Oma 04 - Omas Erdbeerparadies
sehen meine Freunde aber anders», erwiderte er düster.
«Ich mache das wieder gut, versprochen», sagte sie.
Arne verzog ungläubig das Gesicht.
«Wie denn wohl?»
«Ich frage mich sowieso schon die ganze Zeit, wie wir wieder in die Medien kommen. Ich habe da eine Idee, die zwar noch nicht ganz spruchreif ist, aber wenn es klappt, geht es für das Paradies steil nach oben!»
Sie stand auf und ging Richtung Tanzsaal, um die letzte Runde anzusagen. «Hast du überhaupt verstanden, was ich dir sagen wollte? Es ging nicht ums Geschäft!», rief er ihr hinterher.
Sie drehte sich noch einmal um und lächelte ihn an. Das mit der Idee hatte sie nur behauptet, um ihn zu beruhigen. Jetzt musste sie sich wirklich etwas einfallen lassen. Schließlich ging es um Arnes Freunde.
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25.
Altjung
In den nächsten beiden Wochen fegte ein Sturm über Föhr, der jeden erfasste. Damit war nicht das Wetter gemeint, denn das träge Hoch über Nordfriesland bewegte sich nicht von der Stelle und sorgte verlässlich für Sonnenschein und warme Temperaturen. Nein, der Sturm auf Föhr wurde von einer einzigen Person ausgelöst, und zwar von Arnes Nichte Jade.
Sie hatte es geschafft, eine Clique von Schülerinnen um sich zu scharen, die sie bedingungslos bewunderten. Die Mädchen plakatierten nahezu jeden Laternenpfahl und jede freie Häuserwand auf der Insel mit einem Poster, das Jade selbst entworfen hatte. Es trug die Überschrift: «Ü40 gegen U20: der ultimative Wettbewerb der Generationen im Erdbeerparadies!» Darunter war auf der linken Seite ein Foto der Demonstranten vor der Kneipe zu sehen, auf der rechten Seite präsentierte sich grinsend ein Haufen junger Schüler. Rocker sollten gegen junge Rapper antreten, Publikum und Jury würden Noten vergeben. Die Devise lautete: Der Kampf Alt gegen Jung sollte offen und mit viel Spaß ausgetragen werden.
Arne hatte zunächst skeptisch auf Jades Plan reagiert und sich auf der Insel ein bisschen umgehört: War das wirklich eine gute Idee?
DAS BESTE, WAS ES AUF FÖHR SEIT LANGEM GEGEBEN HAT!, urteilte seine Mutter.
Wen er auch fragte, alle waren begeistert. Die Älteren wollten es den Jüngeren noch einmal richtig zeigen, umgekehrt freuten sich die Jungen darauf, die Älteren an die Wand zu spielen. Trotzdem blieben letzte Zweifel: Auch die Sturmflut-Wölfe würden mit von der Partie sein, deren jüngstem Auftritt im EP die Leute ebenso begeistert entgegengesehen hatten. Und wer war letztlich gekommen? So gut wie keiner! Erst als Arne von seinem Lieblings-Bankangestellten erfuhr, dass man ihn jetzt wieder als kreditwürdig betrachte und die Bank sich als Sponsor an der Veranstaltung beteiligen wolle, beschloss er, seine Bedenken über den Haufen zu werfen. Er stürmte ins Erbeerparadies, wo Jade gerade am Laptop saß und dabei telefonierte.
«Wir bekommen Geld ohne Ende!», rief er, als sie kurz ihr Handy beiseite legte.
«Hast du das Beatles-Band jetzt doch verkauft, oder was?»
«Nee, aber meine Bank schleimt mich an. Das ist ein gutes Zeichen.»
Jade blies sich eine Strähne aus der Stirn. «Ehrlich gesagt, bräuchte ich jetzt mal eine kurze Auszeit: Ich müsste zumindest mal wieder zum Friseur.»
«Dann geh doch.»
«Meinst du wirklich? Es ist so viel zu tun.»
«Klar, ich übernehme! Wie ist der Stand der Dinge?»
«Die Veranstaltung ist nach einem halben Tag ausverkauft. Es haben sich außerdem jede Menge Journalisten und zwei TV-Teams angekündigt.»
«Wenn das so weitergeht, sollten wir den Wettkampf per Videoleinwand in den Biergarten vom EP übertragen. In den Tanzsaal passen bestenfalls dreihundert Gäste.»
«Gute Idee», sagte Jade. «Außerdem will ich T-Shirts mit dem Logo vom Erdbeerparadies drucken lassen, und alle Kellnerinnen bekommen Ohr-Clips mit Erdbeeren verpasst.»
«Und die Kellner?»
«Auch.»
Er grinste. Das waren gern genommene Bilder für die Kameras. Der Wettbewerb nahm mittlerweile ungeahnte Ausmaße an. Wenn sie die Idee mit der Video-Übertragung in die Tat umsetzten, müsste sowohl im Biergarten als auch im gesamten Innenbereich ausgeschenkt werden. Aber auf Jades Clique war absolut Verlass. Die Mädchen hatten inzwischen bei den Schülerdiscos ausreichend Erfahrungen gesammelt, waren hochmotiviert und bestens aufeinander eingespielt.
Doch dann geschah auf dem Schrottplatz in Midlum ein Unglück. Barni fiel eine Beißzange so unglücklich auf den Daumen, dass er in Flensburg ins Krankenhaus gebracht werden
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