Olympos
Setebos-Baby fähig war. Selbst das noch nicht geschlüpfte Wesen im Ei besaß eine gewisse Macht. Ich bezweifle, dass Setebos rein zufällig ein lebensfähiges Ei zurückgelassen hat.
»Führen Sie die Befehle aus«, sagte General Beh bin Adee auf dem gemeinsamen Einsatzkanal. Dann öffnete er seinen priv a ten Engstrahl zu Mep Ahoo und sendete: und viel Glück, mein Sohn.
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Sechs Monate n ach Iliums Fall, am neunten Aw :
Daeman leitete den Angriff auf Jerusalem. Dieser Angriff war sorgfältig g e plant worden.
Einhundert mit sämtlichen Funktionen ausgestattete Altme n schen freifaxten im selben Moment dorthin. Sie trafen drei M i nuten vor vier Moravec-Hornissen mit hundert weiteren Fre i willigen aus Ardis und anderen Gemeinschaften von Überl e benden dort ein. Die Moravec-Soldaten hatten ihre Unterstü t zung bei diesem Angriff schon vor Monaten angeboten, aber Daeman hatte ein Jahr zuvor geschworen, die im blauen Strahl von Jerusalem eingeschlossenen Altmenschen – Savis alte Freunde und jüdische Verwandte – zu befreien, und er fand noch immer, dass es in der Verantwortung der Menschen lag, dies zu tun. Sie hatten jedoch die langfristige Leihgabe von Kampfanzügen, Repeller-Tornistern, Stoßpanzerungen und Energiewaffen akzeptiert. Die hundert Männer und Frauen in den Hornissen – geflogen von Moravecs, die ansonsten nicht in den Kampf eingreifen würden – brachten die Waffen mit, die zu schwer waren, als dass man sie beim Freifaxen mitnehmen konnte.
Daeman und sein Team – Menschen und Moravecs gleiche r maßen – hatten über drei Wochen gebraucht, um die genauen GPS-Koordinaten der Straßen, Alleen, Plätze und Kreuzungen in der alten Stadt zentimetergenau zu überprüfen und die hu n dert Freifax-Ankunftsbereiche sowie die vorgesehenen Land e plätze der Hornissen festzulegen.
Sie warteten bis August, bis zum jüdischen Feiertag des neu n ten Aw. Daeman und seine Freiwilligen freifaxten zehn Min u ten nach Sonnenuntergang dorthin, als der blaue Strahl am hellsten war.
Dem Überwachungs- und Luftaufklärungsmaterial der Queen Mab zufolge war Jerusalem insofern einmalig auf der Erde, als es sowohl von Voynixen als auch von Calibani bewohnt war. In der Altstadt, ihrem Ziel in dieser Nacht, belegten die Voynixe die Straßen nördlich und nordwestlich des Tempelberges mit Beschlag, in Gebieten, die ungefähr den alten muslimischen und christlichen Vierteln entsprachen, während die Calibani die engen Straßen und Gebäude im Südwesten des Felsendoms und der Al-Aksa-Moschee füllten, in jenen Gebieten also, die einst das jüdische Viertel und das armenische Viertel genannt worden waren.
Nach den auch mit Tiefenradar aufgenommenen Spionag e bildern schätzten sie, dass sich insgesamt rund zwanzigtausend Voynixe und Calibani in Jerusalem aufhielten.
»Ein Kräfteverhältnis von hundert zu eins«, hatte Greogi ac h selzuckend gesagt. »Wir haben schon Schlimmeres erlebt.«
Sie faxten nahezu lautlos hin, eine bloße Störung in der Luft. Daeman und sein Team erschienen auf dem schmalen Platz vor der Kotel, der Westmauer. Es war noch hell genug, dass man etwas sehen konnte, aber Daeman hielt nicht nur mit seinen Augen, sondern auch mit seinen Wärmebildsystemen und se i nem Tiefenradar Ausschau nach Zielobjekten. Er schätzte, dass allein schon auf dem Platz selbst sowie auf den Mauern und Dächern unmittelbar westlich des Platzes ungefähr fünfhundert Calibani waren, die herumlümmelten oder schliefen, dastanden oder durcheinander wuselten. Binnen Sekunden hatten sich alle anderen neun Truppführer über den Kampfanzugfunk geme l det.
»Schießt nach eigenem Ermessen«, sagte er.
Die Energiewaffen waren darauf programmiert, nur lebendes Gewebe zu zerreißen – Calibani oder Voynixe –, aber keine Bauwerke zu zerstören. Während Daeman zielte, feuerte und zusah, wie die rennenden, springenden Calibani mit ihren la n gen Krallen zu Boden gingen oder in tausend fleischige Stücke zerplatzten, war er froh darüber. Sie wollten dieses spezielle Dorf nicht zerstören, um es zu retten.
Die Altstadt von Jerusalem wurde zu einem Mahlstrom bla u er Energieblitze, gellender Calibani -Schreie, lauter Funkrufe und explodierenden Fleisches.
Daeman und sein Trupp hatten jedes Zielobjekt in Sichtweite getötet, als er auf dem Chronometer in seinem Visier sah, dass die Hornissen gleich eintreffen mussten. Er startete seinen R e peller-Tornister, stieg zur Ebene des Tempelbergs hinauf – er allein,
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