Olympos
e wissheit der Wiederauferstehung unter den vielen, vielen Händen des Heilers, ohne Hoffnung auf die Genesungsbottiche – und, was am allerschlimmsten war, ohne dass Vater Zeus eingegriffen hä t te. Der Donnerer war immer da gewesen, um sie zu zügeln und ihre tödliche Raserei gegen die anderen Unsterblichen durch g u tes Zureden oder durch Drohungen ein wenig zu dämpfen. An diesem Tag jedoch nicht.
Poseidon qtete zur Erde, um die Zerstörung Trojas durch die Achäer zu beobachten. Ares erhob sich, von blutigem goldenem Ichor triefend, und rief drei Dutzend empörte Götter – allesamt treue Anhänger von Zeus und Unterstützer der Trojaner – an se i ne Seite. Hephaistos qtete von dort zurück, wohin ihn die Schockwelle verschlagen hatte, und breitete einen giftigen schwarzen Nebel über das Schlachtfeld.
Der Krieg zwischen den Göttern begann in dieser Stunde. In den folgenden Stunden breitete er sich über den ganzen Olymp und bis hinunter nach Ilium aus. Bei Sonnenuntergang stand der Gi p fel des Olymps in Flammen, und Teile des Caldera-Sees waren verkocht und von Lava ersetzt worden.
18
Penthesilea, die auf dem Weg zu Achilles war, wusste ohne j e den Zweifel, dass jedes Jahr, jeder Monat, jeder Tag, jede Stu n de und Minute ihres Lebens bis zu dieser Sekunde nicht mehr als ein Vo r spiel zu dem heutigen sicheren Gipfel des Ruhms gewesen war. Alles Vorherige, jeder Atemzug, jeder Moment ihrer Ausbildung, jeder Sieg und jede Niederlage auf dem Schlachtfeld war nichts als eine Vorbereitung gewesen. In den kommenden Stunden wü r de sich ihr Schicksal erfüllen. Entw e der würde Achilles sterben und sie triumphieren, oder sie wü r de sterben und – unendlich viel schlimmer – in Schande fallen und für alle Zeiten vergessen sein.
Die Amazone hatte nicht vor, in Schande zu fallen und für alle Zeiten vergessen zu sein. Als sie aus ihrem Nickerchen in Pri a mos ’ Palast erwacht war, hatte sich Penthesilea stark und glüc k lich gefühlt. Sie hatte ausgiebig gebadet, und als sie sich vor dem polierten Metallspiegel in ihren Gästeräumen ankleidete, widmete sie ihrem Gesicht und ihrem Körper eine Aufmer k samkeit, die sie ihnen sonst nur selten, falls überhaupt jemals schenkte.
Penthesilea wusste, dass sie nach den höchsten Maßstäben von Männern, Frauen und Göttern schön war. Aber das intere s sierte sie nicht. Es war ihrer Kriegerseele einfach nicht wichtig. Doch während sie an diesem Tag gemächlich ihre gereinigten Kleider und die glänzende Rüstung anlegte, erlaubte sie sich, ihre eigene Schönheit zu bewundern. Immerhin, dachte sie, würde sie das Letzte sein, was der fußschnelle Männertöter Achilles jemals sah.
Mit Mitte zwanzig hatte die Amazone das Gesicht einer Kin d frau, und ihre großen grünen Augen wirkten noch größer, wenn sie – so wie jetzt – von ihren kurzen, blonden Locken gerahmt w a ren. Ihre Lippen waren fest und lächelten nur selten, aber sie w a ren auch voll und rosig. Der Körper, der sich in dem polierten M e tall spiegelte, war muskulös und gebräunt vom stundenlangen Schwimmen, Trainieren und Jagen in der Sonne, aber nicht hager. Sie besaß die vollen Hüften und den runden Po einer Frau, was sie mit einem leichten, missbilligenden Schmollen zur Kenntnis nahm, während sie den silbernen Gü r tel um ihre schmale Taille schnallte. Penthesileas Brüste waren höher und runder als die der meisten Frauen, selbst ihrer Am a zonen, und ihre Nippel waren rosa, nicht braun. Sie war noch Jungfrau und wollte das auch für den Rest ihres Lebens bleiben. Sollte sich ihre ältere Schwester – beim Gedanken an Hippol y tes Tod zuckte sie zusammen – von den Tricks der Männer verführen und in die Gefangenschaft ve r schleppen lassen, um von irgendeinem behaarten Kerl als Zucht s tute benutzt zu werden; für so etwas würde sich Penthesilea ni e mals hergeben.
Während sie sich ankleidete, rieb sich Penthesilea die mag i sche, wohlriechende Salbe aus einer silbernen Vase in Form eines Gr a natapfels übers Herz, an ihren Halsansatz und über die senkrec h te Linie goldener Haare, die von ihrem Geschlecht au f stiegen. So lauteten die Anweisungen der Göttin Aphrodite, die ihr am Tag, nachdem Pallas Athene zum ersten Mal mit ihr g e sprochen und sie auf diese Mission geschickt hatte, erschienen war. Aphrodite hatte ihr versichert, sie, die Göttin der Liebe, habe dieses Parfüm – stärker als Ambrosia – selbst entwickelt, um Achilles – und nur Achilles
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