Omnia vincit amor - Liebe besiegt alles
Emilia sich gar nicht aussuchen können. Ich blöde Kuh! Dieses Mal bekam meine linke Wange eine Ohrfeige.
»Verrätst du mir, was du da tust?«, wollte David wissen und wischte sich den Mund ab.
»Mich selbst für meine egoistischen Gedanken bestrafen.«
Er seufzte und rollte mit den Augen.
»Miriam, Hilflosigkeit ist nicht schön und Elias verlangt doch auch gar nicht, dass du ihn tröstest.« Irgendwie war das zusammenhanglos, aber dennoch traf es einen Nerv bei mir. »Das kannst du jetzt auch gar nicht. So etwas schafft höchstens die Zeit. Du solltest einfach nur für ihn da sein.« Die Zeit war schon eine komische Sache. Eben war noch alles in Ordnung, Vampire waren unsterblich und die Welt drehte sich. Und von einer Sekunde auf die andere, war alles anders.
»Ich ertrage das nicht, das ist zu viel für mich.« Ich legte meine Hände wieder auf meinen Bauch und seufzte.
»Das glaube ich dir.« David griff über den Tisch und legte eine warme Hand auf meine. »Aber bald ist es ja so weit und ich bin mir sicher, dass der Kleine ein Lichtblick für die Zwillinge sein wird.«
Ich sah in Davids unglaublich blaue Augen und fand etwas Trost in ihnen.
»Vielleicht schafft es sogar Roman mit seiner Hilfe.«
Ich schluchzte. Roman musste mich und Calimero hassen. Wegen uns war Emilia gestorben. Nein, nicht wegen uns. Wegen mir. Ich war hier der Arsch, der Grund warum zwei Vampire sterben mussten, warum Elias so verwundet ausgesehen hatte. Selbst die unsichere, kleine Melissa bot ihrer Freundin eine starke Schulter und ich, die Raubkatze, ich hing in der Luft und benahm mich wie ein kleines, egoistisches Kind.
»Ich traue mich gar nicht nach Hause«, gestand ich.
»Wieso?«
»Ich habe Emilian und Melina die Tochter, Eva und Traian den Sohn und Elias und Ana die Eltern genommen.«
»MIRIAM!«, schimpfte mein Bruder laut. Ich zuckte zusammen, denn ich war das nicht von ihm gewohnt.
»Verdammt, hast du mit der Knarre geschossen oder dieser idiotische Attentäter?«
Ich begann wieder zu schluchzen und rieb mir mit dem Ärmel das Gesicht. David seufzte genervt.
»Tut mir leid, Kleines.« Er erhob sich zur vollen Länge. Zwei Meter sind recht imposant, besonders wenn man selbst sitzt. Einen Moment lang kramte er in seiner Hosentasche und schmiss dann einem Wachvampir die Autoschlüssel zu. »Du fährst.«
»Ich bin bei dir!«, flüsterte mir David ins Ohr, als wir durch den Park zur Villa fuhren. »Niemand hasst dich.«
Ich hatte die ganze Rückfahrt über in seinen Armen geweint und drückte ihn jetzt fest an mich.
»Glaub mir, alle sind froh, dass es dem Baby und dir gut geht. Besonders dein Elias.« Das Auto kam zum Stehen und wir stiegen aus. Die Villa lag friedlich da und schien die Mittagssonne zu inhalieren. Ist es nicht seltsam, wie die Welt sich in solchen Momenten einfach weiterdreht, statt den Atem anzuhalten und sich nicht zu rühren? Vor der Tür hielt David mich fest.
»Du kannst heute im absoluten Notfall bei mir schlafen, aber ich bitte dich aus tiefstem Herzen, bei Elias zu bleiben.«
Ich atmete tief durch und nickte.
»Denk daran wer du bist und dass dich vor allem deine Hormone im Moment so verletzlich machen!«
Stimmt! Ich war Miriam Angela Groza, geborene Michels und eine Michels rannte nicht einfach weg. Ich drückte die Schultern durch und nickte David zu. In dem Moment, in dem er sich lächelnd von mir wegdrehte, verließ mich der Mut aber auch schon wieder. Alles sackte in mir zusammen und ich begann beim Gedanken daran, was mich dort drinnen erwartete, zu zittern. Zum Glück war die Halle gähnend leer. Das hatte ich seit Wochen nicht mehr erlebt.
»Geh zu ihm«, sagte David und schubste mich liebevoll in Richtung Kellertür. Ich nickte so tapfer ich konnte und ging auf wackeligen Beinen zur Treppe. Den ganzen Weg hinunter hatte ich das Gefühl, in mein eigenes Grab zu steigen und schloss die Wohnungstür so leise wie möglich auf, obwohl ich wusste, dass Elias mich auf jeden Fall hören würde. Das Wohnzimmer war leer, also ging ich zur Schlafzimmertür, um mich im angrenzenden Ankleidezimmer umzuziehen. Doch so weit kam ich gar nicht, denn die Zwillinge lenkten mich ab. Sie lagen schlafend quer über dem Bett. Ana hatte sich an ihren Bruder gekuschelt, nirgendwo wäre noch für mich Platz gewesen. Ein Gefühl der Einsamkeit überkam mich und ließ mich wieder rückwärts hinausgehen. Leise schloss ich die Tür hinter mir und sah mich verzweifelt im Wohnzimmer um. Ich wollte
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