindruck, als befänden sie sich tief unter Wasser und sähen sich durch ein kaltes grünes Halbdunkel an.
    »Ich bleibe«, sagte Hannah. »Das hatte ich ohnehin schon b e schlossen. Wenn Odysseus erwacht, sollte jemand hier sein.«
    »Ich fliege mit dem Sonie zurück«, sagte Harman. Er wand sich innerlich angesichts seiner Feigheit, aber zugleich war es ihm vö l lig egal. Er musste nach Hause, zu Ada.
    »Ich komme mit dir, Ariel«, sagte Petyr und trat näher an die zarte, kleine Gestalt heran.
    »Nein«, sagte er oder sie.
    Die drei Menschen sahen einander an und warteten.
    »Nein, es muss Harman sein, der mit mir kommt«, erklärte Ariel. »Wir werden dem Sonie sagen, dass es Petyr schnurstracks heimbringen soll, aber nur halb so schnell, wie ihr gekommen seid. Die Maschine ist alt, und man sollte ihr nicht o h ne triftigen Grund die Sporen geben. Harman muss mit mir kommen.«
    »Warum?«, fragte Harman. Er würde nirgendwohin gehen, a u ßer heim zu Ada – das stand für ihn fest.
    »Weil es dir bestimmt ist, zu ertrinken«, sagte Ariel, »und weil das Leben deiner Frau und deines Kindes von deinem Schicksal abhängen. Und heute ist es dir bestimmt, mit mir zu kommen.« Mit diesen Worten hob Ariel schwerelos vom Boden ab, schwebte über ihnen und stieg empor, bis er oder sie knapp zwei Meter über dem Tisch in der Luft stand, ohne dass sein oder ihr schwa r zer Blick auch nur eine Sekunde lang von Harmans Gesicht wich,

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