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Olympos

Titel: Olympos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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schienen, als sie durch das hohe, braune Gras auf ihn zuma r schierte. Sie trug eine Thermohaut, sonst nichts. Daeman wus s te aus Erfahrung, dass man sich in einer Thermohaut – die dünner war als eine Farbschicht – nackter als nackt fühlte, und so sah sie jetzt aus, als sie sich in Bewegung setzte: nackt. Die hellblaue Thermohaut zeigte jeden Muskel, der beim Gehen arbeitete; sie betonte das leichte Wippen ihrer Brüste, statt es zu verbergen. Daeman hatte sich an Savi in Thermohäuten g e wöhnt, aber anstelle der leicht hängenden Brüste, der schlaffen Pobacken und Schenkelmuskeln jener älteren Savi wies diese Erscheinung hohe Brüste, einen flachen Bauch und kräftige, junge Muskeln auf.
    Er schlüpfte mit den Armen aus den Gurten, legte die Ladung Feuerholz ab und ergriff sein Flechette-Gewehr mit beiden Händen. In über zweihundert Meter Entfernung sah er die neue innere Palisade und sogar einen dunklen Kopf, der sich über der Linie der Pfähle bewegte, aber sonst war niemand zu erbl i cken. Er und der Geist waren allein auf diesem winterlichen Feld am Waldrand.
    »Hallo, Daeman.«
    Es war Savis Stimme. Jünger, lebenssprühender als die hy p notisierende Stimme, an die er sich erinnerte, aber eindeutig die von Savi.
    Daeman schwieg, bis sie auf Armeslänge entfernt stehen blieb. Ihre ganze Gestalt schien zu flimmern – in der einen S e kunde wirkte sie massiv und real, in der nächsten transparent und immateriell. In den stofflichen Phasen konnte er sogar die Höfe um ihre leicht aufgerichteten Brustwarzen sehen. Er stellte fest, dass die junge Savi sehr schön gewesen war.
    Mit jenen vertrauten dunklen Augen, an die er sich so gut e r innerte, musterte sie ihn von Kopf bis Fuß. »Du siehst gut aus, Daeman. Du hast reichlich abgenommen. Und dafür Muskeln bekommen.«
    Er sagte immer noch nichts. Jeder, der in den Wald ging, hatte eine der lauten Pfeifen dabei, die sie in den Ruinen ausgegraben hatten. Seine hing an einer Kordel um seinen Hals. Er brauc h te sie nur hochzuheben und hineinzublasen, und in weniger als einer Minute würden ein Dutzend bewaffnete Männer und Frauen zu ihm gelaufen kommen.
    Savi lächelte. »Du hast Recht. Ich bin nicht Savi. Wir sind uns nie begegnet. Ich kenne dich nur aus Prosperos Beschreibungen und Videoaufzeichnungen.«
    »Wer bist du?« Seine Stimme klang heiser, verkrampft und angespannt, selbst in seinen eigenen Ohren.
    Die Erscheinung zuckte die Achseln, als ob ihre Identität u n wichtig wäre. »Ich heiße Moira.«
    Der Name sagte Daeman nichts. Savi hatte niemals eine Moira erwähnt. Prospero ebenso wenig. Eine wilde Sekunde lang fragte er sich, ob Caliban ein Gestaltwandler sein konnte.
    »Was bist du?«, fragte er schließlich.
    »Ah!« Die Silbe wurde mit Savis heiserem Lachen hervorg e stoßen. »Eine außerordentlich intelligente Frage. Nicht: › We s halb siehst du wie meine tote Freundin Savi aus? ‹ , sondern: › Was bist du? ‹ Prospero hatte Recht. Du warst nie so dumm, wie du ausgesehen hast, nicht mal vor einem Jahr.«
    Daeman legte die Hand an die Pfeife auf seiner Brust und wartete.
    »Ich bin ein Nachmensch«, sagte die Savi-Erscheinung.
    »Es gibt keine Nachmenschen mehr.« Daeman hob die Pfeife mit der linken Hand ein kleines Stück.
    »Es gab keine Nachmenschen mehr«, verbesserte die schi m mernde Frau. »Jetzt gibt es welche. Einen. Mich.«
    »Was willst du hier?«
    Sie streckte langsam die Hand aus und berührte seinen rec h ten Unterarm. Daeman rechnete damit, dass ihre Hand durch ihn hindurchgehen würde, aber ihre Berührung war so fest und real wie die jedes Überlebenden von Ardis. Er spürte den Druck ihrer langen Finger durch seine Jacke. Er spürte dort auch ein geradezu elektrisches Kribbeln.
    »Ich möchte mit dir kommen, um die Diskussion und dann die Abstimmung darüber zu sehen, ob Noman sich euer Sonie ausleihen darf«, sagte sie sanft.
    Woher zum Teufel weiß sie darüber Bescheid?, fragte er sich. Laut sagte er: »Wenn du dort erscheinst, wird es wahrscheinlich w e der eine Diskussion noch eine Abstimmung geben. Selbst Odys ’ Noman wird wissen wollen, wer du bist, woher du kommst, was du willst.«
    Sie zuckte erneut die Achseln. »Mag sein. Aber keiner der a n deren wird mich sehen. Ich werde nur für dich sichtbar sein. Das ist ein kleiner Trick, den Prospero meinen Schwestern ei n gebaut hat, als sie weggegangen und Götter geworden sind, und ich habe beschlossen, ihn mir zu bewahren. Hin und wi e der ist er recht

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