Omega Kommando
Bartstoppeln.
»Oder so«, erwiderte Blaine gespannt.
Der Bootsmann nickte. »Ich kenne diese Gewässer besser als jeder andere, Mister. Aber dieser Sturm ist mörderisch. Könnte gut sein, daß er uns gegen die Klippen wirft.«
»Wir sind bereit, dieses Risiko einzugehen.«
»Wie viele seid ihr?«
»Neun«, erwiderte Blaine und machte sich gar nicht erst die Mühe, Sandy auszusondern.
»Das Boot wird ziemlich zu tragen haben, mein Freund. Es wird verdammt schwer fahren und tief im Wasser liegen. Bei den Wellen da draußen ist das kaum ratsam.«
»Aber Sie werden es schaffen«, sagte Blaine, und aus irgendeinem Grund wußte er, daß dieser zerlumpte Mann in einer Hütte, die nach abgestandenem Schweiß und billigem Whisky stank, es wirklich schaffen würde.
»Lassen Sie mich nur mein Ölzeug anlegen, mein Freund.«
Wells hatte den größten Teil des Nachmittags im Überwachungsraum vor den Monitorbildschirmen und Kommunikationsgeräten verbracht, die ihn mit seinen über die Insel verstreuten Wachen verbanden. Der Sturm war ein wahrer Segen, denn er verbot einen Angriff aus der Luft völlig. Da bei diesem Wetter schon vor Anbruch der Nacht eine Annäherung über das Wasser ausgeschlossen war, hätte er sich eigentlich entspannen können.
Doch er entspannte sich nicht. Irgend etwas nagte an ihm. Der peitschende Schnee des Sturms hatte eine Überwachung durch die Fernsehkameras zumindest während der Nachtstunden unmöglich gemacht, so daß Wells sich völlig auf seine Wachen verlassen mußte. Mehrmals hatte er die Festungsmauern verlassen, um die Insel persönlich zu überprüfen und die aufgepeitschten Gewässer mit einem Fernglas abzusuchen, als erwarte er Besucher.
Nun rückte halb acht jedoch schnell näher. In kaum mehr als einer halben Stunde würde der Computer die Möglichkeit ausschließen, die Aktion abzubrechen, und Omega würde unausweichlich ablaufen. Wells entkrampfte sich ein wenig bei diesem beruhigenden Gedanken, doch erst, wenn der fragliche Augenblick verstrichen war, würde er sich völlig entspannen können. Er verließ den Kommunikationsraum und ging zur Kommandozentrale in der vierten Etage hinauf, wo zwei bewaffnete Männer vor der Tür Posten bezogen hatten. Wells schob seinen Ausweis in einen Schlitz, woraufhin die Tür aufschwang.
»Ah, Wells«, grüßte Verasco hinter einer Computerkonsole. »Ich habe gerade einige letzte Checks gefahren. Unser Satellit funktioniert ohne die geringste Störung.«
Auf der einen Seite der Kommandozentrale befanden sich sechs Computerterminals, und auf der gegenüberliegenden eine große Luftkarte der Erde, auf der ständig die Position von Kraymans Satellit angezeigt wurde. Im Augenblick blitzte der weißte Lichtpunkt, der den Satelliten darstellte, über Mitteleuropa auf. Zwei Männer standen vor der Karte und klemmten Zettel an ihre Merkblöcke. Die Terminal-Operateure hinter ihnen waren verantwortlich für die Überwachung aller lebenswichtigen Daten des Satelliten. Die einzigen Doppelfenster des Raumes blickten zu dem Berg hinaus. Schnee und Eis hatten sich darauf gesenkt und verliehen der Kommandozentrale den Eindruck eines Grabes.
»Wo ist Mr. Dolorman?« fragte Wells.
Verascos runder Kopf nickte zu einer schweren Tür hinter der Weltkarte hinüber. »Er trifft die letzten Vorbereitungen.«
Wie auf ein Stichwort öffnete sich die schwere Tür, und Dolorman kam unbeholfen heraus. »Irgend etwas zu berichten, Wells?«
»Keine Eindringlinge, melden alle Ausgucke.«
»Sie klingen trotzdem besorgt.«
»Nur beunruhigt.«
»Wegen McCracken?«
»McCracken ist tot. Es könnte andere geben.«
Dolorman lächelte zu ihm hinauf. »Machen Sie sich darüber keine Sorgen. In genau sechsunddreißig Minuten wird niemand mehr verhindern können, was wir um neun Uhr beginnen werden.« Dann, zu Verasco: »Können unsere Kommunikationsexperten etwaige Meldungen der Luftaufklärer entgegennehmen?«
Verasco nickte. »Sie haben ihre Position jetzt eingenommen.«
»Dann kann uns nichts mehr aufhalten.«
Auf Verascos Schreibtisch summte ein Telefon. Er hob ab und lauschte kurz, dann wandte er sich schnell an Dolorman.
»Er will Sie wieder bei sich haben.«
Dolorman trat wieder zu der schweren Tür. Bevor er den dahinterliegenden Raum betrat, blickte er zu der Wanduhr hinauf. »Fünfunddreißig Minuten, meine Herren.«
Wegen des zusätzlichen Gewichts durchpflügte das Schiff nur träge die Wogen. Die Strömungen schlugen gegen seine Seite und
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