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Ondragon - Menschenhunger

Ondragon - Menschenhunger

Titel: Ondragon - Menschenhunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strohmeyer Anette
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Miss Wolfe ist da, glaube ich, eine Ausnahme.“ Carlos hatte die Stimme gesenkt und sich kurz umgesehen. Niemand schien sich für ihr Gespräch zu interessieren, außer Mr. Shamgood, der unentwegt zu ihnen herüber starrte, aber zu weit entfernt saß, als dass er etwas hören konnte. „Miss Wolfe ist jedes Jahr zweimal hier. Sie gehört quasi zur Einrichtung. Dr. Arthur ist so etwas wie ihr Mentor. Er kümmert sich um sie, seit sie eine Waise ist. Er war eng mit ihren Eltern befreundet.“
    „Was ist mit ihren Eltern passiert?“
    Carlos sah sich erneut um.
    „Ein Flugzeugabsturz auf dem Kanadischen Schild, mitten im Winter. Und die kleine Kateri war mit dabei, sie überlebte als einzige. Ihre Eltern waren die Piloten der Cessna, die der Familie gehörte. Sie waren auf einer Forschungsreise in die Arktis. Nach dem Absturz hat man sie erst fünf Wochen später gefunden!“
    Deshalb also die Flugangst, dachte Ondragon und pfiff durch die Zähne. „Wie hat sie das überlebt, allein im Eis?“
    Carlos hob die Schultern. „Vielleicht ein Wunder? Ich weiß es nicht. Darüber wird hier in der Lodge nichts erzählt. Aber das muss alles sehr traumatisch für Miss Wolfe gewesen sein. Deshalb ist sie so oft hier. Dr. Arthur behandelt sie auf eigene Rechnung. Auf jeden Fall ist sie sehr zurückhaltend und hat eigentlich nie Kontakt zu den Gästen. Sicher, der ein oder andere hat schon mal versucht, mit ihr Kontakt aufzunehmen. Sie sieht ja auch ganz hübsch aus. Aber geschafft hat es noch keiner. Bis auf Sie!“ Er sah Ondragon anerkennend an. „Machen Sie was draus!“ Mit diesen Worten wandte sich Carlos ab und ging zu Mr. Shamgood, der schon seit einigen Minuten nach ihm winkte.
    Verwundert verließ Ondragon das Restaurant, legte sich oben in seinem Zimmer auf sein Bett, steckte sich seine Kopfhörer in die Ohren und dachte über die seltsame Kateri Wolfe nach, während die entspannte Stimme von Ziggy Marley von den Leuten von Morgen sang.

    Um kurz von elf Uhr machte er sich auf den Weg, den „Turm“ zu erklimmen. Vor Dr. Arthurs Sitzungszimmer wartete er einige Augenblicke, bis der Stundenzeiger seiner Uhr exakt auf der Elf ruhte. Doch als er klopfen wollte, öffnete sich die Tür und Kateri trat heraus. Sie blickte ihn lächelnd an, ließ ihn an sich vorbei durch die Tür treten und schloss sie hinter ihm wieder, ehe er etwas sagen konnte.
    Dr. Arthur tippte gerade etwas in seinen Laptop, der auf seinem Schreibtisch stand, blickte dann aber auf und begrüßte seinen nächsten Patienten.
    Ondragon nahm erneut auf dem phobikerfreundlichen Stuhl Platz.
    „Bevor wir anfangen“, kam er dem Arzt zuvor, „ist es möglich, dass ich eine Liste der Angestellten dieser Einrichtung bekommen kann?“
    Dr. Arthur klappte den Laptop zu und blickte ihn beinahe amüsiert an.
    „Warum lachen Sie?“, fragte Ondragon brüsk. Der Psychotherapeut hatte etwas an sich, das ihn verunsicherte. Und es waren nicht nur diese gelben Augen.
    „Ich lache nicht. Ich habe Ihre Frage nur schon gestern erwartet, Paul.“
    „So.“
    Dr. Arthur nickte. „Sie vergessen, dass ich mit Ihrem pathologischen Zwang, alles bis ins Detail durchleuchten zu wollen, bereits bekannt bin.“
    „Ich bin kein Kontrollfreak, falls Sie das denken.“
    „Nein, das denke ich nicht. Im Gegenteil, es ist eine Ihrer herausragenden Fähigkeiten, und in diesem Falle will ich eine Ausnahme machen und Ihnen die Liste geben.“
    Ondragon schwieg überrascht.
    „Natürlich nur unter der Voraussetzung, dass Sie die Informationen für sich behalten. Aber ich denke, da kann ich mich auf Sie verlassen, nicht wahr?“
    „Selbstverständlich.“
    „Bestens. Hier ist die Liste.“ Dr. Arthur zog ein Blatt Papier aus der Schublade und reichte es ihm. „Ich möchte schließlich, dass Ihre Therapie erfolgreich verläuft. Dazu gehört, dass Sie sich hier wohl fühlen. Hilft Ihnen diese Liste dabei?“
    „Auf jeden Fall. Haben Sie vielen Dank.“ Ondragon faltete das Blatt und steckte es in die Innentasche seines Jacketts, das er über die Stuhllehne gehängt hatte.
    „Dann können wir ja mit dem ersten therapeutischen Gespräch anfangen.“ Dr. Arthur zückte seinen silbernen Kugelschreiber. „Dr. Zeo hat Sie gestern untersucht und ist zu dem Schluss gekommen, dass bei Ihnen keinerlei dissoziative Persönlichkeitsabspaltungen vorliegen. Sie sind Sie selbst, Paul, herzlichen Glückwunsch. Das können nicht viele meiner Patienten von sich behaupten.“
    Dr. Arthurs Humor war

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