Omega Kommando
Krankenhaus entlassen«, sagte der Präsident bestimmt. »Er ist eine zu große Verpflichtung für uns geworden. Sobald er transportfähig ist, Andy, möchte ich, daß er hierher gebracht wird, damit er sich den Fragen eines Komitees über das Fiasko in Paris stellen und eine Entscheidung über seine Zukunft getroffen werden kann.«
»Versetzung in den Ruhestand, Sir?« fragte Stimson.
»Vorruhestand. Ich will ihn so tief vergraben haben, daß er nie wieder zu einem Dorn in unserem Fleisch werden kann.«
»Hinter einem Schreibtisch, Sir, oder in einem Sarg?«
Als allererstes am Donnerstagmorgen traf sich Sandy Lister mit T.J. Brown in dessen Büro. Während er von seinem Computerterminal aufblickte, legte sie den Mantel ab.
»Benjamin Kelno ist so sauber wie gebleichter Schnee, Boß«, berichtete er und überspielte per Knopfdruck die Ergebnisse seiner Anstrengungen auf den Bildschirm.
Enttäuscht nahm Sandy Platz. Sie hatte gehofft, etwas in Kelnos Hintergrund würde ihr einen Hinweis geben, wo und wie er in den Besitz des Orbit-Flugplans gekommen war, den ihr zuzustecken er gestorben war.
»Er hat die letzten zwölf Jahre seines Lebens bei der Abteilung COM-U-TECH der Krayman Industries gearbeitet«, begann T.J . die Informationen von dem Bildschirm ablesend, »auf den Gebieten Forschung und Entwicklung. Er hat eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des Krayman-Chips gespielt, doch wie so oft in solchen Fällen wurde er namentlich nicht erwähnt.«
»War er verärgert darüber?«
»Nicht offen. Er bekam ein sechsstelliges Gehalt, er wurde viermal befördert, und er hinterließ eine liebende Frau und Familie. Soweit mir bekannt ist, hat er zahlreiche Angebote von Krayman-Konkurrenten aus Silicon Valley abgelehnt, und es gibt keine Anzeichen dafür, daß er jemals mit einem auch nur verhandelt hat.« T.J. hielt inne und lehnte sich zurück. »Jetzt sind Sie an der Reihe. Wie ist es mit Coglan gegangen?«
Sandy trat von dem Bildschirm zurück. »Die Zerstörung der Adventurer war kein Unfall, soviel ist sicher. Und wer auch immer sie aus dem Himmel geblasen hat, er muß ihren Orbit-Flugplan gekannt haben.«
»Kelnos Diskette«, murmelte T.J. »Krayman Industries …«
»Ich bin noch nicht bereit, diesen Schluß zu ziehen.«
»Klar, Boß. Aber wenn er zutrifft, und wenn sie Kelno getötet haben, weil er Ihnen die Story bringen wollte, dann kann man sich leicht vorstellen, auf wen sie als nächstes aus sind.«
»Beruhigen Sie sich. Ihre eigenen Nachforschungen haben nichts ergeben, was diese Vermutung stützen könnte. Krayman Industries ist auf die Beherrschung der Medien aus. Die Vernichtung von Space Shuttles paßt da nicht hinein; zumindest sehe ich da keinen Zusammenhang. Wer weiß, was Kelno in seiner Freizeit unternommen hat?«
»Gehen wir damit schon zu Shay?«
»Geben Sie mir noch ein paar Tage.«
»Wozu?«
»Sie haben doch gesagt, Krayman Industries und Randall Krayman seien ein und dasselbe. Morgen habe ich ein Interview mit einem Mann vereinbart, der die Aufgabe hat, im Krayman Tower für Ordnung zu sorgen. Wenn dort etwas vor sich geht, weiß er dann vielleicht, worum es sich handelt.«
9
Francis Dolorman sah ganz und gar nicht aus wie der Geschäftsführer eines Multi-Milliarden-Dollar-Konsortiums. Als Nachfolger des großen Krayman, der sich vor fünf Jahren zurückgezogen hatte, beanspruchte er wenig Aufmerksamkeit und erhielt noch weniger. Niemand, der dieser kleinen, schmächtigen Gestalt auf der Straße begegnete, würde sie eines zweiten Blickes, wenn überhaupt eines ersten, würdigen.
Obwohl Francis Dolorman mächtig und prominent war, gab er keine verschwenderischen Parties. Er bewirtete keine Politiker. Er träumte nicht davon, sein Foto auf dem Titelbild von Time, Newsweek oder People zu sehen, und würde solch eine Bitte, sollte man sie jemals an ihn richten, abschlagen. Er zog es vor, relativ zurückgezogen zu leben. Unsichtbarkeit in der Öffentlichkeit war ein Geschenk Gottes, weil sie ihm Bewegungsfreiheit verschaffte.
Dolorman hatte die fünf Jahre, die er die Geschicke der Krayman Industries führte, und viele weitere Jahre zuvor nach diesem Glaubensbekenntnis gelebt. Daß ein solch anscheinend freundlicher, fast schüchterner Mann in solch eine Position aufgestiegen war, erschien fast unmöglich, wäre die berechnende Seele nicht gewesen, die tief in ihm lauerte. Solange Dolorman zurückdenken konnte, hatte er davon profitiert, daß andere ihn unterschätzten. Die
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