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Omnia vincit amor - Liebe besiegt alles

Omnia vincit amor - Liebe besiegt alles

Titel: Omnia vincit amor - Liebe besiegt alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Wolf
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zerfetzten Stoff ihrer zerrissenen Kleidung von ihrem Arm schob. Ehe ich etwas sagen konnte, hatte das Monster sie bereits angegriffen. Ein beklemmendes Gefühl schien mich wie von Zauberhand still auf meinem Platz zu halten. Instinktiv schloss ich meine Augen und hielt meine Ohren zu. Aber es war, als würde man versuchen vor dem Regen wegzulaufen. Die Geräusche prasselten ohne Gnade auf mich ein und Leires Gesichtsausdruck, besonders ihre wissenden Augen, brannten sich in mein Gedächtnis ein.
    »Bitte«, brachte ich heraus, »hör auf! Lass Leire in Ruhe!«
    Ich versuchte mich zu bewegen, aber es ging nicht. War es die Angst? Oder etwas anderes? Vorsichtig öffnete ich die Augen und traf direkt auf Leires Blick. Während Elias von ihr trank, fixierte sie mich. Es war, als würde sie mich mental festhalten. Als befehle sie meine Motorik. Erst als das Licht in ihren Augen erlosch, konnte ich meine Beine wieder bewegen. Ich musste mindestens genauso ungläubig ausgesehen haben wie die Abtrünnigen, als ich abwechselnd Elias‘ und Leires schlaffen Körper ansah. Ein Jahrtausendealtes Leben war soeben binnen weniger Sekunden ausgelöscht worden. Das Gefühl, welches dieses Wissen im Raum und im Magen jedes Anwesenden hinterließ, ist nicht zu beschreiben. Es war, als hätte die ganze Welt etwas sehr Wertvolles verloren. Schock, Taubheit und Sprachlosigkeit drückten meine Rippen so eng zusammen, dass ich Angst hatte, nicht mehr atmen zu können. Mit jedem Atemzug hatte ich das Gefühl ein kleines bisschen zu sterben.
    Während die Abtrünnigen sich lauthals in den verschiedensten Sprachen stritten, sahen mich die schwarzen Augen meines Mannes an. Leires Blut hatte seinen Rausch gestillt. Ehe ich mich versah, befand ich mich in seinen Armen und ich schloss die Augen.
    »Er wird sie wieder kontaktieren können«, sagte jemand, der eine Antwort in einer anderen Sprache bekam. Verwirrt sah ich Elias an und begutachtete sein Gesicht.
    Das habe ich schon längst getan , hörte ich ihn sagen und plötzlich ergab das, was der Abtrünnige gesagt hatte, Sinn. Anastasija! Sie suchen uns. Calimero geht es gut.
    »Aber vielleicht sind sie wirklich die Auserwählten?«
    Stille.
    »Er hat sie nicht angegriffen und Leire hat sich für die beiden geopfert. Das hätte sie doch nicht getan, wenn sie nicht davon überzeugt gewesen wäre.«
    Die Antworten gingen in Knurren und diversen unfreundlichen Ausrufen unter und als hätte jemand einen Startschuss gegeben, verschwanden die fremden Vampire nach oben und die Kellertür fiel laut ins Schloss. Elias ließ mich los, um die Pritsche wieder aufzustellen und legte mich vorsichtig darauf. Ich zog ihn in meine Arme, als er sich neben mich kniete.
    »W-was habe ich nur getan?«, flüsterte er. »Sie war eine gute, alte Freundin.« Und treu bis in den Tod. »Oh Gott, was habe ich nur getan?« Er ließ mich los und drehte mir den Rücken zu. Ich drehte mich so auf der Pritsche, dass ich einen Arm um seinen Oberkörper legen konnte. Vorsichtig bettete ich meinen Kopf auf seiner Schulter. Es dauerte eine ganze Weile, bis er seine Sprache wieder fand. Ich versuchte mit aller Kraft nicht zu Leires totem Körper hinüberzusehen, doch es gelang mir nicht immer. Sie sah ganz friedlich aus. Völlig kampf- und selbstlos war sie in den Tod gegangen.
    »Was musst du nun von mir denken?«, sagte Elias und seine Stimme war kalt, ohne jede Emotion.
    »Sie war nicht die Erste, die du getötet hast«, erinnerte ich ihn.
    »Nein, aber …«
    »Ich weiß«, unterbrach ich ihn und küsste seinen Nacken. »Ich weiß.« Ich musste ihm nicht sagen, dass es ein Unfall gewesen war. Er war gar nicht wirklich da gewesen. Lediglich sein Körper und ein Wesen, welches seinem Instinkt und nicht der Logik folgte. Das alles wusste Elias, aber wieder wach zu werden und eine alte Freundin blutend und leblos in den eigenen Armen vorzufinden, kann man sicherlich nicht einfach so wegstecken.
    »Lass mich endlich deine Wunde am Hinterkopf schließen«, seufzte ich und erhob mich. Er verstand und spuckte mir in die Handfläche, als ich sie ihm hinhielt. Vorsichtig drehte er seinen Kopf und ich begann damit, die Wunden zu versorgen.
    »Wie konnten sie dich kriegen?«, wollte Elias wissen. Ich erzählte ihm die komplette Geschichte der Geiselnahme, meiner Zeit bei Eva und schließlich auch wie ich entführt wurde und Calimero entkam. Elias seufzte und fasste sich an die Stirn. Als ich fertig war, kuschelte ich mich an ihn. Er legte

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