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Olympos

Titel: Olympos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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umherstreifender Schweißautomaten. In der Nähe, besser als sie durch das Netz einer Metallwiege gesichert, lag die Dark Lady, Mahnmuts Tiefenmeer-U-Boot von Europa. Vor Monaten hatten die Moravecs das beschädigte Fahrzeug, dessen Energieverso r gung ausgefallen war, aus seinem Versteck an der marsianischen Küste des nördlichen Tethys-Meeres gebo r gen, es mit Schleppern zum Phobos gebracht und das unve r wüstliche kleine U-Boot dann repariert, mit einem neuen Reaktor ausgestattet und für den Ei n satz bei der Erdmission modif i ziert.
    Orphu krabbelte in hundert Meter Höhe an Stahlseilen unter dem Bauch des Raumschiffs entlang. Mahnmut rief ihn auf i h rem alten privaten Kanal.
    »Wen sehe ich da? Ist das Orphu? Vormals vom Mars, von Ilium und immer von Io? Dieser Orphu?«
    »Eben jener«, sagte Orphu. Selbst auf den Funk- oder Engstrah l kanälen schien Orphus Rumpeln an Infraschall zu gre n zen. Der Hochvakuum-Moravec sprang mit Hilfe der Trie b werke in seinem Rumpf dreißig Meter von den Seilen zu dem Träger, auf dem Mahnmut balancierte. Er verankerte sich mit seinen Manipul a torzangen an einem Träger und hing ein paar Meter weit dra u ßen.
    Einige der Moravecs – Asteague/Che zum Beispiel, auch die ch i tinösen Gürtel-Moravecs, Mahnmut selbst allerdings wen i ger – sahen durchaus menschlich aus. Nicht jedoch Orphu von Io. Der Moravec, von seiner Konstruktion und Evolution her für die A r beit im Schwefel-Torus von Io geeignet – in den Magnet-, Gravit a tions- und Strahlungsstürmen des Jupiterraums, die zur Erbli n dung führen konnten –, war ungefähr sechs M e ter lang und rund drei Meter hoch. Er hatte entfernte Ähnlichkeit mit einer König s krabbe; einer Königskrabbe mit zusätzlichen Beinen, Sensorpak e ten, Triebwerksgehäusen und Manipulatoren, die fast – wenn auch nicht ganz – als Hände dienen konnten, sowie einer bejah r ten, zernarbten Panzerschale, die so oft geborsten und ausgebe s sert worden war, dass sie aussah, als wäre sie mit Spachtelmasse zusammenzementiert worden.
    »Dreht sich der Mars noch immer da oben, alter Freund?«, ru m pelte Orphu.
    Mahnmut hob den Kopf zum Himmel. »Ja. Wie ein riesiger, r o ter Schild. Ich kann den Olympus Mons sehen. Er überquert ger a de den Terminator.«
    »Ah, wunderschön«, rumpelte Orphu. »Wunderschön.«
    Mahnmut zögerte einen Moment. »Tut mir Leid, das mit dem Ergebnis der letzten Operation«, sagte er schließlich. »Schade, dass sie ’ s nicht hingekriegt haben.«
    Orphu zuckte mit vier gegliederten Arm-Beinen. »Spielt keine Rolle, alter Freund. Wer braucht schon organische Augen, wenn er Wärmebildsensoren, hochnäsige kleine Gaschromat o graf-Massenspektrometer an den Knien, Tiefen- und Zielverfolgung s radar, Sonar und einen Laser-Kartografen sein Eigen nennt? Das Einzige, was ich mit all diesen hübschen Sensororganen nicht richtig erkennen kann, sind solche nutzlosen, weit entfernten Dinge wie die Sterne und der Mars.«
    »Ja«, sagte Mahnmut. »Aber es tut mir trotzdem Leid.« Sein Freund hatte seinen organischen Sehnerv verloren, als er bei ihrer ersten Begegnung mit einem olympischen Gott in der Marsu m laufbahn – jenem Gott, der ihr Schiff samt zweien ihrer Kamer a den in eine Gas- und Trümmerwolke verwandelt hatte – fast ze r stört worden wäre. Mahnmut wusste, dass Orphu froh sein kon n te, überhaupt noch am Leben und in solchem Maße rep a rabel zu sein, aber trotzdem …
    »Hast du Hockenberry hergebracht?«, rumpelte Orphu.
    »Ja. Die Hauptintegratoren instruieren ihn gerade.«
    »Bürokraten«, rumpelte der große Ionier. »Soll ich dich zum Schiff bringen?«
    »Klar.« Mahnmut sprang auf Orphus Schale und hielt sich mit seiner besten Griffzange an einer geeigneten Stelle fest, wä h rend der Hochvakuum-Moravec von dem Montageturm zum Schiff hinaufflog und es dann umkreiste. Sie befanden sich hier fast e i nen Kilometer über dem Kraterboden, und die wahre Größe des Erdschiffes, das wie ein ellipsoider Heliumballon am Montag e turm befestigt war, wurde zum ersten Mal sichtbar. Es war mit Leichtigkeit fünfmal so groß wie das Raumfahrzeug, das die vier Moravecs vor über einem Standardjahr vom Jup i terraum zum Mars gebracht hatte.
    »Eindrucksvoll, was?«, sagte Orphu. Zusammen mit den Gü r tel- und Fünf-Monde-Ingenieuren arbeitete er bereits seit über zwei Monaten an dem Schiff.
    »Es ist groß«, bemerkte Mahnmut. Als er Orphus Enttä u schung spürte, fügte er hinzu: »Und ziemlich

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