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Oma ihr klein Häuschen

Oma ihr klein Häuschen

Titel: Oma ihr klein Häuschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Mommsen
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konnte ich natürlich nicht bringen, die verstehen ja alle Englisch.»
    «Und was hast du schließlich gesungen?», versuche ich die Geschichte abzukürzen, bevor Regina sich ins Unendliche verliert. Sie schaut mich triumphierend an: «
Your Song!
Aber mit anderem Text.» Sie singt zu der Melodie von Elton John: «An kaam’k uk hen uun’t lokelkst steed, huar surgen goor ej wiar, toocht ik dach äeder an uk leed, am di, min eilun Feer.»
    Den Text kenne ich aus meiner Kindheit. Meine Mutter hat damals darauf bestanden, dass ich das Lied auf Fering, dem Föhrer Friesisch, auswendig lerne. Es ist quasi die Nationalhymne von Föhr und bedeutet übersetzt: «Und käme ich auch an den glücklichsten Ort, wo Sorgen gar nicht wären, dächte ich doch früh und auch spät an dich, meine Insel Föhr.» Natürlich mit einer anderen Melodie.
    «Aber warum hast du es nicht mit der richtigen Melodie gesungen?», staune ich, «dann hätten die Mönche doch erst recht nicht gemerkt, dass es nichts Religiöses ist.»
    Plötzlich starrt Regina mich mit weitaufgerissenen Augen an: «Hast du das etwa nicht verstanden?»
    «Doch, klar.»
    Jetzt kippt ihre Stimmung: «Du hast es nicht verstanden, oder?»
    «Doch.»
    So ein Mist.
    «Kannst ruhig zugeben, dass du es nicht verstanden hast.»
    Regina rennt kurz raus, vermutlich um wieder einen zu kippen. Holger und ich schweigen uns betreten an. Nach wenigen Sekunden kommt sie wieder rein, als wenn nichts gewesen wäre: «Also weiter im Text!»
    «Was für ein Text?», frage ich.
    Die Antwort darauf bleibt sie mir schuldig, weil sie in dem Moment, als ich die Frage stelle, stolpert und mit der Stirn gegen die Tischkante knallt. Blut läuft auf den hellen Teppich, gleichzeitig klingelt es an der Tür. Holger hastet ins Badezimmer, um Verbandszeug zu holen. Es klingelt erneut.
    «Sönke, machst du auf, bitte?», ruft Holger aus dem Badezimmer.
    Sein dicker Sohn John ist dazu offensichtlich nicht in der Lage.
    Ich öffne die Tür.
    Vor mir steht ein adrettes Ehepaar in Reginas und Holgers Alter. Er könnte Holgers Bruder sein, lang und dünn, mit wettergegerbtem Gesicht und rissiger Haut. Seine Frau sieht aus wie eine Kosmetikverkäuferin: weißblond gefärbte Haare und reichlich geschminkt. Sie hält einen üppigen Blumenstrauß in der Hand.
    «Ja, äh, Moin, wir sind die Jansens aus Oldsum.»
    «Abend», grüße ich verhalten, ohne zur Seite zu gehen. Wie Zeugen Jehovas sehen die zwar nicht aus, ich weiß aber auch nicht, was sie wollen.
    «Wir sind bei Gina und Holgi zum Essen eingeladen», erklärt der Mann.
    Gina & Holgi, das klingt wie ein Volksmusik-Duo.
    Da kommt Regina schon aus dem Bad, sie blutet noch immer und wirkt jetzt plötzlich sehr betrunken. Holger wieselt hinterher.
    «War das heute?», lallt sie.
    «Das Essen reicht für alle», überlegt Holger.
    Schlechte Idee!
    «Isch hab misch ve’tan», nuschelt Regina.
    Plötzlich wird mir das alles zu viel. Ich muss hier weg, und zwar so schnell wie möglich.
    «Ich muss dann mal», verabschiede ich mich unverbindlich. Ich weiß, höflich ist was anderes.
    Das Pärchen starrt entsetzt auf die heftig blutende Wunde von Regina.
    «Sollte man nicht besser einen Arzt holen?», schlägt die Frau vor und hält sich ein Papiertaschentuch vor den Mund, um ihren Brechreiz zu unterdrücken.
    «Nein, ist schon in Ordnung. Es reicht, wenn Regina sich etwas hinlegt», findet Holger.
    «Wir kommen dann besser ein anderes Mal. Tschüs.»
    Die beiden gehen. Ich schließe mich ihnen an und will gerade hinausgehen, da schreit Regina mich an: «Ich brauche das Geld für das Haus! Bitte! Bitte! Bitte!»
    «Nimm das nicht so ernst», beruhigt mich Holger, während Regina wieder im Bad verschwindet. «Sie will nur einen neuen Mercedes, für ihre Shoppingtouren nach Hamburg. Vollkommener Schwachsinn, wenn du mich fragst. Hier in Wyk ist sie in zwei Minuten zu Fuß bei der Arbeit, und ansonsten genügt unser Golf dreimal für die Insel, und für Hamburg auch. Mit dem Benz glotzen dich vielleicht einige auf der Fähre an, aber in Hamburg? Sobald du da zwei Meter von der Karre weg bist, sieht doch keiner mehr, dass der Schlitten zu dir gehört.»
    Recht hat er. Und ich nutze die Gelegenheit, um den Abgang zu machen.
    Ich springe in Cords Volvo, der mir wie ein gut eingerichtetes Wohnzimmer vorkommt, und fahre nach Nieblum zurück. Im C D-Player liegt Hardrock für alternde Männer,
Smoke on the water
von Deep Purple, ein Live-Mitschnitt. Heftiger Regen

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