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Olympos

Titel: Olympos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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mühelos wechseln wie unsere Kleider, durch die Zeit reisen, um uns zu uns selbst zu gesellen, während wir uns li e ben, die Zeit anhalten, sodass wir an unserem eigenen Liebe s akt teilnehmen können. Du hast hier genug Nahrung und Luft, dass wir tausend Jahre lang ein angenehmes Leben führen kö n nen – zehntausend Jahre lang, wenn du es willst.«
    Sycorax stand auf und ging erneut hin und her. »Du vergisst, dass du ein Sterblicher bist. In zwanzig Jahren wechsle ich de i ne schmutzige Unterwäsche und füttere dich von Hand. In vierzig Jahren bist du tot.«
    »Du hast mir einmal die Unsterblichkeit angeboten. Die Ve r jüngungstanks sind noch immer hier auf deiner Insel.«
    »Du hast die Unsterblichkeit abgelehnt!«, schrie Sycorax. Sie nahm den schweren Pokal und warf ihn nach ihm. Noman bückte sich, bewegte die Füße jedoch nicht von der Stelle. »Du hast sie immer und immer wieder abgelehnt!«, schrie sie, während sie sich die Haare raufte und die Fingernägel in ihre Wangen krallte. »Du hast sie mir ins Gesicht geworfen, um zu deiner heiß geliebten … Penelope zurückzukehren – immer wieder. Du hast mich sogar ausgelacht.«
    »Jetzt lache ich nicht. Lass uns gemeinsam fortgehen.«
    Wut verzerrte ihre Züge. »Ich sollte Caliban befehlen, dich hier vor meinen Augen zu töten und zu fressen. Ich werde l a chen, während er dir das Mark aus den zerbrochenen Knochen saugt.«
    »Geh mit mir fort, Circe«, sagte Noman. »Reaktiviere die Faxe und die Funktionen, schalte die alten Hände des Herkules und anderes nutzloses Spielzeug ab und geh mit mir fort. Sei wieder meine Geliebte.«
    »Du bist alt«, schleuderte sie ihm höhnisch entgegen. »Alt, zernarbt und grauhaarig. Weshalb sollte ich einen alten Mann einem vitalen jüngeren vorziehen?« Sie streichelte den Schenkel und den schlaffen Penis des offenbar hypnotisierten, reglosen jüngeren Odysseus.
    »Weil dieser Odysseus nicht in einer Woche, einem Monat oder acht Jahren durch das Calabi-Yau-Tor verschwinden wird wie jener junge dort«, sagte Noman. »Und weil dieser Odysseus dich liebt.«
    Sycorax gab einen erstickten Laut von sich, der einem Knu r ren ähnelte. Caliban lieferte das Echo dazu.
    Noman griff unter seinen Kittel und zog eine schwere Pistole hervor, die er hinten unter dem breiten Gürtel versteckt hatte.
    Die Hexe blieb stehen und starrte ihn an. »Du kannst unmö g lich glauben, du könntest mir mit diesem Ding etwas antun.«
    »Ich habe es nicht mitgebracht, um dir etwas anzutun«, sagte Noman.
    Ihr violetter Blick huschte zu dem erstarrten jüngeren Ody s seus. »Bist du verrückt? Weißt du, was für einen Schaden das auf der Quantenebene der Dinge anrichten würde? Du spielst mit dem kaos, wenn du so etwas auch nur erwägst. Es würde einen Zyklus zerstören, der in tausend Strängen seit tausend … «
    »Er dauert schon viel zu lange«, sagte Noman. Er feuerte sechsmal, und jeder Knall klang lauter als der davor. Die sechs schweren Kugeln schlugen in den nackten Odysseus, zerrissen ihm den Brustkorb, zerfetzten sein Herz, trafen ihn mitten in die Stirn.
    Der Körper des jüngeren Mannes zuckte unter den Einschl ä gen und rutschte auf den Fußboden hinunter. Er hinterließ rote Streifen auf den Seidenkissen, und auf den Marmorfliesen bre i tete sich eine Blutlache aus.
    »Entscheide dich«, sagte Noman.
     

83
    Ich weiß nicht, ob ich dank meiner eigenen, medaillonlosen F ä higkeit hierher teleportiert oder nur mit Hephaistos mitg e kommen bin, weil ich die Hand an seinem Ärmel hatte, als er qtete. Es spielt keine Rolle. Ich bin hier.
    »Hier« ist Odysseus ’ Heim. Ein Hund kläfft uns wie verrückt an, als Hephaistos, Achilles und ich plötzlich auftauchen, aber ein Blick von Achilles mit seinem blutigen Helm reicht, und der Köter verzieht sich winselnd und mit eingeklemmtem Schwanz wieder auf den Hof hinaus.
    Wir befinden uns in einem Vorraum, der in den großen Spe i sesaal von Odysseus ’ Haus auf der Insel Ithaka fü hrt. Irgendein Kraftfeld summt über dem Haus und dem Hof. Keine unve r schämten Freier lümmeln sich in dem langgestreckten Raum an dem langen Tisch, keine Penelope läuft aufgeregt umher, kein ohnmächtiger junger Telemachos schmiedet Pläne, keine Di e ner eilen hin und her und versorgen die trägen Tunichtgute mit Odysseus ’ Speisen und Wein. Aber in dem Raum sieht es aus, als hätte der Freiermord bereits stattgefunden – Stühle sind umgeworfen, ein riesiger Behang ist von der Wand gerissen

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