Olympos
bis Harman – er, der just in di e ser Woche vier Zwanziger und neunzehn Jahre auf dem Buckel gehabt hatte, der Älteste der Alten, die Ada kannte oder jemals gekannt hatte – schon allein durch das Küssen vor teenagerhafter Lust und Err e gung beinahe ohnmächtig wurde.
Sie hatten sich bewegt, während die Kabine in den heftigen Böen schaukelte – zuerst sanft, eine Ewigkeit, wie es schien, dann mit zunehmender Leidenschaft und weniger Zurückha l tung, als Ada ihn drängte, sich gehen zu lassen, als sie sich für ihn öffnete und ihn tiefer in sich hineinzog, ihn küsste und ihn in dem starken Kreis ihrer Arme, ihrer druckvollen Beine und kratzenden Fi n gernägel festhielt.
Und als er gekommen war, hatte er sich für lange Momente, wie es ihm schien, mit vielen Spasmen in sie ergossen. Und Ada hatte mit einer Reihe innerer Kontraktionen reagiert, die sich wie von einem unendlich tiefen Epizentrum aufsteigende Schauer anfüh l ten, bis es ihm so vorkam, als wäre es nicht ihr ganzer Körper, sondern ihre kleine Hand, die sich fester um sein tiefstes Innerstes schloss, den Griff dann etwas löste und wieder verstärkte.
Harman ergoss sich in die Frau, die wie Savi aussah und es doch nicht sein konnte. Er verweilte nicht in ihr, sondern zog sich sofort aus ihr zurück. Sein Herz klopfte von Schuldgefühlen und so e t was wie Entsetzen, noch während er von seiner Liebe zu Ada und seinen Erinnerungen an Ada erfüllt war.
Er rollte sich zur Seite und lag keuchend und unglücklich n e ben dem Körper der Frau auf den metallisch-seidenen Polstern. Die warme Luft strich um sie herum, versuchte, ihn in den Schlaf zu lullen. Harman hatte in diesem Moment das Gefühl, dass er schl a fen könnte – anderthalb Jahrtausende lang, so wie diese Fremde –, schlafen, während seine Welt, seine Freunde und seine einzige, vollkommene, betrogene Geliebte all diesen Gefahren ausgesetzt waren.
Eine leichte Bewegung weckte ihn, ehe er richtig in den Schlaf sinken konnte.
Er schlug die Augen auf, und ihm blieb beinahe das Herz st e hen, als er feststellte, dass die Augen der Frau offen waren. Sie hatte den Kopf gedreht und blickte ihn mit einer kühlen Intell i genz an – einer fast unglaublichen Wachheit, nachdem sie so la n ge geschlafen hatte.
»Wer bist du?«, fragte die junge Frau mit der Stimme der t o ten Savi.
55
Letztendlich lag es nicht nur an Orphus Beredsamkeit, sondern an einer Vielzahl von Faktoren, dass die Moravecs beschlossen, das Atmosphären-Landeboot mit der Dark Lady darin auszuse t zen.
Die Moravecs trafen sich nicht erst nach den von Aste a gue/Che vorgeschlagenen zwei Stunden auf der Brücke, so n dern schon viel früher. Die Ereignisse überschlugen sich geradezu. Zwanzig M i nuten nach ihrer Unterredung draußen auf der Hülle der Queen Mab waren Mahnmut und Orphu wieder auf der Brücke und b e rieten sich per Sprache in der normalen Atmosphäre und Schwe r kraft der Erde auf Höhe des Meere s spiegels mit dem Callistaner Cho Li, Hauptintegrator Asteague/Che, General Beh bin Adee und seinem Leutnant Mep Ahoo, dem ominösen Suma IV . , einem erregten Retrograde Sinopessen und einem halben Dutzend and e rer Moravec-Integratoren und Steinvec-Militärs.
»Diese Nachricht haben wir vor acht Minuten erhalten«, sagte Navigator Cho Li. Fast jeder hatte sie gehört, aber er spielte sie trotzdem noch einmal per Engstrahl ab.
Die Koordinaten dieser Maser-Sendung waren identisch mit d e nen der vorherigen Nachricht – sie kam von dem phobosgr o ßen Asteroiden im Polarring der Erde –, aber diesmal war es keine weibliche Stimme, sondern nur eine Abfolge von Re n dezvous-Koordinaten und Delta-V-Werten.
»Die Dame möchte, dass wir ihr Odysseus direkt an die Hau s tür bringen und keine Zeit damit verschwenden, erst noch die Rüc k seite der Erde zu umrunden«, meinte Orphu.
»Geht das?«, fragte Mahnmut. »Ich meine, können wir so stark abbremsen, dass wir direkt ihre hohe polare Umlaufbahn anste u ern?«
»Ja, wenn wir während der nächsten neun Stunden wieder Atombomben einsetzen und ein Bremsmanöver mit hohen g-Kräften durchführen«, sagte Asteague/Che. »Aber das wollen wir aus einer Reihe von Gründen nicht.«
»Verzeihung«, sagte Mahnmut. »Ich bin bloß ein U-Boot-Fahrer, kein Navigator oder Ingenieur, aber angesichts der schwachen Bremsleistung des Ionenantriebs verstehe ich s o wieso nicht, wie wir unsere Geschwindigkeit reduzieren wo l len. Hatten wir für die letzte Phase des
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