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Ondragon - Menschenhunger

Ondragon - Menschenhunger

Titel: Ondragon - Menschenhunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strohmeyer Anette
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Lichtschutzfaktor Hatchet auftrug, wenn er an den Strand ging. Naja, wahrscheinlich ging er eh nur nachts raus.
    Ondragon steckte die Karte ein. „Danke. Sag mal, Hatchet, hast du schon mal was von einem Gast namens Oliver Orchid gehört?“
    „Nö. Warum?“
    „Nur so. Ich frage mich nämlich, wer da in Zimmer 20 haust. Hab den Gast noch nicht gesehen.“
    „Ich auch nicht. Wahrscheinlich ist das Zimmer leer.“
    In einer so teuren Klinik? Niemals würde hier ein Zimmer leerstehen. Wer also wohnte darin? Ondragon blickte nachdenklich auf seine leere Espressotasse. Der Kaffee hatte dunkle Schlieren auf dem weißen Porzellan hinterlassen. Der Gast von Zimmer 20 blieb ein Phantom. „Und Miss Wolfe, weißt du was über sie?“
    „Die Kleine ist ganz schön kaputt, ehrlich Mann! Aber auch ganz schön scharf! Sie hat so was Teuflisches an sich. Ich mag so was. Eine echte Braut aus der Hölle!“
    Jetzt übertrieb Mr. Evil aber. Braut aus der Hölle! So ein Quatsch!
    „Aber sie lässt keinen ran, schade eigentlich. Sie und ich wären bestimmt ein prima Paar! Hey, Paul, willst du etwa bei ihr landen?“ Hatchet knuffte ihm in die Seite und lachte obszön.
    „Kann schon sein.“ Paul lächelte vieldeutig. „Aber eigentlich wollte ich wissen, warum sie hier ist.“
    „Keine Ahnung. Vielleicht, weil Dr. Arthur ein Spezialist auf dem Gebiet ist.“
    „Auch welchem Gebiet?“
    „Na, Kannibalismus!“

18. Kapitel

    1835, Kabetogama, im Wald 40 Meilen südöstlich von Fort Frances

    Parker lag noch immer bewegungslos auf seinem Schlaflager, als Lacroix sich neben ihn niederkniete und dabei unauffällig die zehenlosen Spuren verwischte. Von wem auch immer sie stammten, von Parker oder dem Wendigo, die Soldaten durften sie auf keinen Fall sehen, sonst würde der Verdacht, die Walcotts niedergemetzelt zu haben, sofort auf sie fallen. Und je länger Parker ohne Hilfe blieb, desto schneller würde die Verwandlung vonstatten gehen, und dann waren sie geliefert. Niemand würde mehr glauben, dass sie nichts mit den Morden zu tun hatten. Aber jemand, der nicht hier im Wald lebte, konnte nicht begreifen, was geschehen war. Und der ach so aufgeklärte Lieutenant Stafford erst recht nicht. Er glaubte immer noch fest daran, dass alles mit rechten Dingen zuging und dass es eine rationale Erklärung für den schrecklichen Tod der Familie gab. Aber da irrte er sich.
    Lacroix rüttelte sanft an Parkers Schulter. „Eh, Alan, es ist Zeit, du musst aufstehen!“
    Der alte Trapper öffnete die blutunterlaufenen Augen und stöhnte.
    „Wir müssen weiter. Im Fort wird es besser, da können wir etwas gegen deine Leiden unternehmen.“ Er dachte an Parkers geschwollene Füße und das kalte Fieber, das in ihm wütete. Hoffentlich hielt er durch. Mühsam half er Parker auf die Beine und schleppte ihn, so nah es ging, an das neu entfachte Feuer. Dort im Atem der glühenden Wärme, in der sämtliche Soldaten eng beieinander kauerten, bekamen beide Gefangenen heißen Kaffee in Blechtassen und dazu Trockenfleisch und Zwieback gereicht. Dankbar trank Lacroix zwei große Schlucke und biss von dem Trockenfleisch ab. Danach half er Parker, das Gebräu zu sich zu nehmen, doch dessen Körper rebellierte zunehmend gegen alles Warme. Immer wieder spie Parker den Kaffee in den Schnee und blickte ihn danach entschuldigend an. Er schien wieder etwas klarer im Kopf und schämte sich für seine Unpässlichkeit.
    „Schon gut, mon ami .“ Lacroix klopfte seinem Freund auf den gebeugten Rücken
    „Was ist mit ihm, geht es ihm schlechter?“ Lieutenant Stafford war neben sie getreten und sah mit wenig Mitgefühl auf sie hinab.
    „Wenn er nicht bald in die Wärme eines Hauses kommt, dann…“ Lacroix ließ es unausgesprochen. Er wusste selbst nicht so genau, was eher kommen würde, der Tod oder die Verwandlung?
    „Morgen Abend werden wir das Fort erreichen. Bis dahin sehen Sie zu, dass Sie ihren Freund am Leben halten, damit er als Zeuge vom Colonel vernommen werden kann.“
    „Aha, Zeuge? Und ich fühlte mich schon wie ein verurteilter Schwerverbrecher.“ Lacroix lächelte süffisant, was dem Lieutenant nicht gefiel.
    Der plusterte sich auf und sprach gewichtig weiter: „Ich appelliere an Ihre Bereitschaft, an Ihren Sinn für Ehrenhaftigkeit, der Armee Seiner Majestät, König Georg IV., zu helfen, dieses Verbrechen aufzuklären. Es ist Ihre Pflicht als…“
    Lacroix hob eine Hand und unterbrach Stafford, der mit zusammengepressten Lippen sichtlich

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