Olympos
wollte.
»Achilles, verdammt noch mal! Glaub nur nicht, dass ich dir folgen werde! Du weißt ja nicht mal, wohin du willst, stimmt ’ s? Gib ’ s zu!«
Achilles ritt weiter, den Blick auf die dunstige Linie der Hügel am Horizont beim Meer weit, weit, weit im Süden gerichtet. Er bekam allmählich schreckliche Kopfschmerzen.
»Du irrst dich, wenn du es für selbstverständlich hältst, dass … zum Hades mit dir!«, rief Penthesilea, als Achilles und sein Hengst sich weiterhin langsam von ihr entfernten. Mit t lerweile betrug die Distanz hundert Meter. Der Nebensohn des Zeus schaute sich nicht um.
Einer der Aasvögel auf dem Strauch beim heiligen Xanthos flog auf und flatterte gen Himmel, kreiste einmal über dem nunmehr leeren Schlachtfeld, und sein adlerartiges Auge stellte fest, dass nicht einmal die Asche der Leichenfeuer geblieben war, in der man für gewöhnlich einen mittäglichen Brocken fand.
Der Vogel flog flügelschlagend nach Süden. Er kreiste in ta u send Meter Höhe über den beiden lebenden Pferden und den Me n schen – die einzigen sichtbaren Bodenlebewesen, so weit das weitsichtige Krähenauge reichte – und beschloss in niemals versiegender Hoffnung, ihnen zu folgen.
Tief unter ihm blieben das weiße Pferd und seine menschliche Last unbeweglich an Ort und Stelle, während das schwarze Pferd mit seinem Menschen nach Süden zockelte. Der Vogel beobachtete sie; er hörte und ignorierte die unangenehmen Laute, die der hintere Mensch von sich gab, als das weiße Pferd plötzlich angespornt wurde und hinter dem anderen hergalo p pierte.
Zusammen ritten die beiden Pferde – das weiße immer ein kleines Stück hinterdrein – und die beiden Menschen am Bogen der Ägäis entlang nach Süden, und der Aasvogel, der mühelos auf den starken thermischen Strömungen des sich erwärme n den Nachmittags dahinsegelte, folgte ihnen hoffnungsvoll.
89
Neun Tage nach Iliums Fall:
General Beh bin Adee führte den Angriff auf Paris-Krater pe r sönlich an. Er benutzte das Landeboot als Kommandozentrum, während sich über dreihundert seiner besten Gürtel-Vec-Soldaten aus sechs Hornissen-Jägern in die Blaueis-Schwarmstadt abseilten oder per Repeller hinuntergingen.
General bin Adee war nicht dafür gewesen, in diesen Kampf auf der Erde einzugreifen – sein Rat hatte gelautet, sich neutral zu verhalten –, aber die Hauptintegratoren hatten eine En t scheidung getroffen, und ihre Entscheidung war endgültig. Seine Aufgabe bestand darin, die Kreatur namens Setebos zu finden und zu vernichten. General bin Adees Rat hatte darau f hin gelautet, die Blaueis-Kathedrale über Paris-Krater aus dem Orbit mit Kernwaffen anzugreifen – nur so könne man siche r stellen, dass man das Setebos-Wesen erwische, hatte er erklärt –, aber die Hauptintegratoren hatten seinen Rat abgelehnt.
Millennio Mep Ahoo führte das Hauptangriffsteam. Nachdem die anderen zehn Teams sich abgeseilt, durch die Blaueisd e cke über der Stadt gesprengt, einen Einkreisungsring geschlo s sen und alles über Einsatzfunk bestätigt hatten – das Ding konnte jetzt nicht mehr entkommen –, sprangen Mep Ahoo und seine fünfundzwanzig handverlesenen Steinvec-Soldaten aus der Haupthornisse, die in dreitausend Meter Höhe schwe b te. Erst in letzter Sekunde aktivierten sie ihre Repeller, sprengten mi t tels Hohlladungen ein Loch ins Dach der Blaueis-Kathedralenkuppel und seilten sich darin ab – ihre Schnellseile waren an Haken verankert, die ins blaue Eis selbst getrieben worden waren.
»Sie ist leer«, meldete Millennio Mep Ahoo. »Kein Setebos.«
Auf den Bildern, die von den Nanotransmittern und Anzu g kameras der sechsundzwanzig Soldaten übermittelt wurden, sah General bin Adee das selbst. »Durchkämmen«, befahl er auf dem obersten Einsatzkanal.
Jetzt trafen Berichte von sämtlichen Einkreisungsteams ein. Das Blaueis selbst war im Zerfall begriffen – ein Faustschlag konnte eine komplette Tunnelwand zum Einsturz bringen. Die Tunnels und Gänge hatten bereits einzustürzen begonnen.
Mep Ahoos Team kehrte zum Repeller-Flug zurück und durchkämmte den Zentralbereich über dem uralten Schwar z loch-Krater. Sie fingen hoch oben an, vergewisserten sich, dass sich nichts auf einem der Blaueis-Balkone oder in einer hoch gelegenen Spalte verbarg, tauchten aber bald herab und flogen in geringer Höhe über die Fumarolen und die verlassenen S e kundärnester hinweg.
»Das Hauptnest ist zusammengebrochen«, berichtete Mep Ahoo auf dem
Weitere Kostenlose Bücher