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Olympos

Titel: Olympos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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hätte ich den mit beiden Händen geschickten Asteropaios getötet, meine eine Lanze aus pelischer Esche gegen seine zwei Speere. Wir verfehlen beide unser Ziel, aber ich töte den Helden mit me i nem Schwert, während er versucht, meine große Lanze aus dem Ufer zu ziehen, um erneut zu werfen … «
    Achilles brach ab. Penthesilea war abgestiegen und hinter e i nen Busch gegangen, um zu urinieren. Das unfeine Plätschern erweckte in ihm den Wunsch, die Amazone an Ort und Stelle zu töten und ihren Körper für die Aaskrähen liegen zu lassen, die auf den Zweigen des Kreosotstrauchs beim Fluss hockten. Die tägliche Fleischration für die Aasvögel war offensichtlich verschwunden, und Achilles ließ sie nur ungern enttäuscht z u rück.
    Aber er konnte der Amazone nichts antun. Aphrodites Li e beszauber wirkte noch immer, und seine Liebe zu dieser Hü n din ballte sich in seinem Bauch, so Übelkeit erregend wie ein Speer mit Bronzespitze, der einem die Eingeweide durchbohrte. Deine einzige Hoffnung ist, dass die Wirkung der Pheromone mit der Zeit vielleicht nachlässt, hatte Hephaistos gesagt, als sie beide in jener letzten Nacht in der Höhle, betrunken vom Wein, aufe i nander und auf jeden, den sie kannten, einen Trinkspruch au s gebracht, die großen doppelhenkeligen Pokale erhoben und sich einander anvertraut hatten, wie es nur Brüder oder B e trunkene können.
    Als die Amazone wieder aufgestiegen war, ritt Achilles vor und durchquerte den Skamandros. Die Pferde setzten die Hufe vorsichtig auf. Das Wasser war an der tiefsten Stelle höchstens knietief. Er wandte sich nach Süden.
    »Wo reiten wir hin?«, wollte Penthesilea wissen. »Weshalb verlassen wir diesen Ort? Was hast du vor? Habe ich da auch ein Wörtchen mitzureden, oder wird es immer so sein, dass der mächtige Achilles jede Kleinigkeit entscheidet? Glaub nur nicht, dass ich dir blindlings folge, Peleussohn. Vielleicht folge ich dir überhaupt nicht.«
    »Wir suchen Patroklos«, sagte Achilles, ohne sich im Sattel umzudrehen.
    »Was?«
    »Wir suchen Patroklos.«
    »Deinen Freund? Deinen kleinen schwulen Freund? Patroklos ist tot. Athene hat ihn getötet. Du hast es gesehen und selbst gesagt. Deswegen hast du sogar einen Krieg mit den Göttern begonnen.«
    »Hephaistos sagt, Patroklos lebt noch.« Achilles ’ Hand lag am Heft seines Schwerts, seine Knöchel waren weiß, aber er zog die Waffe nicht. »Hephaistos sagt, er habe Patroklos nicht zusa m men mit all den anderen auf der Erde in den blauen Strahl au f genommen, auch nicht, als er Ilium endgültig weggeschickt hat. Patroklos lebt – er ist irgendwo da draußen, jenseits des Meeres, und wir werden ihn finden. Das wird meine große Suche sein.«
    »Ach so, Hephaistos sagt«, höhnte die Amazone. »Was immer Hephaistos sagt, muss wahr sein, wie? Der verkrüppelte Zwerg könnte dich unmöglich anlügen, oder?«
    Achilles schwieg. Er folgte der alten Straße, die an der Küste entlangführte, nach Süden, dieser Straße, die im Lauf der Jah r hunderte von so vielen Pferden aus trojanischer Zucht ausgetr e ten worden war und der in jüngerer Zeit so viele der trojan i schen Verbündeten, die auch von seiner Hand den Tod gefu n den hatten, nach Norden gefolgt waren.
    »Und Patroklos lebt irgendwo da draußen, jenseits des Meeres«, parodierte ihn Penthesilea. »Und wie in Hades ’ Namen sollen wir übers Meer kommen, Peleussohn? Und über welches Meer eigentlich?«
    »Wir werden ein Schiff finden«, sagte Achilles, ohne sich zu ihr umzudrehen. »Oder eins bauen.«
    Jemand schnaubte, entweder die Amazone oder ihre Stute. Sie war offensichtlich stehen geblieben – Achilles hörte nur die H u fe seines eigenen Pferdes auf Stein –, und nun hob sie die Stimme, damit er sie hören konnte. »Was sind wir jetzt, ve r dammte Schiffsbauer? Weißt du, wie man ein Schiff baut, o fu ß schneller Männertöter? Das bezweifle ich. Du bist gut darin, fu ß schnell zu sein und Männer zu töten – und Amazonen, die doppelt so gut sind wie du –, nicht darin, etwas zu bauen. Ich wette, du hast in deinem nutzlosen Leben noch nie etwas g e baut … oder? Oder? Diese Schwielen, die ich sehe, stammen vom Speertragen und Weinkelchehalten, nicht von … Pelide! Hörst du mir zu?«
    Achilles war zwanzig Meter vorausgeritten. Er schaute sich nicht um. Penthesileas riesige weiße Stute stand dort, wo die Amazone sie gezügelt hatte, aber jetzt scharrte sie verwirrt am Boden, weil sie sich zu dem Hengst vor ihr gesellen

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