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Olympos

Titel: Olympos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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macht ihm nichts aus, dass die kleine Maschinenperson hinter ihm denken wird, er hätte den Verstand verloren. Ich habe den Ve r stand verloren. Das ist Wahnsinn. Wenn ich nicht schon früher von di e sem verdammten Sims gesprungen bin, dann zum Teil de s halb, weil es mir wie eine Pflichtverletzung vorkäme … als müsste ich weiter beobac h ten, als wäre ich immer noch ein Scholiker und müsste der Muse Bericht erstatten, die ihrerseits den Göttern Bericht ersta t tet. Ich habe total den Verstand verloren. Ihm ist nicht zum ersten Mal zum Weinen z u mute, auch nicht zum fünfzigsten Mal.
    »Kommst du mit uns zur Erde, Hockenberry?«, fragt Mah n mut leise.
    »Ja, klar, verdammt, warum nicht? Wann?«
    »Wie wär ’ s mit jetzt gleich?«
    Die Hornisse muss lautlos hundert Meter oder mehr über ihnen gehangen haben, aber mit ausgeschalteten Navigation s lichtern. Jetzt stößt die schwarze, stachelige Maschine so plöt z lich aus der Dunkelheit herab, dass Hockenberry beinahe vom Rand des Ba u werks fällt.
    Eine besonders starke Bö hilft ihm, das Gleichgewicht zu wa h ren, und er tritt vom Rand zurück, als eine mit Stufen ve r sehene Rampe summend aus dem Bauch der Hornisse herabf ä hrt und mit einem dumpfen Laut auf dem Stein aufsetzt. H o ckenberry sieht ein rotes Leuchten im Inneren des Schiffes.
    »Nach dir«, sagt Mahnmut.
     

6
    Es war kurz nach Sonnenaufgang, und Zeus war allein in der Großen Halle der Götter, als seine Gemahlin, Hera, mit einem Hund an einer goldenen Leine hereinkam.
    »Ist es dieser?«, fragte der Herr der Götter, der brütend auf se i nem goldenen Thron saß.
    »Ja«, sagte Hera. Sie nahm dem Hund die Leine ab. Er setzte sich hin.
    »Hol deinen Sohn«, sagte Zeus.
    »Welchen?«
    »Den großen Handwerker. Den, der Athene so sehr begehrt, dass er ihr Bein umklammert hat, wie dieser Hund es täte, wenn er keine Manieren hätte.«
    Hera wandte sich zum Gehen. Der Hund machte Anstalten, ihr zu folgen.
    »Lass den Hund hier«, sagte Zeus.
    Hera gab dem Hund ein Zeichen, dass er bleiben sollte, und er blieb.
    Der Hund war groß, grau, kurzhaarig und geschmeidig, mit sanften braunen Augen, die irgendwie zugleich einfältig und ve r schlagen dreinschauten. Er begann, hin und her zu laufen, und seine Krallen kratzten über den Marmor, als er mehrmals Zeus ’ goldenen Thron umrundete. Er schnüffelte an den Sand a len und nackten Zehen des Blitzeschleuderers, des Kroniden. Dann kl a ckerte er gemächlich zum Rand des riesigen Holovis i ons-Pools, schaute hinein, sah nichts Interessantes im dunklen Schne e gestrudel an der Oberfläche, verlor das Interesse und wanderte zu einer viele Meter entfernten Säule.
    »Komm hierher!«, befahl Zeus.
    Der Hund schaute sich zu Zeus um und wandte dann den Blick ab. Er schnupperte wie zur Vorbereitung am Fuß der ri e sigen, weißen Säule.
    Zeus pfiff.
    Der Hund hob den Kopf und wandte sich zu ihm um. Seine O h ren zuckten, aber er kam nicht.
    Zeus pfiff erneut und klatschte in die Hände.
    Da kam der graue Hund rasch zu ihm. Er lief mit schaukel n den Bewegungen, hängender Zunge und glücklichem Blick.
    Zeus stieg von seinem Thron herab und tätschelte das Tier. Dann zog er eine Klinge aus seinem Gewand und schnitt dem Hund mit einer einzigen, schwungvollen Bewegung seines kräft i gen Arms den Kopf ab. Der Hundekopf rollte fast bis zum Rand des Bilderpools, während der Körper sofort auf den Marmor sank, die Vorderläufe ausgestreckt, als hätte man ihm befohlen, Platz zu machen, und er würde in Erwartung einer Belohnung gehorchen.
    Hera und Hephaistos betraten die Große Halle und kamen über die endlos weite Marmorfläche näher.
    »Spielst du wieder mit den Haustieren, mein Gebieter?«, fra g te Hera, als sie fast bei ihm war.
    Zeus winkte nur ärgerlich ab, steckte den Dolch in den Ärmel seines Gewands und kehrte zu seinem Thron zurück.
    Hephaistos war stämmig und mit seinen knapp ein Meter ach t zig geradezu zwergenhaft klein für einen Gott. Er hatte starke Ähnlichkeit mit einem großen, haarigen Fass. Außerdem hinkte der Gott des Feuers; er zog sein linkes Bein nach, als w ä re es ein totes Ding, was es auch war. Er hatte einen wilden Haarschopf, einen noch wilderen Bart, der mit den Haaren auf seiner Brust zu verschmelzen schien, und rot geränderte, unstete Augen. Er schien eine Rüstung zu tragen, aber bei genauerem Hinsehen e r kannte man, dass die Rüstung eine kompakte Hülle aus Hunde r ten winziger Schachteln, Säckchen,

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