Omega Kommando
das fehlende Licht seines überwucherten Auges, da es ihn von der linken Seite verwundbar machte.
Das Glück war Wells nie besonders hold gewesen. Nachdem er mit einem vorgesetzten Offizier aneinandergeraten war, war er aus seiner Spezialeinheit in Vietnam geflogen. Man schickte ihn nach Hause zu seiner Frau, die er nicht vermißte, und auf einen Posten als Ausbilder von Eliterekruten in Fort Bragg. Nachdem er diesen Posten ein Jahr bekleidet hatte, erwischte er seine Frau mit einem Captain im Bett. Er riß dem Mann mit bloßen Händen die Kehle auf und lief gerade zur Eingangstür, als ihm seine Frau einen Topf mit siedendem Öl ins Gesicht schüttete. Wells wandte das Gesicht noch rechtzeitig genug ab, um die eine, nicht aber die andere Hälfte zu retten. Der Schmerz war unbeschreiblich, doch er kämpfte ihn nieder und riß auch seiner Frau die Kehle auf.
Als die Militärpolizei eintraf, war er gerade mit ihrer Brust beschäftigt, um ihr das Herz aus dem Leib zu reißen. Es bedurfte einer gesamten Korporalschaft, um ihn schließlich mit Hilfe einer Zwangsjacke zu bändigen und ins Krankenhaus zu befördern.
Der Fall des verstümmelten Kriegshelden erzeugte nur wenig überregionale Aufmerksamkeit, doch ein kurzer Zeitungsausschnitt erregte Francis Dolormans Interesse, der die seltene Gelegenheit erkannte. In Dolormans Welt bestand oft Bedarf für einen Mann mit Wells' … Temperament. Das Problem lag darin, jemanden zu finden, der hinreichend vertrauenswürdig und loyal war. Dolorman zog alle Fäden, an denen er ziehen konnte, um Wells' Freispruch zu erreichen, und stellte den Mann dann ein. Wells hatte an diesem Abend in seinem Haus durchgedreht, doch er war alles andere als auf Dauer verrückt. Er wollte unbedingt leben und schwor als hingebungsvoller Soldat dem Mann, der ihn vor der sicheren Hinrichtung bewahrt hatte, lebenslange Treue. Eigentlich war es sogar mehr als Treue.
Im Lauf der Jahre hatte Dolorman beträchtlichen Nutzen aus Wells' unfeineren Begabungen und seiner Planungsfähigkeit gezogen. Wells war ein Meister der klugen Angriffstaktik und dank seiner Ausbildung und seines Instinktes imstande, sorgfältig geplante Schläge gegen Konkurrenten durchzuführen, wenn die Krayman Industries dies für nötig halten sollten.
Hätte Dolorman von Anfang an Wells nach New York geschickt, dann hätte er es jetzt mit einem dringenden Problem weniger zu tun, das seine augenblickliche Aufmerksamkeit erforderte. Er machte es sich in dem Sessel hinter dem Schreibtisch bequem und senkte den Blick kurz auf Verasco und dann auf Wells.
»Es gibt drei Themen, um die wir uns heute kümmern müssen«, begann er so systematisch wie immer. »Nehmen wir sie uns also in der Reihenfolge ihrer Dringlichkeit vor. Wells, was gibt es Neues über Kelno?«
»Unsere Leute bei der Polizei von New York waren besonders kooperativ«, erwiderte Wells. Der linke Mundwinkel hing dem rechten immer ein wenig hinterher, wodurch seine Worte etwas undeutlich klangen, als spreche er immer mit einem kleinen Bissen im Mund. »Leider haben sie trotz ihrer Anstrengungen die vermißte Diskette nicht auftreiben können. Er hatte sie nicht bei sich, und nachfolgende Durchsuchungen seines Büros und seiner Wohnung verliefen ergebnislos.«
»Könnte er sie mit der Post verschickt oder in einem Schließfach deponiert haben?«
Wells schüttelte den massigen Schädel. »Unmöglich. Unsere Leute beschwören, daß er sie bei sich trug, als sie zuschlugen.«
»Ein Fehlschlag steht Ihnen nicht gut, Wells.«
Wells nahm die Kritik ohne eine Regung zur Kenntnis. »Öffentliche Hinrichtungen werden oft durch unerwartete Zwischenfälle gestört. So war es in New York der Fall. Kelno hat es geschafft, mit der U-Bahn zu fliehen, bevor unsere Männer ihn erledigen konnten.«
»Mit der Diskette natürlich.«
»Anscheinend. Sie trieben ihn erst vor dem Eingang des Fernsehsenders wieder auf.«
»Wo Sandy Lister die Bühne betritt. Unser zweites Problem …«
Wells deutete ein Nicken an. »Wir wissen, daß er ihr etwas zugeflüstert hat, und es ist durchaus möglich, daß er ihr die Daten zugespielt hat. Bis jetzt haben wir jedoch keinen Beweis, daß sie sich im Besitz der Daten befindet oder überhaupt von ihrer Existenz weiß.«
»Sie ist Reporterin, Wells. Sie würde sich nicht ohne weiteres von diesen Daten trennen oder ihre Existenz bekanntgeben.«
»Das habe ich in Betracht gezogen, und ebenfalls diese Story, die sie für ihre Nachrichtensendung
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