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On se left you see se Siegessäule: Erlebnisse eines Stadtbilderklärers (German Edition)

On se left you see se Siegessäule: Erlebnisse eines Stadtbilderklärers (German Edition)

Titel: On se left you see se Siegessäule: Erlebnisse eines Stadtbilderklärers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Birr
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Klaus, our waiter and security man. Insult him and he will kick you in your filthy, stinking, hairy, disgusting testicles.«
    Klaus setzte drei Spanier an einen Tisch, zwei an einen anderen.
    »Ihr bleibt jetzt hier sitzen. Wenn sich einer von euch bewegt, schmeiß ich ihn persönlich über Bord.«
    Vielleicht war Klaus ja auch mal Lehrer. Die Spanier schauten bedröppelt. Einer blutete aus der Nase, brabbelte aber weiter vor sich hin:
    »Chupe mi polla! Chupe mi polla!«
    Ich verstehe zwar bis heute keinen Ton Spanisch, aber ich war mir sicher, dass es für den Spanier besser war, dass auch Klaus keinen Ton Spanisch sprach.
    Als wir anlegten, stand ich wie immer am Ausgang. Die Lehrerin drückte mir fünf Euro in die Hand. Die Spanier torkelten von Bord, ohne mich anzusehen. Auch der Rest der spärlichen Kundschaft schien froh, schnell und lebend von Bord zu kommen.
    Ein Spanier saß noch im Stuhl. War der eingeschlafen? Oder tot? Zwei Spanier kamen wieder zurück und schleppten ihren Kollegen von Bord. Am Ufer hängten sie ihn über das Geländer, und er kotzte in die Spree. Geschieht dir recht, Arschloch. Einer kam zu mir zurück.
    »Eh! Eh, cabrón! Where is the place with free cerveza? And the whorehouse? Where is that?«
    »You go to Alexanderplatz and take the Subway U5 to Hönow. When you get out in Hönow the brothel is right in front of you. Can’t miss it.«
    »Thanks, man!«
    »Good riddance to you!«
    »Yes, yes, thanks man!«
    Lasst euch hier bloß nicht wieder blicken!

Zuhälter auf Urlaub
    W as ist denn das für ein Hut?«, fragte ich Anna, als sie am Morgen in die Küche kam. Auf dem Küchentisch hatte ein weißer Strohhut gelegen, der sicherlich nicht Annas Größe war.
    »Ach der«, sagte Anna. »Der ist vom Marco. Der hat den gestern Nacht hier vergessen.«
    »Marco, wie?«
    Den Namen hatte ich schon einige Male von ihr gehört, ihn selbst aber erst einmal kurz in unserer Küche gesehen. Ich setzte mir den Hut auf.
    »Passt ja super. Ich hab mir auch überlegt, ob ich mir nicht einen Strohhut kaufen sollte. Mir knallt ja den ganzen Tag die Sonne direkt auf den Schädel.«
    Anna sah mich an.
    »Kauf dir doch einen. Steht dir nicht schlecht.«
    »Meinst du, ich kann mir den für heute mal ausleihen? Nur mal so zum Ausprobieren?«
    Anna zögerte herum:
    »Na jaaa, ich weiß nicht …«
    »Oder kommt der in deinen Trophäenschrank?«
    »Was kommt der?«
    »Zu deinen Männertrophäen, wie in diesen Siebzigerjahre Bumskomödien. Die Männer behalten von jeder Frau einen Schlüpper und die Frauen halt eine Krawatte oder einen Hut. Als Trophäe.«
    Anna machte »Tse …« und schüttelte den Kopf:
    »Über das Stadium sind wir doch schon hinaus.«
    »Ach, das ist was Ernsteres?«, fragte ich.
    »Möglich«, sagte sie.
    »Guck mal, ist ein echter Panama«, sagte ich. »Schickes Ding.«
    »Ja, dann nimm ihn halt. Aber bring ihn wieder, und mach ihn nicht kaputt, sonst musst du dem Marco einen neuen kaufen.«
    »Danke. Ich pass drauf auf.«
    »Aber sag mal, Tilman, warum lädst du dir nicht mal wieder jemanden ein?«
    »Wieso? Brauchst du neue Schlüpper?«
    Ich duschte und zog mich an. An meiner einzigen Sommerhose war zwei Tage zuvor der Reißverschluss aufgerissen, und ich wollte weder in einer dicken schwarzen Jeans in der Sonne noch mit offenem Hosenlatz vor den Gästen stehen. Ich zog eine cremefarbene Bundfaltenhose an, eine Anschaffung, die mir meine Mutter aufgedrängt hatte, trotz meiner Beteuerungen, ich würde so etwas nicht brauchen. »Ach was, so was braucht man immer mal«, hieß es. Na gut. Jetzt schon.
    Wenn ich schon so eine Hose anhabe, kann ich ja auch ein Hemd dazu anziehen, dachte ich. Das einzige kurzärmlige Hemd, das ich besaß, war knallrot. Dazu der weiße Panama. Vielleicht war ich nun doch etwas overdressed oder sah aus wie ein deutscher Sextourist in Thailand. Oder ein südamerikanischer Plantagenbesitzer. Ich hatte keine Zeit mehr, darüber nachzudenken, und brach auf.
    »Du siehst ja aus wien Zuhälter auf Urlaub«, sagte Klaus, als ich aufs Schiff kam.
    »Sommeroutfit«, sagte ich. »Würde dir auch mal ganz gut stehen.«
    »Ich muss die Schürze mit dem Bierlogo tragen. Ist vorgeschrieben.«
    Bis zum Mittag wurde es deutlich über 25 Grad heiß. So ein Strohhut würde sich doch auszahlen, dachte ich. Man konnte ihn vom Kopf nehmen, sich damit Luft zufächeln und dabei aussehen wie ein Südstaatensklavenhalter des 19. Jahrhunderts.
    Nach der zweiten Tour brauchte ich etwas

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