Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Olympos

Titel: Olympos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
Vom Netzwerk:
Stimme. »Wir fürchten, dass das Land der tapferen Amazonen ebenso leer ist wie jenes andere Land, das wir letzte Woche auf unserer Reise durchquert haben. Doch Ath e ne hat uns verschont, damit wir unsere Mission erfüllen können. Und die Göttin hat uns eine wichtige Botschaft an die Menschen von Ilium mitgegeben.«
    »Bitte erzähle uns, was sie gesagt hat«, bat Deiphobos.
    Penthesilea schüttelte den Kopf. »Die Botschaft ist für die O h ren des königlichen Priamos bestimmt.«
    Wie aufs Stichwort ertönten Trompeten, Vorhänge wurden z u rückgezogen, und Priamos kam langsam herein, auf den Arm e i nes seiner königlichen Gardisten gestützt.
    Penthesilea hatte Priamos vor weniger als einem Jahr in seiner königlichen Halle gesehen, als sie mit fünfzig ihrer Frauen der achäischen Belagerung getrotzt und nach Troja gekommen war, um ihm Mut zuzusprechen und ihm ein Bündnis anzubieten. Pr i amos hatte ihr damals erklärt, die Hilfe der Amazonen werde nicht benötigt, hatte sie jedoch mit Gold und anderen G e schenken überschüttet. Doch nun war die Amazonenkönigin derart sch o ckiert von Priamos ’ Erscheinung, dass ihr die Worte fehlten.
    Der immer schon ehrwürdige, aber energiegeladene König schien in den letzten zwölf Monaten um zwanzig Jahre gealtert zu sein. Sein stets kerzengerader Rücken war nun gekrümmt. Seine Wangen, immer von Wein oder Aufregung gerötet, wenn Penth e silea ihn während ihrer fünfundzwanzig Lebensjahre gesehen ha t te – schon als sie noch ein Kind gewesen war und sich mit ihrer Schwester, Hippolyte, hinter den Vorhängen im Thronzimmer ihrer Mutter versteckt hatte, wenn die Delegation des Königs aus Ilium zu Besuch kam, um ihre Hochachtung zu bezeigen –, waren jetzt eingefallen, als hätte der alte Mann sämtliche Zähne verloren. Seine ehemals grau melierten Haare waren struppig und von e i nem traurigen Weiß, und seine wässrigen Augen blickten auf Geister.
    Der alte Mann sackte beinahe auf seinen Thron aus Gold und Lapislazuli.
    »Sei mir gegrüßt, Priamos, Sohn des Laomedon, edler Her r scher in der Tradition des Dardanos, Vater des tapferen Hektor, des bemitleidenswerten Paris und des freundlichen Deiph o bos«, sagte Penthesilea, während sie auf ein beinschieneng e schütztes Knie sank. Ihre jugendliche Frauenstimme war mel o disch, aber auch mehr als stark genug, um in dem riesigen Raum widerzuhallen. »Ich, Königin Penthesilea, vielleicht die letzte der Amazonenkön i ginnen, und meine zwölf erzgepa n zerten Kriegerinnen bringen dir Lobpreis, Beileidsbekundungen, Geschenke und unsere Spe e re.«
    »Euer Beileid und eure Loyalität sind eure kostbarsten Gesche n ke für uns, liebe Penthesilea.«
    »Ich bringe euch auch eine Botschaft von Pallas Athene und den Schlüssel für die Beendigung eures Krieges mit den Göttern«, sa g te Penthesilea.
    Der König legte den Kopf schief. Einige in seinem Gefolge schnappten hörbar nach Luft.
    »Pallas Athene war noch nie eine Freundin Iliums, geliebte Tochter. Stets hat sie sich mit unseren Danaerfeinden verschw o ren, um diese Stadt und alle in ihren Mauern zu vernic h ten. Heute ist die Göttin jedoch unsere Erzfeindin. Sie und Aphrodite haben das kleine Kind meines Sohnes Hektor e r mordet, Astyanax, den jungen Stadtherrn – mit den Worten, wir und unsere Kinder seien für sie lediglich Schlachtopfer. Es wird keinen Frieden mit den Göttern geben, bis entweder ihre oder unsere Gattung ausgelöscht ist.«
    Penthesilea hatte immer noch das Knie gebeugt, hielt den Kopf jedoch hoch erhoben, und ihre blauen Augen blitzten herausfo r dernd. »Die Vorwürfe gegen Athene und Aphrodite sind falsch«, sagte sie. »Der Krieg ist falsch. Die Götter, die Ilium lieben, möc h ten uns wieder ihre Liebe und Unterstützung z u teil werden lassen – auch Vater Zeus selbst. Sogar die grauä u gige Pallas Athene ist wegen der erbärmlichen Hinterhältigkeit der Achäer und insb e sondere dieses Lügners Achilles auf Il i ums Seite gewechselt, denn Achilles hat die Verleumdung ersonnen, dass Athene seinen Freund Patroklos ermordet habe.«
    »Senden die Götter uns ein Friedensangebot?«, fragte Pri a mos. Die Stimme des alten Mannes war sehr leise; sie klang beinahe sehnsüchtig.
    »Athene bietet mehr als den Frieden«, sagte Penthesilea und e r hob sich. »Sie und die Götter, die Troja lieben, bieten euch den Sieg.«
    »Den Sieg über wen?«, rief Deiphobos und trat an die Seite se i nes Vaters. »Die Achäer sind jetzt unsere

Weitere Kostenlose Bücher