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Olympos

Titel: Olympos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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zerrissenen Seide und ging ins Ankleidezimmer von Odysseus ’ Gemahlin Pen e lope neben dem Schlafgemach mit dem großen Ehebett – ein Pfosten bestand aus einem lebenden Ölbaum, der Rahmen war mit Inta r sien aus Gold, Silber und Elfenbein verziert, purpurne Gurte aus Rindsleder zogen sich von einem Ende zum anderen und hielten weiche Vliese und dicke Decken. Aus den nach Kampfer dufte n den Truhen neben Penelopes Bad zog Hera ein Gewand nach dem anderen – Odysseus ’ Gemahlin hatte ung e fähr ihre Größe gehabt, und die Göttin konnte ihre Gestalt in ausreichendem Maße mo r phen, um den Schnitt zu perfektionieren – und entschied sich schließlich für einen pfirsichfarb e nen Chiton aus Seide mit einem bestickten Band, das ihre arg mitgenommenen Brüste hochhalten würde. Doch bevor sie sich anzog, bereitete sich Hera, so gut sie konnte, ein Bad mit den Kupferkesseln voller kaltem Wasser, die vor Tagen oder W o chen für ein heißes Bad hingestellt worden waren, das Penelope nicht mehr genommen hatte.
    Als sie den Speisesaal wieder betrat, bekleidet und mit behu t samen Schritten, starrte Hera auf den riesigen, gebräunten, nac k ten Hünen, der mit dem Gesicht nach unten auf der langen Tafel schnarchte. Könnte ich ihn jetzt töten? Es war nicht das er s te und auch nicht das tausendste Mal, dass der Königin dieser Gedanke kam, während sie ihren schlafenden Gebieter ansah und seinem Schnarchen lauschte. Sie wusste, dass sie nicht die Einzige war, die sich diese Frage stellte. Wie vielen Frauen – Göttinnen und Menschen, längst toten und noch ungeborenen – war dieser G e danke durch den Kopf gegangen wie ein Wolke n schatten über felsigen Grund? Wenn ich ihn töten könnte, würde ich es tun? Wenn es möglich wäre, würde ich jetzt handeln?
    Stattdessen machte sich Hera bereit, zur Ebene von Ilium zu quantenteleportieren. Bisher lief alles plangemäß. Poseidon, der Erdenerschütterer, würde Agamemnon und Menelaos gleich Mut machen, in Aktion zu treten. Binnen Stunden, wenn nicht früher, war Achilles vielleicht tot – erschlagen von den Händen einer bl o ßen Frau, wenngleich einer Amazone, seine Ferse durchbohrt von einer vergifteten Lanzenspitze – und Hektor auf sich allein g e stellt. Und wenn Achilles die Frau tötete, die ihn angriff, hatten Athene und Hera dennoch ihre Pläne für ihn. Die Revolte der Sterblichen würde vorbei sein, wenn Zeus e r wachte, falls Hera ihn überhaupt jemals wieder erwachen ließ – Absoluter Schlaf ben ö tigte ein Gegenmittel, sonst würde er se i ne Wirkung tun, bis diese hohen Mauern von Odysseus ’ Heim verrotteten und einstürzten. Vielleicht würde Hera Zeus aber auch schon bald wecken, wenn sie ihre Ziele früher erreicht ha t te als geplant, und der Herr der Götter würde nicht einmal merken, dass er von Drogen niederg e streckt worden war statt von bloßer Lust und seinem Schlafb e dürfnis. Nun, wann auch immer sie ihren Gatten zu wecken b e schloss, der Krieg zw i schen Göttern und Menschen würde vorbei sein, der trojanische Krieg würde weitergehen, der Status quo w ä re wieder hergestellt und der fait, den Hera und ihre Mitve r schwörerinnen gewählt hatten, zwe i fellos accompli.
    Hera drehte dem schlafenden Kroniden den Rücken zu, ve r ließ Odysseus ’ Haus – denn niemand, nicht einmal eine Königin, konnte durch das Tarnkraftfeld qten, das Zeus drum he r um gelegt hatte –, zwängte sich durch die wässrige Wand aus Energie, wie sich ein Neugeborenes aus seiner Glückshaube befreite, und tel e portierte triumphierend zurück nach Troja.
     

11
    Hockenberry kannte keinen der Moravecs, die ihn in der blauen Kuppel im Stickney-Krater auf dem Mond Phobos em p fingen. Als sich das Sesselkraftfeld abschaltete, sodass er den Elementen au s gesetzt war, geriet er zunächst in Panik und hielt ein paar Seku n den lang die Luft an – er glaubte immer noch, sich im Hochvak u um zu befinden –, aber dann spürte er den Luftdruck an der Haut und die angenehme Temperatur, deshalb tat er einen tiefen Ate m zug, während der kleine Mahnmut ihn den größeren Moravecs vorstellte, die wie ein offizielles Empfang s komitee vorgetreten waren. Es war wirklich peinlich. Dann ging Mahnmut hinaus, und Hockenberry war mit diesen seltsamen organischen M a schinen allein.
    »Willkommen, Dr. Hockenberry«, sagte derjenige der fünf M o ravecs vor ihm, der ihm am nächsten stand. »Ich hoffe, Ihr He r flug vom Mars ist ohne Zwischenfälle

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