Olympos
Techniker der Moravecs von dieser Ilium-Erde fliehen mussten. Da Achilles nicht mehr da war – er war auf der and e ren Seite des Bran-Lochs geblieben, auf einem nunmehr fernen Mars der Zukunft –, begann der trojanische Krieg von neuem, Zeus verschwand, und in seiner Abwesenheit kamen die Götter und Göttinnen herunter, um an der Seite ihrer jeweiligen Fav o riten zu kämpfen. Eine Zeit lang sah es so aus, als wären Ag a memnons und Menelaos ’ Heere in Troja eingedrungen. Diomedes war drauf und dran, die Stadt einz u nehmen. Dann kam Hektor aus seinem Schmollwinkel – intere s sant, welche Parall e len dieser Teil unserer jüngsten Geschichte zur echten Ilias au f weist, in der Achilles lange schmollend in seinem Zelt saß –, und prompt tötete Priamos ’ Sohn den scheinbar u n verwundb a ren Diomedes im Zweikampf.
Am nächsten Tag, so habe ich erfahren, bezwang Hektor Ajax – den großen Ajax, den Riesen aus Salamis. Helena hat mir e r zählt, Ajax habe um sein Leben gebettelt, sei aber von Hektor gnadenlos erschlagen worden. Menelaos – Helenas ehemaliger Gatte, der Betrogene, der diesen gottverdammten Krieg bego n nen hat – starb am selben Tag mit einem Pfeil im Hirn.
Dann wechselte die Initiative des Kampfes erneut, wie ich es in meinen zehn Jahren als Beobachter schon so viele hundert Male gesehen habe, die Götter auf Seiten der Achäer führten mit den Göttinnen Athene und Hera an der Spitze den Gege n angriff an, der brüllende Poseidon zerstörte Gebäude in Ilium, und Hektor und seine Männer waren für eine Weile wieder auf dem Rückzug zur Stadt. Wie ich gehört habe, hat Hektor seinen verwundeten Bruder, den heldenhaften Deiphobos, auf dem Rücken getragen.
Doch zwei Tage darauf, als Troja erneut kurz davor war, zu fa l len – die zornentbrannten Achäer und die machtvollsten und e r barmungslosesten Götter und Göttinnen, Athene, Hera, P o seidon und so weiter, griffen gemeinsam an und schlugen Apollo und die anderen Götter zurück, die die Stadt verteidi g ten –, tauchte Zeus wieder auf.
Helena sagt, Zeus habe Hera in Stücke gesprengt, Poseidon in die Höllengrube des Tartaros geworfen und den Rest der Götter gebieterisch auf den Olymp zurückgeschickt. Die einstmals mäc h tigen Götter in ihren fliegenden goldenen Streitwagen und ihren prunkvollen goldenen Rüstungen seien zu Aberdutzenden geho r sam zum Olympos zurückteleportiert wie schuldb e wusste Kinder, die darauf warteten, von ihrem Vater den H o senboden versohlt zu bekommen.
Und dann bezogen die Griechen richtig Prügel. Zeus selbst, der Helenas Worten zufolge höher aufragte als die sich auftü r menden Stratokumulus-Wolken, tötete Tausende Argeier, trieb den Rest zu den Schiffen zurück und verbrannte ihre Schiffe dann mit Blitzschlägen. Helena sagt, der Herrscher der Götter habe eine riesige Welle heranrollen lassen, eine Welle, die die geschwärzten Rümpfe der Schiffe verschlang. Dann ve r schwand Zeus wieder, und seitdem ist er nicht mehr zurückg e kehrt.
Zwei Wochen später – nach den Leichenfeuern beider Seiten für die vielen tausend Gefallenen und den neuntägigen Bestattungsr i tualen – hat Hektor die Griechen bei einem erfolgreichen Gege n angriff noch weiter zurückgetrieben. Wie es scheint, h a ben rund dreißigtausend der ursprünglichen hunderttausend griechischen Kämpfer überlebt, viele von ihnen – wie ihr König Agamemnon – verwundet und entmutigt. Ohne Schiffe, mit denen sie fliehen könnten, und ohne die Möglichkeit, ihre Holzfäller auf die bewa l deten Hänge des Ida-Gebirges zu schicken, um Holz für neue Schiffe zu fällen, haben sie ihr Bestes getan – tiefe Gräben ausg e hoben und mit Pfählen gesäumt, hölzerne Befe s tigungen errichtet, eine Reihe von Verbindungsgräben inne r halb ihrer eigenen Linien angelegt, Schutzwälle aus Sand au f geworfen, ihre Schilde, Speere und tödlichen Bogenschützen in einer massiven Mauer um diesen schrumpfenden Halbkreis des Todes zusammengezogen. Es ist die letzte Stellung der Griechen.
Dies ist der dritte Morgen nach meiner Ankunft, und ich stehe im Lager der Griechen, einem von Gräben und Wällen umschlo s senen, höchstens einen halben Kilometer langen Bogen, in dem sich die dreißigtausend unglücklichen Achäer bei den schwele n den Ruinen ihrer Schiffe zusammenkauern. Sie stehen mit dem Rücken zum Meer.
Hektor hat alle Vorteile: fast viermal so viele Männer mit bess e rer Moral und ausreichender Nahrung – die Griechen
Weitere Kostenlose Bücher