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Omka: Roman (German Edition)

Omka: Roman (German Edition)

Titel: Omka: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Aschenwald
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und mit dem sicheren Gefühl, dass sie gerade noch entkommen war, setzte sie sich auf einen Stein und beruhigte sich, ihr laut schlagendes Herz verlangsamte seinen Gang. Sie atmete tief ein und wieder aus und schaute flussabwärts, wo sie in nicht allzu weiter Entfernung eine weiße Gestalt neben dem Wasser stehen sah.
     
    Omka versuchte, genauer hinzusehen. Offenbar war es eine Frau mit sehr heller Haut; irgendetwas an ihr erweckte den Eindruck der Vertrautheit, und Omka hatte das Gefühl, sie kenne sie. Angestrengt versuchte sie, das Gesicht der Gestalt zu erkennen, die jetzt geräuschlos die Hände zum Himmel hob, ihren Oberkörper langsam nach links bog, bis sie nicht mehr weiterkonnte, und sich dann fallen ließ. Das Flusswasser umfing sie, und sie war verschwunden. In dem kurzen Moment, bevor sie gefallen war, hatte Omka das Gesicht gesehen, und es war ihres.
     
    »Ich mache mich selbständig«, sagte Omka am nächsten Morgen zu Josef. Sie saßen gerade beim Frühstück, und Josef ließ die Zeitung sinken, um sie anzuschauen. Ihre Augen waren entschlossen, ihr Blick trotzig, und von ihrem Brot lief ihr der Honig über die Finger und tropfte auf den Tisch. Er legte die Zeitung weg.
    »Sicher?«, fragte er. »Ich meine, das kostet erst mal ziemlich viel Geld …«
    »Ich weiß«, sagte Omka, »aber ich möchte wieder arbeiten, und offenbar gibt es für mich keine Möglichkeit, mich anstellen zu lassen, also mache ich es eben so. Ich habe schon …«, sagte sie, »ich habe schon eine kleine Wohnung gefunden, wo ich die Kanzlei einrichten kann, in der Pflugstraße hier in der Stadt.«
    Josef nahm einen Schluck Kaffee. Er machte eine lange Pause und sagte zögernd: »Ich weiß nicht, ob …«
    Omka trank ihren Kaffe aus und sagte dann »Ich gehe weg von hier.«
    Josef dachte, er habe nicht richtig gehört.
     
    In der kommenden Woche gab es nochmals starken Frost, als Omka mit einer kleinen Tasche das Haus verließ. Sie hatte zu Josef gesagt, dass es so nicht weitergehe, dass sie auf die eigenen Beine kommen musste, sich selbständig machen und erst einmal in der kleinen Wohnung bleiben wollte, die sie als Kanzlei angemietet hatte. Jonas hatte sie bei ihm gelassen. Mit dem Vorsatz, vernünftig zu sein und den Dingen, wie sie nun einmal waren, ins Auge zu sehen, war sie zu dem Schluss gekommen, dass das Gefühl der Unsicherheit, des Mangels und ihrer fehlenden Wärme wohl zu ihr gehören mussten und sie deshalb da, wo sie war, einfach falsch war. Man musste Mut fassen für einen neuen Anfang. Man kann kein Kind erziehen, wenn man sich nicht einmal sicher ist, ob man es überhaupt mag, und mit keinem Mann leben mit so einem Gefühl, dachte sie sich. Und wenn es schon ihre Eigenart war, dann müsste man auch damit umgehen und dürfe nicht die ganze Zeit ein Leben führen, das gar nicht dieser Eigenart entsprach. Ein Wolf mag kein Heu, auch nicht, wenn er im Kuhstall wohnt. Und sie war sich sicher, dass alles besser werden würde, wenn sie das einsah.

Kapitel XV Drachenwagen
    In der kleinen Wohnung, aus der die Kanzlei werden sollte, gab es nur zwei Räume, die mit einer Tür verbunden waren, ein Badezimmer und eine kleine Kochnische. Wenn man aus dem Fenster sah, hatte man den Blick auf eine Kreuzung und rechts daneben aufs Sankt Annenhospital.
    Omka hatte mit Josef vereinbart, dass er Jonas immer an den Wochenenden bringen sollte. Als sie die Wohnung zum ersten Mal betreten hatte und bemerkte, wie unterschiedlich das alles zu ihrem bisherigen Leben war, freute sie sich. Es gab hier keinen Platz, wenig Komfort, nichts Grünes, aber eigene Arbeit und das Gefühl, etwas Eigenes zu haben. Ein altes Sofa stand da, eine Kommode, die Küche war mit dem Allernötigsten ausgestattet, aber was Omka wunderte, war, dass auf der Anrichte ein nagelneuer Wasserkocher stand, der violett leuchtete, wenn man ihn anstellte. Wahrscheinlich hatte man ihn vergessen. »Recht so«, dachte sie, setzte sich aufs Sofa und weinte.
     
    Am nächsten Tag begann sie zu arbeiten. Sie putzte und räumte die Wohnung auf, telefonierte und bestellte ein Türschild: »Rechtsanwaltskanzlei Dr. jur. Omka Grentshäuser.« Josef hatte ihr am Telefon gesagt, dass ohne Werbung nichts mehr ginge heutzutage und dass man auch nicht einfach ein Türschild aufhängen und dann erwarten könne, dass alles andere von selbst anliefe. Noch dazu würde eine Rechtsanwältin, die in ihrem eigenen Büro saß, als unseriös gelten – man brauche entsprechende

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