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Olympos

Titel: Olympos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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dies war nicht der richtige Zeitpunkt für lauter Me n schen in der Luft – und sah zu, wie die ersten beiden Hornissen schwungvoll herunterkamen, landeten, ihre Menschen und ihre Fracht entluden und dann wieder abflogen. Dreißig Sekunden später waren die letzten beiden Hornissen eingetroffen, und die Männer und Frauen in Kampfanzügen ergossen sich über die Steine des Tempelberges. Sie transportierten ihre schweren Waffen auf Dreibeinen oder Repeller-Blocks. Die beiden Ho r nissen flogen davon.
    »Tempelberg gesichert«, gab Daeman über Funk an all seine Truppführer durch. »Wenn ihr so weit seid, könnt ihr losfli e gen. Aber achtet darauf, dass ihr nicht in die festgelegten Schusslinien von Tempelberg geratet.«
    »Daeman?«, meldete sich Elian von seiner Stellung über Bab al-Nazir im alten muslimischen Viertel. »Ich sehe Massen von Voynixen die Via Dolorosa heraufkommen, und Horden von Calibani bewegen sich auf der König-David-Straße ostwärts, in deine Richtung.«
    »Danke, Elian. Erledige sie, wenn sie kommen. Die größeren Geschütze könnten … «
    Das Feuer schwerer Waffen auf dem Tempelberg direkt unter seinen Füßen machte Daeman taub. Die Menschen auf den Mauern und Dächern feuerten in alle Richtungen auf die he r annahenden grauen und grünen Gestalten. Der senkrechte blaue Strahl und die vielen tausend blauen Blitze des Energi e waffen-Feuers tauchten das ganze alte Jerusalem in einen bla u en Lichtbogenschweißerschein. Die Filter im Visier von D a emans Kampfanzug dunkelten das Blickfeld sogar ein wenig ab.
    »Alle Trupps, schießt nach eigenem Ermessen und meldet j e des Eindringen in eure Sektoren«, sagte Daeman. Er neigte die schwebenden Tornister-Repeller und glitt durch die Luft nach Nordosten, wo sich unmittelbar hinter dem Felsendom das h ö here, modernere Blaustrahl-Gebäude erhob. Interessanterweise schlug sein Herz so heftig, dass er sich darauf konzentrieren musste, nicht zu hyperventilieren. Sie hatten das in den letzten zwei Monaten über fünfhundertmal geübt, Freifaxen ins Jerus a lem-Modell, das sie mit Hilfe der Moravecs nicht weit von A r dis errichtet hatten. Aber nichts hätte Daeman auf einen Kampf dieser Größenor d nung vorbereiten können, mit diesen Waffen, in dieser Stadt aller Städte.
    Hannah und ihr Trupp warteten auf ihn, als er an der ve r schlossenen Tür des Strahlgebäudes eintraf. Daeman landete, nickte Laman, Kaman und Greogi zu, die im weichen Dämme r licht zusammen mit Hannah dort standen, und sagte: »Dann mal los.«
    Laman, der mit seiner unversehrten linken Hand schnell a r beitete, brachte die Sprengladung aus Plastiksprengstoff an. Die zwölf Menschen verzogen sich um die Ecke des aus einer M e talllegierung bestehenden Gebäudes, während die Explosion die gesamte Tür herausriss.
    Der Innenraum war nicht viel größer als Daemans winziges Zimmer in Ardis, und die Bedienungselemente sahen – we l chem Gott auch immer sie das zu verdanken hatten – fast g e nauso aus, wie sie angesichts der Überprüfung aller verfügb a ren weitergegebenen Daten aus dem kristallenen Schrein des Taj Moira vermutet hatten.
    Hannah erledigte die eigentliche Arbeit. Ihre geschickten Fi n ger flogen über die virtuelle Tastatur und gaben die siebenste l ligen Codes ein, sobald sie von der primitiven KI des Bla u strahl-Gebäudes dazu aufgefordert wurde.
    Plötzlich ließ ein tiefes Summen – beinahe im Infraschallb e reich – ihre Zähne vibrieren und ihre Knochen erbeben. Alle Displays an der KI-Wand blitzten grün auf und erloschen dann.
    »Alle raus«, sagte Daeman. Er verließ den Vorraum des Strahl-Gebäudes als Letzter, und keine Sekunde zu früh – der Vorraum, die Metallwand und diese gesamte Seite des Gebä u des falteten sich zweimal in sich selbst und verschwanden in einem schwarzen Rechteck.
    Daeman, Hannah und die anderen waren auf die Steine des Tempelbergs zurückgewichen, und jetzt sahen sie zu, wie der blaue Strahl vom Himmel herabfiel; als er erlosch, wurde das Summen tiefer – auf schmerzhafte Weise. Daeman ertappte sich dabei, wie er die Augen schloss und die Hände zu Fäusten bal l te. Er spürte, wie die ersterbenden Infraschallgeräusche durch seinen Unterleib und seine Testikel, seine Knochen und Zähne drangen. Dann verstummte das tiefe Geräusch.
    Er nahm die Kapuze seines Kampfanzugs ab – Kopfhörer und Mikrofon blieben, wo sie waren – und sagte zu Hannah: »Ve r teidigungslinie hier. Ruf die Hornissen, sobald die erste

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