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Olympos

Titel: Olympos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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dieses Wissens von eigener Amazonenhand zu töten und dadurch di e sen Krieg zu beenden.«
    »Wenn Athene Achilles ’ schwachen Punkt kennt, warum hat sie dieses Wissen dann nicht benutzt, um seinem Leben bei i h rem eigenen Zweikampf ein Ende zu machen, Frau? Einem D u ell, an dessen Ende Athene verwundet floh; voller Schmerz und Angst ist sie zum Olymp zurückqtet.«
    »Als Achilles ein kleines Kind war, haben die Moiren b e stimmt, dass seine geheime Schwachstelle nur von einem anderen Sterbl i chen entdeckt werden könne, und zwar im Verlauf dieses Kam p fes um Ilium. Aber das Werk der Moiren wurde zunichte g e macht.«
    Priamos lehnte sich in seinem Thron zurück. »Also war es He k tor doch bestimmt, den fußschnellen Achilles zu töten«, sagte er leise. »Hätten wir nicht diesen Krieg mit den Göttern begonnen, wäre dieses Schicksal erfüllt worden.«
    Penthesilea schüttelte den Kopf. »Nein, nicht Hektor. Ein and e rer Sterblicher – ein Trojaner – hätte Achilles das Leben geno m men, nachdem dieser Hektor getötet hätte. Eine der Musen hatte dies von einem Sklaven erfahren, den sie als Scholiker bezeichn e ten – einem Menschen, der die Zukunft kannte.«
    »Ein Seher«, sagte Priamos. »Wie unser hoch geschätzter Hel e nos oder der achäische Prophet Kalchas.«
    Die Amazone schüttelte erneut ihre goldenen Locken. »Nein, die Scholiker sahen die Zukunft nicht – irgendwie kamen sie aus der Zukunft. Athene zufolge sind sie jedoch alle tot. Aber Achilles ’ Schicksal harrt seiner Erfüllung. Und ich werde es e r füllen.«
    »Wann?« Offenkundig überdachte der alte Priamos sorgfältig a l le möglichen Konsequenzen dieser Geschichte. Nicht ohne Grund war er seit über fünf Dekaden König der größten Stadt auf der Erde. Sein Sohn Hektor war jetzt Achilles ’ Blutsbruder, aber He k tor war nicht der König. Hektor war Iliums edelster Krieger, doch obwohl er einst das Schicksal der Stadt und ihrer Einwohner in seinem Schwertarm getragen haben mochte, hatte er sich nie als dessen Sachwalter betrachtet. Das war Priamos vorbehalten g e blieben.
    »Wann?«, wiederholte Priamos. »Wie bald kannst du Achilles mit deinen zwölf Amazonen töten?«
    »Heute«, versprach Penthesilea. »Wie ich es gelobt habe. Noch bevor die Sonne entweder in Ilium oder über dem Olympos u n tergeht, der durch dieses Loch in der Luft zu sehen ist, das wir auf dem Herweg passiert haben.«
    »Was verlangst du, Tochter? Waffen? Gold? Reichtümer?«
    »Nur deinen Segen, edler Priamos. Und etwas zu essen. Und ein Lager für meine Frauen und mich, damit wir ein paar Stu n den schlafen können, bevor wir baden, uns wieder mit unserer Rü s tung wappnen und hinausgehen, um diesem Krieg mit den Gö t tern ein Ende zu bereiten.«
    Priamos klatschte in die Hände. Deiphobos, die vielen Wäc h ter, seine Höflinge und die zwölf Amazonen traten näher, bis sie wi e der in Hörweite waren.
    Er befahl, den Frauen die besten Speisen aufzutischen und ihnen dann ein weiches Lager für ihr kurzes Nickerchen zu b e reiten. Anschließend sollten ihnen warme Bäder eingelassen we r den, und Sklavinnen sollten bereitstehen, die sie nach dem Bad mit Ölen, Salben und Massagen verwöhnten. Und schlie ß lich sollten die Pferde der dreizehn Frauen gefüttert, gestriegelt und gesattelt werden, sobald Penthesilea an diesem Nachmittag b e reit war, in den Kampf zu ziehen.
    Penthesilea lächelte voller Zuversicht, als sie ihre zwölf Gefäh r tinnen aus der königlichen Halle führte.
     

10
    Die Quantenteleportation durch den Planck-Raum – ein Au s druck, den die Göttin Hera nicht kannte – sollte eigentlich in Nullzeit erfolgen, aber im Planck-Raum hatten derartige Begri f fe wenig Bedeutung. Der Transit durch solche Lücken im G e webe der Raumzeit hinterließ Spuren, und die Götter und Gö t tinnen wussten dank der Nanomemen und der zellulären Rekonstrukt i on, die zu ihrer Schöpfung gehörte, wie sie solchen Spuren so leicht folgen konnten wie ein Jäger, so mühelos wie die Göttin A r temis einem Hirsch durch den Wald.
    Hera folgte Zeus ’ gewundener Spur durchs Planck-Nichts. Sie merkte nur, dass es keiner der regulären String-Kanäle zw i schen dem Olymp und Ilium oder dem Ida-Gebirge war; sie führte zu einem anderen Ort auf der alten Erde Iliums.
    Sie landete in einer großen Halle. An einer Wand hingen ein ri e siger Köcher voller Pfeile und ein gewaltiger Bogen, und auf einer langen, niedrigen Tafel standen Dutzende filigraner

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