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Ondragon - Menschenhunger

Ondragon - Menschenhunger

Titel: Ondragon - Menschenhunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strohmeyer Anette
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sich um.
    „Das war ein Mensch.“
    Der Schrei, den sie beide gehört hatten, wiederholte sich nicht.
    „Ich glaube, es kam von dort.“ Ondragon zeigte zum Berg. „War es Lyme?“
    „Wenn ja, dann sollten wir keine Zeit verlieren. Ihm scheint etwas zugestoßen zu sein. Am besten, wir teilen uns auf und gehen mit hundert Schritt Abstand zwischen uns in die Richtung, halten aber Blickkontakt. So decken wir eine größere Fläche ab.“ Dagegen gab es nichts einzuwenden, außer, dass Ondragon wenig begeistert davon war, sich allein durch den Wald zu schlagen.
    „Beeilung!“, rief Kateri und spurtete los. Ondragon nahm in der besagten Entfernung eine Spur links neben ihr ein. Mit gezückter Pistole vergewisserte er sich beim Laufen immer wieder, ob Kateri noch in der Nähe war. Sie blieb diszipliniert auf Abstand und begann wieder zu rufen: „Mr. Lyme? Wo sind Sie? Brauchen sie Hilfe?“
    Sie liefen blindlings bergan und hofften, dass der Schrei wirklich aus dieser Richtung gekommen war. Schon nach kurzer Zeit wurde Ondragon langsamer. Sie waren nun schon seit sechs Stunden unterwegs, und er spürte die Erschöpfung und den Durst. Er sah sich nach Kateri um, die mit zäher Ausdauer immer weiterrannte. Leider achtete er in dieser Sekunde nicht auf den Boden und sein Fuß verfing sich in einer Wurzel. Fluchend fiel Ondragon auf den Bauch und stauchte sich sein Handgelenk bei dem Versuch, nicht die Waffe zu verlieren. Gleichzeitig bohrte sich ein Stein in seine Leiste und sein Kinn traf hart auf den Boden, dass seine Zähne laut aufeinander schlugen.
    „Scheiße! Scheißwald!“, brüllte er, während er versuchte, schnell wieder auf die Beine zu kommen. „Kateri, warte, ich bin gestürzt!“ Als er stand, sah er sich um. Keine Spur von seiner Bergleiterin. Sie war einfach weitergelaufen. Soviel zu: Wir halten Blickkontakt. Wütend strich er sich das Blut vom Kinn und setzte sich wieder in Bewegung. Sie konnte noch nicht weit sein. Diesmal sorgsamer darauf achtend, wohin er seinen Fuß setzte, bahnte er sich seinen Weg durch das Unterholz. Von irgendwoher hörte er Kateri nach Lyme rufen. Er rief zurück, erhielt jedoch keine Antwort. Verdammt!
    In der Hoffnung, ihren Pfad zu kreuzen, verlagerte er seine Spur weiter nach rechts. Doch als ihm ein wohlbekannter Geruch in die Nase stieg, hielt er abrupt inne. Schnell presste er sich in den Schutz eines Baumstammes und sondierte das Gelände. Der Gestank war nicht so stark wie beim letzten Mal. Es war nur eine Ahnung, aber Ondragon würde ihn unter hundert Gerüchen wiederkennen. Er duckte sich und pirschte sich wie ein Jäger weiter, immer wieder witternd, ob der Gestank sich verstärkte. Aber er wurde schwächer und wich bald ganz den erdigen Ausdünstungen des Waldes. Dafür hörte er ein Plätschern. Der Bach!
    Plötzlich hatte er es eilig, zum Wasser zu kommen. Am Bach angelangt, fiel er auf alle viere und tauchte seinen Kopf in das kühle Nass, durchtränkte seine Haare und sog gierig das Wasser ein. Nachdem er seinen Durst gestillt hatte, füllte er auch seine Flasche nach. Das Wasser war sehr humushaltig und rötlichschwarz. Als er den Verschluss zuschraubte, blieb sein Blick an einer frischen Spur am Rand des Bachlaufes hängen. Er beugte sich hinab und fuhr den Umriss mit den Fingern nach. Zuerst dachte er, er hätte Kateris Schuhabdrücke vor sich, doch dann bemerkte er, dass die Fährte zwar länglich wie ein Fuß war, aber ohne jegliche Strukturierung … und ohne Zehen. Auch war sie knöcheltief in die Erde eingedrückt, was darauf hindeutete, dass das Tier, das hier vorbeigekommen war, ein hohes Körpergewicht hatte. Nur, was für ein Tier hinterließ solche Spuren? Ein Bär war es nicht. Und auch kein Elch.
    Ein Glitzern in einem dieser Abdrücke weckte Ondragons Interesse. Er fischte den Gegenstand aus der weichen, schwarzen Erde und staunte. Es war ein Siegelring!
    Zuerst begriff er nicht, was das zu bedeuten hatte. Doch wenige Herzschläge später war es ihm klar. Das war der Siegelring, den Lyme getragen hatte. Er war dem Makler also dicht auf der Fährte. Schnell erhob er sich und suchte nach der Stelle, an der die seltsame Spur vom Bach fortführte. Der Abstand zwischen den einzelnen Abdrücken war außergewöhnlich groß, maß beinahe vier von seinen eigenen Schritten, leider verlor sie sich schon nach wenigen Metern auf dem trockenen Waldboden.
    Von irgendwoher drang ein schwacher Laut an sein Ohr, es klang wie ein schwaches Wimmern. Alarmiert

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