Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Olympos

Titel: Olympos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
Vom Netzwerk:
Krieg mit den Göttern. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es zu einer weiteren Rebellion kommt.«
    »Aber Hektor und Achilles bilden ein nahezu unschlagbares Team. Und es gibt Zehntausende von Trojanern und Achäern, die loyal zu ihnen stehen.«
    »Bis jetzt«, sagt Hockenberry. »Aber vielleicht haben die Gö t ter selbst intrigiert.«
    »Indem sie Philoktetes geholfen haben, in die Langsame Zeit zu gehen? Aber wozu? Wenn sie Paris tot sehen wollten, hätten sie ihn gemäß Ockhams Rasiermesser einfach von Apollo töten lassen können. Es haben ja ohnehin alle geglaubt, dass er es war. Bis he u te. Bis zu Oinones Anklagen. Warum sollten sie ihn von einem Griechen ermorden lassen … « Er hält inne und sagt dann leise: »Ah, ja.«
    »Genau«, sagt Hockenberry. »Die Götter wollen die nächste Meuterei beschleunigen. Sie wollen Hektor und Achilles aus dem Weg schaffen, dieses Bündnis zerstören und die Griechen und Trojaner dazu bringen, sich wieder gegenseitig abz u schlachten.«
    »Deshalb das Gift«, sagt der Moravec. »Damit Paris gerade noch lange genug lebt, um seiner Frau – seiner ersten Frau – zu erzä h len, wer ihn in Wirklichkeit getötet hat. Jetzt werden die Trojaner Rache nehmen wollen, und selbst die Griechen, die Achilles g e genüber loyal sind, werden kampfbereit sein, um sich zu verteid i gen. Sehr geschickt. Sind heute noch mehr so interessante S a chen passiert?«
    »Agamemnon ist wieder da.«
    »Kein Scheiß?«, sagt Mahnmut.
    Ich muss mal mit ihm über sein umgangssprachliches Vokabular r e den, denkt Hockenberry. Das ist ja, als würde ich mit einem meiner Ers t semester damals an der Uni sprechen.
    »Ja, richtig, kein Scheiß«, sagt Hockenberry. »Er ist ein oder zwei Monate früher von seiner Heimreise zurückgekommen und hat ein paar wirklich überraschende Neuigkeiten mitg e bracht.«
    Mahnmut beugt sich erwartungsvoll vor. Oder zumindest inte r pretiert Hockenberry einen erwartungsvollen Ausdruck in die Körpersprache des kleinen humanoiden Cyborgs hinein. Das gla t te Gesicht aus Metall und Kunststoff zeigt nichts als die Wide r spiegelung des Feuers.
    Hockenberry räuspert sich. »Die Menschen in seiner Heimat sind fort«, sagt er. »Einfach verschwunden.«
    Hockenberry hat mit einem Ausruf der Überraschung gerec h net, aber der kleine Moravec wartet stumm.
    »Sie sind alle weg«, fährt Hockenberry fort. »Nicht nur in M y kene, wohin Agamemnon zuerst gefahren ist – nicht nur seine Frau, Klytämnestra, und sein Sohn, Orestes, sowie der ganze Rest dieses Ensembles, sondern alle. Menschenleere Stä d te. Speisen, die ungegessen auf dem Tisch standen. Pferde, die in den Ställen ve r hungerten. Hunde, die auf leeren Feuerstellen vor Gram vergi n gen. Kühe, die ungemolken auf der Weide standen. Ungeschorene Schafe. Überall auf dem Peloponnes und dahinter, wo Agame m non mit seinen Schiffen angelegt hat – Menelaos ’ Königreich L a kedämonien, leer. Odysseus ’ Ithaka, leer.«
    »Ja«, sagt Mahnmut.
    »Moment mal«, sagt Hockenberry. »Du bist nicht im Minde s ten überrascht. Du hast es gewusst. Ihr Moravecs wusstet, dass sich die griechischen Städte und Königreiche geleert hatten. Wieso?«
    »Meinst du, woher wir das wussten?«, fragt Mahnmut. »Ganz einfach. Wir haben diese Orte seit unserer Ankunft von der Er d umlaufbahn aus im Auge behalten. Wir haben ferngesteuerte Drohnen runtergeschickt, um Daten aufzuzeichnen. Auf di e ser Erde, dreitausend Jahre vor deiner Zeit – das heißt, dreita u send Jahre vor dem zwanzigsten und einundzwanzigsten Jah r hundert –, gibt es eine Menge zu lernen.«
    Hockenberry ist sprachlos. Ihm ist noch nie der Gedanke g e kommen, dass die Aufmerksamkeit der Moravecs noch etwas a n derem gelten könnte als Troja und den umliegenden Schlachtfe l dern, dem Verbindungsloch, dem Mars, dem Oly m pus Mons, den Göttern, vielleicht ein oder zwei marsianischen Monden … lieber Himmel, reicht das etwa nicht?
    »Wann sind sie … verschwunden?«, bringt er schließlich he r aus. »Agamemnon erzählt allen, die zurückgelassenen Speisen seien teilweise noch genießbar gewesen.«
    »Das hängt vermutlich davon ab, wie man › genießbar ‹ def i niert. Unseren Überwachungsgeräten zufolge sind die Menschen ung e fähr vor viereinhalb Wochen verschwunden. Gerade als Ag a memnons kleine Flotte sich dem Peloponnes näherte.«
    »Heilige Mutter Gottes«, flüstert Hockenberry.
    »Ja.«
    »Habt ihr gesehen, wie sie verschwunden sind? Mit euren

Weitere Kostenlose Bücher