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Olympos

Titel: Olympos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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’ Stück«, sagt Mahnmut, »war Achilles ’ Sohn N e optolemos eine zentrale Figur. Aber er ist seinem Vater zu dessen Lebzeiten nicht begegnet. Sag mir nicht, dass er auch hier ist?«
    »Nicht dass ich wüsste. Nur Philoktetes. Und sein Bogen.«
    »Und nun hat Oinone ihn beschuldigt, Paris getötet zu h a ben.«
    »Jawoll.« Hockenberry wirft noch ein paar Scheite Holz ins Fe u er. Funken wirbeln im Wind und steigen zu den Sternen empor. Draußen über dem Meer ist der Himmel ganz schwarz; dort zi e hen Wolken auf. Hockenberry schätzt, dass es noch vor dem Mo r gen regnen könnte. In manchen Nächten schläft er hier oben – mit seinem Rucksack als Kissen und seinem U m hang als Decke –, aber heute Nacht nicht.
    »Aber wie ist es Philoktetes gelungen, in die Langsame Zeit überzugehen?«, fragt Mahnmut. Der Moravec steht auf und geht im Dunkeln zum zerklüfteten Rand der Plattform. A n scheinend hat er keine Angst davor, mehr als dreißig Meter in die Tiefe zu stürzen. »Die Nanotechnologie, die diesen Übe r gang ermöglicht, ist doch vor diesem Zweikampf nur Paris injiziert worden, stimmt ’ s?«
    »Das musst du doch wissen«, sagt Hockenberry. »Ihr M o ravecs habt Paris schließlich mit den Nanodingern geimpft, damit er g e gen den Gott kämpfen konnte.«
    Mahnmut kommt zum Feuer zurück, bleibt jedoch stehen. Er streckt die Hände aus, als wollte er sie an den Flammen wä r men. Vielleicht wärmt er sie wirklich, denkt Hockenberry. Er weiß, dass einzelne Teile der Moravecs organisch sind.
    »Einige der anderen Helden – Diomedes zum Beispiel – haben noch Langsamzeit-Nanocluster im Körper, die Athene oder e i ner der anderen Götter ihnen damals injiziert hat«, sagte Mahnmut. »Aber du hast Recht, nur bei Paris sind sie vor zehn Tagen für den Zweikampf mit Apollo aufgefrischt worden.«
    »Und Philoktetes war während der letzten zehn Jahre nicht hier«, sagt Hockenberry. »Aus welchem Grund sollte ihn also e i ner der Götter mit den Langsamzeit-Nanomemen beschle u nigt haben? Und es ist eine Beschleunigung, keine Verlangs a mung der Zeit, stimmt ’ s?«
    »Stimmt«, sagt der Moravec. » › Langsame Zeit ‹ ist eine falsche Bezeichnung. Dem Langsamzeit-Reisenden kommt es so vor, als wäre die Zeit stehen geblieben – als wäre alles und jeder in Ber n stein erstarrt –, aber in Wirklichkeit wird der Körper auf ein wahnwitziges Tempo beschleunigt, sodass er in Milliseku n den reagiert.«
    »Wieso verbrennt der Betreffende nicht einfach?«, fragt Hocke n berry. Er hätte Apollo und Paris in die Langsame Zeit folgen kö n nen, um sich den Kampf anzusehen – und wenn er an jenem Tag hier gewesen wäre, hätte er das auch getan. Die Gö t ter hatten sein Blut und seine Knochen genau zu diesem Zweck mit Nanomemen durchsetzt, und er war viele Male in die Langsame Zeit gegangen, um den Göttern dabei zuzusehen, wie sie einen ihrer achäischen oder trojanischen Helden auf den Kampf vorbereiteten. »Durch die Reibung«, setzt er hinzu. »Mit der Luft oder womit auch i m mer … « Er brach lahm ab. Wissenschaft war nicht seine starke Se i te.
    Mahnmut nickt jedoch, als hätte der Scholiker etwas Kluges g e sagt. »Der Körper des Langsamzeit-Beschleunigten würde tatsäc h lich verbrennen – schon allein wegen der inneren Hitze –, wenn die maßgeschneiderten Nanocluster sich darum nicht ebenfalls kümmern würden. Das gehört alles zum nanogenerierten Kraf t feld des Körpers.«
    »Wie bei Achilles?«
    »Ja.«
    »Könnte Paris nicht dadurch verbrannt sein?«, fragt Hockenbe r ry. »Durch irgendeine Nanotech-Fehlfunktion?«
    »Sehr unwahrscheinlich.« Mahnmut setzt sich auf den klein e ren Steinblock. »Aber weshalb sollte dieser Philoktetes Paris töten? Welches Motiv könnte er haben?«
    Hockenberry zuckt die Achseln. »In den nicht-homerischen G e schichten über Troja – denen, die nicht aus der Ilias stammen – ist es Philoktetes, der Paris tötet. Mit seinem Bogen … und einem vergifteten Pfeil. Genau wie Oinone es beschrieben hat. Homer spricht sogar davon, dass Philoktetes geholt wurde, um die Pr o phezeiung zu erfüllen, dass Ilium nur fallen werde, wenn er mit von der Partie sei – im zweiten Gesang, glaube ich.«
    »Aber die Trojaner und Griechen sind jetzt Verbündete.«
    Hockenberry muss lächeln. »Mit Ach und Krach. Du weißt so gut wie ich, dass sich in beiden Lagern Verschwörungen und R e bellionen zusammenbrauen. Niemand außer Hektor und Achilles ist glücklich über diesen

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