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Oma klopft im Kreml an

Oma klopft im Kreml an

Titel: Oma klopft im Kreml an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Telscombe
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lassen wir Vorräte kommen. Sag mal, kannst du uns nicht bei dir telefonieren lassen, dann können wir uns vom Metropol einen Kasten Bier und ein paar Dutzend saubere Gläser schicken lassen.»
    Sie verließen murrend die Küche, und allmählich verloren sich ihre Stimmen in der Diele, bis man schließlich nur noch das entfernte Summen der Unterhaltung im Wohnzimmer hörte.
    Jackie wartete noch eine Minute und öffnete dann die Tür vorsichtig ein paar Zentimeter. Sie warf einen Blick in die Diele, sah sich kurz in der Küche um und wandte sich dann zurück zu Miss Baker und Humphrey, die im Dunkeln hinter ihr warteten.
    «Wir müssen einen Plan machen, falls wir Schwierigkeiten bekommen.» Jackie war nie um einen Plan verlegen und hatte auch jetzt mit aller Schnelligkeit einen zur Hand. «Das Innenfenster scheint oben und unten verriegelt zu sein, wahrscheinlich das Außenfenster auch. Humphrey, Sie gehen am besten als erster. Neben dem Kühlschrank steht ein Stuhl. Schieben Sie den ans Fenster und öffnen Sie die Riegel. Wenn Sie runtergesprungen sind, warten Sie auf Miss Baker. Miss Baker, Sie können vom Stuhl aus aufs Fensterbrett klettern, es ist also gar nicht schwierig. Aber wenn irgend jemand draußen ist, dann klopfen Sie ans Fenster, Humphrey, dann wissen wir, daß wir noch warten müssen. Ich gehe als letzte und stelle den Stuhl zurück und ziehe das Fenster hinter mir zu.»
    Jackie gab ihren Bundesgenossen keine Gelegenheit, ihren Befehlen zu widersprechen. Sie zog die Tür etwas weiter auf, warf noch einmal einen Blick in die Diele, schob Humphrey vor sich her und zischte:
    «Jetzt.»
    Ein paar Sekunden später hatte er den Küchenstuhl vors Fenster gestellt und kämpfte mit den schweren Riegeln an den hohen Küchenfenstern. Die unteren gaben sofort nach, aber die oberen, die er gerade noch erreichen konnte, waren eingerostet. Er stützte einen Fuß auf die Heizung und streckte den Arm nach dem oberen Riegel aus.
    «Es kommt jemand», zischte Jackie warnend und schloß die Tür, Humphrey seinem Schicksal überlassend. Er blickte verzweifelt in der Küche umher, sprang vom Stuhl und kroch, als er Schritte hörte, unter den Schüttstein.
    Es war das schlechteste Versteck, das er sich hätte aussuchen können. Nur ein Eimer, mehrere Dosen DDT, eine Scheuerbürste und die abgetragenen Schuhe des Dienstmädchens schützten ihn vor der Entdeckung.
    Humphrey wagte kaum zu atmen, als er die untere Hälfte des Eindringlings an der Tür zögern sah und hörte, wie er nach dem Lichtschalter tastete. Fast hätte er vor Erleichterung laut geseufzt. Das konnte nicht Herb Wilson, der Reuter-Korrespondent, sein. Denn der mußte ja wissen, wo der Lichtschalter in seiner Küche war.
    Im Schein der Dielenlampe sah Humphrey, wie sich die Beine in die Küche und auf den Herd zu bewegten. Dann gingen sie wieder zur Tür zurück, und von irgendwo über seinem Kopf hörte Humphrey eine verärgerte Stimme rufen:
    «He, Herb, wo sollen die Streichhölzer sein?»
    «Auf dem Herd», schrie Herb aus dem Wohnzimmer.
    «Da sind sie nicht.»
    «Dann in der Nähe. Guck mal genau hin.»
    «Ich kann den verdammten Lichtschalter nicht finden.»
    «Der ist außen, direkt an der Tür.»
    Humphrey preßte sich so fest an die Wand, wie er konnte, und zuckte
    zusammen, als plötzlich jede Ecke der Küche in grelles Licht getaucht
    Die gesuchte Streichholzschachtel war aber offenbar sofort sichtbar geworden, denn die Beine bewegten sich zielstrebig quer durch die Küche und verschwanden dann durch die Tür, ohne daß ihr Besitzer auch nur einen Blick in Humphreys Richtung geworfen zu haben schien. Das Licht ging aus, und Humphrey saß wieder im Halbdunkel.
    «Okay?» flüsterte Jackie und öffnete wieder die Tür.
    «Um Haaresbreite. Aber hören Sie, Jackie, der obere Riegel sitzt fest. Ich glaube nicht, daß ich ihn aufkriege. Er muß seit Monaten nicht aufgemacht worden sein.» Humphrey kroch unter dem Schüttstein hervor und schlich sich zur Tür. Ihm wäre nichts lieber gewesen, als dieses abenteuerliche Unternehmen aufzugeben.
    «Sie müssen fest gegen das Fenster drücken», riet Jackie.
    Humphrey tastete sich zurück zum Stuhl und kletterte wieder auf die Heizung. Diesmal lehnte er sich mit seinem ganzen Gewicht gegen das Fenster und fühlte, wie der Riegel nachgab. Jackie hatte wieder einmal recht, und das machte ihn wütend. Der äußere Riegel ließ sich fast ebenso einfach öffnen, und Humphrey sah etwa eineinhalb Meter unter sich

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