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Olympos

Titel: Olympos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Kelche, Se r vierschalen und goldener Teller.
    Zeus, der seine Größe in diesem von Menschen gemachten Saal auf etwa zwei Meter reduziert hatte, blickte überrascht von se i nem Platz an der Tafel auf, wo er einen Hund mit grauer Schna u ze müßig hinter den Ohren kraulte.
    »Mein Herr und Gebieter«, sagte Hera. »Wirst du auch di e sem Hund den Kopf abschneiden?«
    Zeus lächelte nicht. »Ich sollte es tun«, grollte er. »Es wäre e i ne Gnade für ihn.« Seine Stirn war immer noch gefurcht. »E r kennst du diesen Ort und diesen Hund, Weib?«
    »Ja. Es ist das Heim von Odysseus, auf dem zerklüfteten Ith a ka. Der Hund heißt Argos. Er wurde von dem jüngeren Ody s seus gezüchtet, kurz bevor dieser nach Troja aufbrach. Er hat den We l pen abgerichtet.«
    »Und der wartet noch immer auf ihn«, sagte Zeus. »Doch nun ist Penelope fort, ebenso wie Telemachos, und sogar die Freier, die soeben begonnen haben, sich wie Aaskrähen in Odysseus ’ Heim zu versammeln und um Penelopes Hand anzuhalten, um ihre Ländereien und ihren Reichtum an sich zu reißen, sind rätselha f terweise zusammen mit Penelope, Telemachos und all den and e ren Sterblichen außer diesen wenigen Tausend bei Troja ve r schwunden. Es ist niemand mehr da, der diesen alten Köter fü t tert.«
    Hera zuckte die Achseln. »Du könntest ihn nach Ilium sch i cken. Dort könnte er sich an Dionysos gütlich tun, deinem nichtsnutz i gen Sohn.«
    Zeus schüttelte den Kopf. »Weshalb bist du so hart zu mir, Weib? Und warum bist du mir hierher gefolgt, obwohl ich a l lein sein möchte, um über diesen seltsamen Diebstahl aller Menschen der Welt nachzudenken?«
    Hera trat näher an den weißbärtigen Gott der Götter heran. Sie fürchtete seinen Zorn – von allen Göttern und Sterblichen konnte nur Zeus sie vernichten. Sie hatte Angst wegen ihres Vorhabens, war aber fest entschlossen, es in die Tat umzuse t zen.
    »Kronide, du schrecklicher, ich bin nur gekommen, um mich für ein paar Sols zu verabschieden. Ich wollte unseren letzten Streit nicht mit einem solchen Ton der Zwietracht enden la s sen.« Sie trat noch einen Schritt näher und berührte heimlich Aphrodites B u senband unter ihrer rechten Brust. Hera spürte den Strom sexue l ler Energie, die den Raum erfüllte; spürte, wie die Pheromone von ihr ausgingen.
    »Wohin willst du für mehrere Sols, wenn sowohl auf dem Olymp als auch im Krieg um Troja ein solches Durcheinander herrscht, Weib?«, knurrte Zeus. Aber seine Nasenflügel weit e ten sich, und er blickte mit neuem Interesse zu ihr auf, ohne den Hund Argos zu beachten.
    »Mit Nyx ’ Hilfe begebe ich mich zu den Grenzen dieser leeren Welt, zu Okeanos und Mutter Tethys, die diese Welt unserem ka l ten Mars vorziehen, wie du weißt, mein Gemahl.« Sie trat drei Schritte näher an ihn heran, sodass Zeus sie fast schon b e rühren konnte.
    »Weshalb willst du sie gerade jetzt besuchen, Hera? In den Jah r hunderten, seit wir die rote Welt gezähmt haben und den Olymp bewohnen, sind sie auch ohne dich sehr gut zurechtg e kommen.«
    »Ich hoffe, dass es mir gelingt, ihren dauernden Hader zu bee n den«, sagte Hera auf ihre listige Weise. »Zu lange schon ble i ben sie einander und ihrem Lager fern, weil sie Zorn im Herzen tr a gen. Ich bin gekommen, um dir zu sagen, wohin ich gehe, damit du mir nicht zürnst, weil du denkst, ich wäre heimlich zu des tief hinströmenden Okeanos ’ Haus gegangen.«
    Zeus erhob sich. Hera spürte die Erregung, die in ihm aufkei m te. Nur die Falten seines göttlichen Gewandes verbargen seine Lust.
    »Warum so eilig, Hera?« Er verschlang sie nun mit seinen Bl i cken. Seine Miene erinnerte Hera daran, wie sich die Zunge und die Hände ihres Bruders, Liebhabers und Gemahls an ihren em p findlichsten Stellen angefühlt hatten.
    »Warum noch zögern, mein Gemahl?«
    »Du kannst die Reise zu Okeanos und Tethys auch morgen oder übermorgen noch antreten, oder nie«, sagte Zeus, wä h rend er auf Hera zuging. »Hier und heute wollen wir beide uns an der Liebe erfreuen! Komm, Weib … «
    Zeus erhob die Hand und fegte die Kelche, das Essbesteck und die verdorbenen Speisen mit einem unsichtbaren Energi e strahl von der langen Tafel. Er riss eine großflächige Stickerei von der Wand und warf sie über den grob gezimmerten Hol z tisch.
    Hera trat einen Schritt zurück und fasste sich an die Brust, als wollte sie fortqten. »Was redest du da, Zeus, mein Gebieter? Hier willst du mich lieben? In Odysseus ’ und Penelopes verla s

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