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Ondragon - Menschenhunger

Ondragon - Menschenhunger

Titel: Ondragon - Menschenhunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strohmeyer Anette
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und öffnete den Mund, um dem jungen Hillbilly etwas zuzurufen, doch im selben Moment sah er aus den Augenwinkeln etwas Dunkles aus den Ästen über seinem Kopf auf ihn herabfallen. Ein Fauchen drang an sein Ohr, doch ehe er reagieren konnte, traf ihn ein gewaltiger Schlag an der Stirn und riss ihn in eine tiefe Schwärze.

24. Kapitel

    1835, Kabetogama, im Wald 20 Meilen entfernt von Fort Frances

    Während Lacroix dem Lieutenant dabei half, den Leichnam zu untersuchen, brachen die Soldaten in Windeseile das Lager ab. Laut klangen ihre ängstlichen Rufe und das Klappern der Ausrüstung, die hastig auf die Pferde geworfen wurde, zu ihnen herüber. Angesichts des grauenvollen Anblicks der aufgeschlitzten Leiche und der lauernden Gefahr blieb der Lieutenant erstaunlich ruhig. Er hatte sein kleines Notizbuch gezückt und notierte sich akribisch jedes Detail.
    Der Schnee rings um die Leiche war zertrampelt und mit Blut durchsetzt, doch zwischen den Stiefelabdrücken konnte Lacroix unmissverständlich die zehenlose Spur herauslesen, die ihn mittlerweile zu verfolgen schien.
    „Hmm, merkwürdig, genau wie vor dem Blockhaus der Walcotts“, erkannte auch der Lieutenant und zeichnete die Abdrücke abermals in sein Buch.
    Heimlich äugte Lacroix nach dem Ursprung der Spur und atmete auf, denn dieses Mal führte sie nicht zu Parkers Lager, sondern verlor sich draußen im Wald. Es war also nicht sein Freund gewesen, der den Wachsoldaten Johnson so übel zugerichtet hatte.
    Der alte Frankokanadier schluckte trocken und zwang seinen Blick auf die Leiche. Dann gab es nur noch eine andere Möglichkeit. Er , der Wendigo, musste es getan haben!
    Er machte Jagd auf sie, weil sie es wagten, an seiner Existenz zu zweifeln. Und er rief mit aller Gewalt seinen neuen Gefährten zu sich: Parker!
    Lacroix spürte, wie seine Kiefer sich verkrampften, und seine Zähne sich schmerzhaft in seine Lippe bohrten. Die Vorstellung, sein Freund könnte als Machwerk dieser teuflischen Kreatur ein ähnliches Massaker anrichten, war schrecklich!
    „Wir können der Spur nicht folgen, dafür haben wir keine Zeit!“, riet er dem Lieutenant, als er bemerkte, wie sehnsüchtig dieser auf die Fährte starrte. „Lassen Sie uns lieber den Leichnam untersuchen.“ Er trat vor und versuchte, nur flach zu atmen, weil der Geruch, der von dem toten Fleisch ausging, die unschönen Erinnerungen an die Hütte der Walcotts heraufbeschwor.
    Auch Stafford hob eine Hand vor Mund und Nase und beugte sich näher hinab. Er nahm die aufgerissenen Wunden genau in Augenschein. „Hmm, für ein Messer sind die Wundränder zu unregelmäßig. Und da, das sieht doch ganz nach einer Bissspur aus. Mein Gott, der Mörder hat ein Stück aus Johnson herausgebissen!“ Er sah sich um, doch das fehlende Stück lang nirgends herum. „Und er hat es gegessen!“
    „Genau, wie bei den Walcotts“, konstatierte Lacroix trocken.
    „Sie haben Recht, es gibt deutliche Parallelen in beiden Fällen. Nur, welch ein Mensch könnte so etwas tun?“
    „Kein Mensch“, sagte Lacroix bedeutungsvoll, und der Lieutenant sah ihn an.
    Als er ihm daraufhin erklärte, was er wusste, hörte Stafford zum ersten Mal richtig zu. Es machte den Anschein, als gäbe der Lieutenant seinem zuvor als äußerst rational deklarierten Verstand mit Gewalt den Befehl, diese widersprüchliche Möglichkeit in Erwägung zu ziehen. Die Möglichkeit, dass es dort draußen tatsächlich ein Geschöpf gab, das allen wissenschaftlichen Argumenten zum Trotz existierte. Er war bereit, an den Wendigo zu glauben.
    „Das ist kein Indianer-Märchen“, schloss Lacroix. „Dieses Wesen ist durch und durch böse. Und es hat es augenscheinlich auf uns abgesehen!“
    „Und wie …“, Stafford räusperte sich. Er wirkte, als kämpfe er noch immer mit seinem Intellekt um die Vorherrschaft des Denkens in dieser Angelegenheit. „Ich meine, wie kann man dieses … Monster bezwingen? Kann man es überhaupt töten?“
    „Der Wendigo ist ein mächtiger Geist. Nur die Chippewa wissen, wie man es besiegen kann. Bevor Sie uns mit Ihren Männern aus unserer Hütte geholt haben, ist unser Freund Two-Elk aufgebrochen, um es herauszufinden. Wir müssen abwarten, bis er zurückkommt.“
    Plötzlich frischte ein kalter Wind auf - so als sei dies eine Warnung. Besorgt blickte Lacroix in den Wald. Der Wendigo reiste mit dem Nordwind, hieß es. Ihm machte Kälte nichts aus.
    Lacroix zog den Kragen seines Mantels enger. „Wir sollten zusehen, dass wir

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