Omnia vincit amor - Liebe besiegt alles
die Sache ab. »Ich geh mal Nahrung einwerfen, damit mein Astralkörper so schön bleibt, wie er ist.« Damit drehte er sich um und verschwand in die Küche.
»Und?«, wollte Hallow wissen. »Darf ich?«
»Ja«, ich zuckte mit den Schultern, »wieso nicht?« Schaden konnte es ja nicht und so lange Elias nicht wusste, dass heidnische Bräuche an seinem Kind angewendet wurden, war ja alles in Ordnung. Wobei … Elias hatte Respekt vor jedem anderen Glauben und Hallows Schutz, besser gesagt der Wicca-Schutz, war ihm sehr wichtig. Magie machte den Vampiren Angst, deswegen war es ihnen wichtig, die Hexen auf ihrer Seite zu haben.
»Hallow?«, flüsterte ich. »Kümmerst du dich darum, dass er zu einem Arzt kommt?«
Sie nickte. »Du kannst dich auf mich verlassen.« Damit legte sie einen Finger auf meinen Bauch und zeichnete einen Lichtkreis darauf. »Sag mir, wenn du bereit bist. Ich bin die ganze Woche hier.«
»Schön zu wissen.« Wenn fremde Vampire einfallen würden, wäre sie eine absolute Geheimwaffe. Unter der Voraussetzung, dass die Angreifer sie nicht im Schlaf erwischten. Immerhin war Krischans Gefolge nicht dumm.
»Möge die Göttin dich und dein Baby beschützen«, wünschte sie mir und drückte meine Hand. Ich lächelte, Hallow war manchmal etwas eigenartig, aber sie machte meinen Bruder glücklich. Um es an seiner Seite auszuhalten, musste man schon einen gehörigen Dachschaden haben – mindestens so wie ich und der Rest des Michels-Clans. Ansonsten würde man wohl bei seinen Spaßanfällen den Verstand verlieren.
»Und?«, fragte ich Merkutio, als wir in meiner Wohnung auf dem Sofa saßen und die Mittagsnachrichten verfolgten. »Wie ist es, deine Tochter nicht mehr geheim halten zu müssen?«
Elias hatte das Gesetz wie versprochen abgeändert. Kinder aus Vergewaltigungen waren nun dem Schutz des Königspaars unterstellt.
»Unheimlich, um ehrlich zu sein.« Er löste seinen Blick vom Fernseher und sah mich an. »Du siehst aus, als könntest du etwas Ruhe gebrauchen.«
»Stimmt, ich sollte mich ein Stündchen hinlegen.«
Merkutio erhob sich und küsste meine Hand.
»Schon vergessen? Anfassen verboten«, scherzte ich. Nur gut, dass dieser Vampir meinen Humor mittlerweile verstand.
»Verzeih mir den Fauxpas«, sagte er grinsend. »Ich bin in der Nähe, wenn du mich brauchst.«
»Danke«, seufzte ich und erhob mich. Merkutio schloss die Tür hinter sich und dann war ich ganz alleine. Minka war draußen im Park, Mäuse fangen. Die Wohnung kam mir plötzlich riesig vor – und kalt. Ich sah zu dem Hochzeitsbild, welches Anastasija für Elias und mich gemalt hatte. Barfuß und nur im Jogginganzug stand ich mitten im Wohnzimmer und weinte. Unruhig begann ich durch die Wohnung zu laufen, die Hände fest um meinen Bauch geschlungen. Ich versuchte tief durchzuatmen, aber ich war viel zu zittrig, also sah ich mich weiter um. Neben dem Telefon fand ich einen Zettel zusammen mit dem Ladekabel meines Handys. Ehrfürchtig hob ich die Notiz auf und versuchte sie durch meine verweinten Augen zu lesen. Es dauerte einen Moment, bis mir dies gelang.
Liebe Miriam,
leg mich zu deinem Handy, damit wir nie wieder getrennt werden.
Dein Ladekabel
Ich schluchzte und sank auf die Knie. Lachend und weinend fuhr ich mir durch die Haare. Ich zerknüllte den Zettel in meiner Hand und gab ihm einen Kuss. Er roch nach ihm! Wackelig rappelte ich mich wieder auf und rannte ins Schlafzimmer. Ich hob Elias‘ Kopfkissen hoch und fand, was ich mir erhofft hatte: Das T-Shirt, in dem er in der Nacht geschlafen hatte. Schnell hatte ich die Trainingsjacke ausgezogen und das Shirt übergestreift. Es spannte furchtbar an meinem Bauch, aber das war mir egal. Ich zog die Jacke darüber und legte mich auf Elias‘ Bettseite. Mein Gesicht in seinem Kissen vergraben weinte und schluchzte ich leise vor mich hin. Merkutio musste es gehört haben, ließ mir aber meine Privatsphäre. Ich drückte Elias‘ Kissen fest an mein Herz. Mit ihm im Arm stand ich voller Unruhe wieder auf und ging ins Bad. Ich nahm Elias‘ Duschgel und verzog mich mit beidem in mein Zimmer. Umgeben von Bildern meiner Lieben und mit dem Kissen im Arm, roch ich immer wieder schluchzend an seinem Duschzeug, während ich es mir auf der Couch bequem machte. So saß ich über eine Stunde da. Mein Kopf schmerzte bereits vom Weinen, als Anastasija plötzlich durch die Tür kam. Sie sah mich an und verschwand dann für einen Moment. Als sie zurückkam, hatte sie ein Paar
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