Omnia vincit amor - Liebe besiegt alles
schnellen Vampir unnütz gewesen. Er hätte mich geschnappt, ehe ich auch nur die Chance gehabt hätte wegzurennen und über meine Prankenhiebe als Panther hätte er nur müde gelacht. Nun waren wir sicherlich schon weit weg vom Anwesen und ich hatte keine Ahnung, ob jemand meine Hilferufe gehört hatte. Wie hatten diese beiden sich einschleichen können? Hatten Anastasija und Elias nicht alle Wachen mental belauscht, so dass niemand heimlich Pläne schmieden konnte? Oder hatten sie sich im Trubel der vergangenen Stunden einfach untergemischt? Ja, so musste es gewesen sein. Die Geräusche der Stadt waren schon seit einiger Zeit verschwunden. Zuerst wurden sie immer leiser, aber nun waren sie gänzlich weg. Gelegentlich hörte ich mal einen Ast knacken, aber die Vampire bewegten sich so grazil, dass dies eine Seltenheit blieb. Wie konnte so etwas nur immer wieder passieren? War die Villa verflucht? Oder waren diese Abtrünnigen einfach so durchtrieben, dass sie sogar die Vorstellungskraft unserer Wachvampire übertrafen?
»Wirrrrr ssssssind daaaaa«, sagte einer der Vampire vor Freude glucksend. Er hatte eine merkwürdige Aussprache, die mir jetzt erst auffiel, als er sich im Deutschen versuchte. Eine Tür wurde quietschend geöffnet und als sie hinter uns ins Schloss fiel, vernahm ich eine Menge Stimmen, die alle durcheinander riefen. Doch ein Geräusch darunter war mir vertraut. Ein immer wiederkehrendes Niesen. Man riss mir den Stoff vom Kopf und ich stellte fest, dass ich auf einer alten Steintreppe stand, die in einen Kellerraum hinunterführte. Dort unten hatten sich eine Menge Vampire versammelt und umringten …
»Elias!«, kreischte ich und versuchte mich erfolglos aus dem Griff des Vampirs zu befreien. Elias drehte mir den Kopf zu und sah mich traurig an. Man hatte ihm einen Knebel aus etwas Silbrigem in den Mund gestopft. Es sah ein wenig aus wie einer dieser Spülschwämme, die immer dann zum Einsatz kommen, wenn man mal etwas hat anbrennen lassen. Ein paar der Vampire machten sich einen Spaß daraus, ihm mit Taschenlampen in die Augen zu leuchten und Elias hatte ganz offensichtlich Probleme damit, Luft zu bekommen. Seine Nase musste bereits vollkommen zugeschwollen sein und dieser Knebel machte ihm das Atmen durch den Mund nicht gerade leicht. Der Vampir hinter mir stieß mich an und bedeutete mir die Treppe hinunterzugehen. Fast hätte dieser Grobian das schon mit seinem Schubs erledigt.
»Wir bringen Euch etwas zum Speisen, Eure gefälschte Hoheit«, scherzte er und lachte widerlich laut.
»Endlich kann Krischans Vision wahr werden!«, quietschte eine Vampirin vor Vergnügen, welche mir gänzlich unbekannt war. Sie war auf keinem der Bilder, die wir von den Abtrünnigen hatten. Die Vampirin presste sich an meinen Mann heran und ich hätte ihr am liebsten ins Gesicht getreten.
»Stille deinen Durst an deiner Frau und danach darfst du qualvoll verenden.«
»Sperren wir sie unten in die Zelle, Leire wird sich über Gesellschaft freuen«, schlug eine Stimme von irgendwoher vor. Ich wurde wieder gepackt und hörte Elias vor Schmerz stöhnen. Man trug mich quer durch den Raum zu einer weiteren Steintreppe, die in pure Dunkelheit führte. Nur Leires Stimme, die leise meinen Namen flüsterte, und der Griff des Vampirs, der mich trug, machten mir klar, dass ich hier nicht alleine war. Gitter wurden mit einem ächzenden Geräusch geöffnet.
»Mach dir keine Hoffnung«, sagte mein Träger und schubste mich in die Dunkelheit, »Diese Gitterstäbe wird er nicht öffnen können.«
Er? Wen meinte er? Ein kalter Körper stürzte in meine Arme und ich erkannte den vertrauten Geruch. Elias! Sie hatten ihn ebenfalls hierher gebracht. Die Gitter wurden zugeknallt und mindestens zwei Paar Füße eilten davon. Dann war es ruhig.
»Eure Majestäten«, wimmerte Leire von irgendwoher.
»Wo bist du?«, flüsterte ich zitternd.
»In der Zelle neben Euch.«
Ich atmete tief durch und tastete nach Elias. Er nieste und ich folgte dem Geräusch mit meinen Händen und fand sein Gesicht. Ich wollte gerade etwas sagen, als plötzlich ein kleines Licht in der Zelle anging. Es war nur eine alte, verschmierte Glühbirne, aber sie spendete genug Licht, so dass ich zumindest die Zelle und Elias erkennen konnte. Ein weibliches Lachen erklang, dann hörte ich ein paar Schritte und schließlich eine Tür. Ich sah mich um. Dort war eine winzige Pritsche, die gerade so für eine Person reichte und in einem kleinen Einlass in der Wand
Weitere Kostenlose Bücher