Omnia vincit amor - Liebe besiegt alles
ihn so sehr geliebt, dass sie ihr Leben für euch gegeben hat.«
Nein, sie hatte ihren Sohn so sehr geliebt. Sie wusste, was ich ihm bedeutete und so hatte sie letzten Endes ihre wahren Gefühle für ihn doch noch zeigen können.
»Der Verlust tut mir entsetzlich leid, aber ich bin der Frau verdammt dankbar für das, was sie getan hat. Auch wenn das jetzt sicher keiner hören will«, sagte mein Bruder mit Blick nach vorne.
»Ich schon«, nuschelte ich und spielte mit dem Rand meines schwarzen Pullovers. »Würdest du bei der Geburt bei mir bleiben?«
David lächelte. »Nicht, dass ich nicht scharf drauf wäre, dich schreien und schimpfen zu hören, aber denkst du nicht, dass Elias dabei sein sollte?«
»Der will sicher nicht.« Ich bin ein furchtbarer Mensch, habe ich das bereits erwähnt?
»Miriam!«, mahnte mich David. »Willst du ihm etwa die Gelegenheit nehmen, die Geburt seines ersten Kindes mitzuerleben, nur weil er im Moment trauert?«
Ich weinte einen Moment und atmete dann tief durch.
»Ich sag doch, dass ich von Grund auf Böse bin.«
David parkte das Auto vor einem mir vertrauten Dönerladen. Mein Bruder war hier quasi Stammkunde. Er war kaum um das Auto herum, um mir herauszuhelfen, da waren bereits alle Reporter, die uns gefolgt waren, bereit zu fotografieren. Meine Wachleute schirmten mich so gut es ging ab. Ihre Gesichter sagten mir, dass sie es für irre hielten, jetzt nach draußen zu gehen. Aber drauf geschissen, man hat ja gesehen, wie sicher unserer Grundstück war.
»Eure Majestät, wer ist der junge Mann an Ihrer Seite?«, rief uns ein Reporter zu.
»Der junge Mann«, kam mir David zuvor und zog mich näher an sich heran, »ist ihr Bruder.«
»Was tun Sie hier?«, fragte ein anderer.
»Hmm, im Dönerladen werden wir wohl ein paar neue Schuhe für meine Schwester kaufen, ist doch ganz klar.«
Stille, nur das Klicken der Fotoapparate und ein heiseres Lachen.
»Wie geht es dem König?«, rief ein anderer Reporter.
»Schlecht«, wimmerte ich leise.
»Er trauert«, keifte David und zog mich in den Laden. Er schloss die Tür hinter sich und lächelte dem Mann hinter der Theke zu.
»Mergim, altes Haus«, begrüßte David ihn und reichte ihm über den Tresen hinweg die Hand. Mergim sah plötzlich wütend aus.
»HEY! Raus da oder ich rufe die Polizei!«, schrie er und drohte mit einer Hand jemandem hinter uns. Ich hörte, wie die Tür mit einem Knall ins Schloss flog. Kurz hatte ich gedacht, dass er unseren Vampiranhang verscheucht hatte, sah dann aber, dass ein Reporter versucht hatte hereinzukommen.
»Miriam, das was passiert ist tut mir und Tugce wirklich leid.«
»Danke«, flüsterte ich, fest an Davids Seite gepresst.
»Mergim, sei so gut und mach uns zwei Döner. Für mich wie immer mit allem Drum und Dran und für die Mikrobe hier einen Mama-Döner ohne alles, was Blähungen verursacht.« David grinste und zückte seine Börse. Mergim hob abwehrend die Hand.
»Dein Geld ist hier heute nichts wert«, schimpfte er mit meinem Bruder. »Setzt euch, ich bringe euch die Döner und einen leckeren Ayran, ja?« Er sah mich forschend an und ich nickte. Ich schaffte es sogar, ein wenig zu lächeln. Mergim lehnte sich über den Tresen und sah zu zwei jungen Männern, die einen Tisch ganz in der Ecke des kleinen Ladens bevölkerten.
»HEY!«, war das einzige, was ich verstand, denn der Rest war türkisch. Die beiden Männer erhoben sich und zogen an einen der Stehtische um. »Bitte«, sagte Mergim wieder uns zugewandt, »setzt euch.«
»Vielen Dank«, konnte David noch sagen, bevor Mergim lauthals nach seiner Frau Tugce rief. Sie kam angeflogen und beschimpfte ihren Mann auf Türkisch, bevor sie lächelnd zu uns herüberkam und den Tisch so sauber wischte, dass man ohne Teller davon hätte essen können.
Nachdem wir unsere Döner gegessen hatten, ohne ein Wort gesagt zu haben, lehnte ich mich im Stuhl zurück und streichelte über meinen Bauch.
»Wenn es unsere Mutter gewesen wäre, dann wäre Elias mir nicht von der Seite gewichen und was tue ich? Döner essen mit meinem Bruder«, jammerte ich und spielte mit einer Serviette.
»Ich hoffe doch, dass du dann auch für mich da wärst, wie Elias für Ana.« Er zog die Augenbrauen hoch und musterte mich.
»Die zwei waren immer für mich da und nur weil sie das jetzt einmal nicht können, bin ich wütend.« Aber hey, ich war schwanger und kurz vor der Geburt. Ich hatte Angst und war verunsichert. Einen ungünstigeren Moment hätte
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