Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Oma klopft im Kreml an

Oma klopft im Kreml an

Titel: Oma klopft im Kreml an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Telscombe
Vom Netzwerk:
unbegrenzte Zeit zu halten, war Jackie besser für Schocktaktiken und die Kriegsführung aus dem Untergrund geeignet.
    «Es wäre was anderes, wenn wir etwas damit erreichten», sagte sie ungeduldig, als sie sich am Abend wiederum zu Schinken und Eiern niederließen. «Aber es ist die reinste Sackgasse. Es hätte ja noch einen Sinn, wenn die Journalisten morgen verschwunden wären. Aber morgen wird Stewarts Artikel im Daily Guardian erscheinen, und dann wissen alle, daß Miss Baker hier ist, statt es nur zu vermuten.»
    «Ich glaube, das werden sie schon heute abend wissen, wenn ich an ihnen vorbei muß, um ins Hotel zu kommen. Bis jetzt weiß ja selbst Ferguson nicht, daß ich auch hier bin», gab Humphrey zu bedenken. «Sie haben wahrscheinlich kein Feldbett, auf dem ich in der Diele schlafen könnte? »
    Jackie schüttelte den Kopf, spießte gereizt ein Stück Schinken auf ihre Gabel und schlug ohne viel Begeisterung vor:
    «Vielleicht können Sie über die Hintertreppe gehen. Sie führt zwar nirgends hin, denn die Hausmeister benutzen die Hintertür nur, um die Mülltonnen zu leeren, und schließen sie dann wieder ab; aber alle Küchen haben einen Ausgang zur Treppe. Sie könnten versuchen, in die Küche im Parterre zu kommen und aus einem der Fenster zu steigen, die zum Hof hinausgehen. Wer wohnt denn bloß in der Parterrewohnung? »
    Jackie kniff die Augen zusammen und dachte angestrengt nach. Dann machte sie ein langes Gesicht und sagte ganz niedergeschlagen: «Herb Wilson, der Reuter-Korrespondent.»
    Aber bei Abwaschen erwärmte sie sich wieder für ihre Idee und sagte, es könne doch nichts schaden, die Sache mal auszukundschaften.
    «Man kann nicht wissen, vielleicht ist eine Küchentür nicht abgeschlossen. Ich schließe meine auch oft nicht ab.»
    Weder Miss Baker noch Humphrey waren ernstlich an Jackies Plänen interessiert. Aber sie versuchten nicht, sie zurückzuhalten, als sie den
    Riegel der Küchentür zurückschob und geräuschlos die enge, unbeleuchtete Hintertreppe hinunterschlich.
    Sie blieb etwa zehn Minuten fort, und als sie zurückkam, glänzten ihre Augen vor Aufregung.
    «Es ist fast zu einfach. Zuerst habe ich Stimmen in der Küche gehört und habe gewartet und dann gehört, wie jemand Eis aus dem Kühlschrank nahm und wegging. Dann habe ich vorsichtig die Tür angefaßt, und sie ging einfach auf. Die Wohnungstür steht auch offen. Ich glaube, Herby Wilson macht eine Art Haus der offenen Türen für die andern Korrespondenten. Nett von ihm. Ein ganzer Haufen sitzt im Wohnzimmer und spielt Poker oder so etwas - jedenfalls kommt von dort ein fürchterlicher Lärm. Kein Mensch würde hören, wenn was in der Küche vor sich geht.»
    Jackie schwatzte weiter, und Miss Baker und Humphrey hörten ihr nachsichtig zu - bis ihnen plötzlich klarwurde, daß Jackies Reden zu einem festen Schlachtplan führten.
    «Warum können wir denn nicht alle durch das Fenster türmen?» sagte sie. «Nicht nur Humphrey. Es ist so einfach, ich weiß gar nicht, warum ich nicht schon eher drauf gekommen bin. Es ist nur ein ganz kleiner Sprung vom Fenstersims, und sicherlich kann Humphrey als erster runterspringen, Miss Baker, und Sie dann rausheben.»
    «Und wohin sollen wir Ihrer Meinung nach ?» fragte Humphrey mißbilligend.
    Jackie bedachte ihn nur mit einem ungeduldigen Blick. «Das weiß ich nicht. Sie können ja zurück zum Hotel gehen, und ich kann mit Miss Baker bei June McGuire bleiben. Die wohnt nur ein Stückchen weiter unten.»
    «Aber mein liebes Kind, dieser ganze Plan scheint mir ein bißchen sinnlos», sagte Miss Baker. «Außerdem habe ich Sir Reginald wirklich versprochen, in der Wohnung zu bleiben, bis er alles geregelt hat. Und ich habe versprochen, keinerlei Kontakt mit der Presse aufzunehmen. Aber bei Ihrem Plan riskieren wir ganz unnötigerweise, den Reportern über den Weg zu laufen, während ich doch viel sicherer hier bleiben kann.»
    Jackie hatte jedoch nicht die Absicht, dieses so vielversprechende Vorhaben aufzugeben.
    «Na schön, dann versuche ich’s eben allein», sagte sie. «Ich muß einen Spaziergang machen. Bloß, um mal für eine Weile aus der Wohnung rauszukommen.»
    Sie riß ihren Mantel so ungeduldig vom Garderobenhaken, daß Miss Bakers Schirm klappernd zu Boden fiel. Während sie ihn wieder aufhängte, hielt sie plötzlich inne. Ihre Augen glänzten, und sie griff mit beiden Händen nach Miss Bakers Hand.
    «Jetzt weiß ich’s. Miss Baker - ich bringe Sie zurück

Weitere Kostenlose Bücher