Omega Kommando
überschütteten das Deck mit kaltem Meerwasser. Blaine und Johnny Wareagle waren auf Deck geblieben, während sich Sandy und die anderen Indianer in der kleinen Kabine zusammendrängten. Sie hatten mittlerweile zwei Drittel der Strecke zur Horse Neck Island zurückgelegt und sahen, wie die Insel vor ihnen an Masse gewann. Sie wirkte bedrohlich.
»Wann werden die Männer am Ufer uns entdecken?« fragte Blaine den Schiffer, der unbeweglich hinter dem Steuerruder stand, die Augenbrauen und den Bart von Eiskristallen durchsetzt.
»Sobald wir das Riff überqueren, nehme ich an. Ahjoh, dann wird der Sturm uns keine Deckung mehr geben.«
»Irgendwelche Ideen?« fragte Blaine Wareagle.
»Wenn sie uns sehen, werden sie uns versenken … außer, sie sehen keinen Grund dazu.«
»Was meinst du damit?«
»Niemand schießt ein Pferd ohne Reiter nieder. Diesen Anschein müssen wir auch von unserem Boot erwecken. Wenn die Geister uns beistehen, könnte es klappen.«
»Und wenn sie uns nicht beistehen?«
»Dann wären wir schon tot – schon lange tot, Blaine. Wir wären im Höllenfeuer gestorben.«
McCracken wandte sich an den Bootsmann. »Wenn wir die Klippen überquert haben … ist es dann möglich, daß wir zu dem Dock der Insel getrieben werden?«
»Mit den Strömungen, meinen Sie, mein Freund? In einer Nacht wie dieser kann man sie kaum ausrechnen. Die Sturmwinde treiben das Wasser in alle möglichen Richtungen. Aber ich glaube, ahjoh, mit ein wenig Glück könnten wir es schaffen.«
»Die Geister meines Freundes stehen uns bei«, sagte Blaine mit einem Seitenblick auf Wareagle. »Also dürften wir mit dem Glück keine Schwierigkeiten haben.«
Eine Minute später – die unregelmäßige Form der Insel war nun deutlich zu erkennen – erreichten sie die Felsen. Die Augen des Schiffers waren nach vorn gerichtet, obwohl sie ihm kaum helfen konnten, wenn es darum ging, die tödlichen Hindernisse auszumachen, die sich erhoben, um den Boden aus seinem Boot zu reißen. Statt dessen konzentrierte er sich auf die Küste der Insel. Er hatte die mörderischen Felsformationen fest im Gedächtnis verankert und konnte das Boot dementsprechend steuern. Obwohl er fast kein Gas mehr gab, war das Schiff noch immer der Gnade der tosenden Wellen ausgeliefert und wurde trotz der ständigen Anstrengungen des Schiffers, das Ruder ruhig zu halten, von einer Seite auf die andere geworfen.
In der Kabine unter Deck hörte Sandy, wie Felsen an der Schiffshülle kratzten. Sie hörte das schreckliche, raspelnde Scharren an den hölzernen Planken und fragte sich, wie lange es noch dauern würde, bis Salzwasser einsickerte.
Über ihr gab der Bootsmann seine letzte Kraft, um den gefährlichsten Formationen auszuweichen und es lieber mit den kleineren aufzunehmen. Gelegentlich verlangsamte sich das Schiff mit einem mahlenden Knirschen bis hin zu jenem Punkt, wo es den Anschein hatte, es sei auf Grund gelaufen und könne nicht weiter. Doch stets riß der Schiffer das Ruder gerade noch rechtzeitig herum, so daß die Strömungen das Schiff befreiten und es seine verzweifelte Fahrt fortsetzen konnte. Blaine fühlte, wie sein Herz hämmerte, und wußte, daß selbst Wareagle darum kämpfte, die Ruhe zu bewahren. So nahe der Insel fiel der Schnee unglaublich dicht, und sie konnten nur für kurze Augenblicke in ihn hineinsehen, bevor das Brennen auf ihren Gesichtern zu stark wurde und sie sie abwenden mußten.
Plötzlich wurde die Fahrt des Boots gebremst, als hätte sich aus dem Wasser heraus eine riesige Hand um seinen Rumpf geschlossen. Der Schiffer gab behutsam Gas und schob das Ruder nach rechts. Der Lärm unten war ohrenbetäubend, wie von Fingernägeln auf einer Kreidetafel, doch das Schiff löste sich von der Felsformation und kippte in das wogende Meer. Sie waren den Riffen entkommen.
In der Kabine unter Deck fühlte Sandy durch ihre Handschuhe, wie kaltes Salzwasser einsickerte. Es kam nicht durch ein großes Leck, sondern aus vielen kleinen. Bald fühlte sie, wie es um ihre Beine strömte. Ein Zittern schüttelte sie, als die Maschine ausgeschaltet wurde, und die schreckliche Erwartung, ertrinken zu müssen, ließ ihren Atem schneller gehen. Dann wurde die Kabinentür leise geöffnet, und Wareagle kam herein, gefolgt von McCracken. Während der riesige Indianer seinen Männern die nächste Phase des Plans erklärte, nahm Blaine Sandy beiseite und ging ihre Aufgabe mit ihr durch. Sie akzeptierte sie bereitwillig, froh, etwas zu tun zu
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