Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)
Und das Ziffernblatt die Uhr? Von oben aus betrachtet, könnte die Skizze durchaus diesen schrankartigen Apparat darstellen.
Während Philemon noch darüber nachsann, bauten die beiden anderen Assistenten mit Bedacht die alten Röhren aus den Fassungen aus und setzten die neuen dafür ein, wobei Tesla auf eine bestimmte Reihenfolge insistierte, die für Philemon jedoch keinen erkennbaren Sinn ergab. Danach verschlossen sie den Schrankapparat wieder und wischten sich die Hände ab. Die alten Röhren verschwanden in den Schachteln und diese in der Holzkiste, die Löwenstein sorgfältig wieder zunagelte. Anschließend schleppten er und Czito die Kiste in Teslas Kammer und breiteten ein Wachstuch darüber.
So ein Mist, dachte Philemon ärgerlich. Nun würde es schwer werden, da ranzukommen. Dabei hätte er sich die Röhren zu gern genauer angeschaut. So aber musste er sich einmal mehr gedulden und auf eine passende Gelegenheit warten. Dass diese käme, war allerdings genauso wahrscheinlich wie die, einen Blick in das Notizbuch werfen zu können, das der Doktor Tag und Nacht bei sich trug.
49. Kapitel
02. Juni 2011
Westsahara kurz vor Sonnenaufgang
Kaum erkennbar glitt die nächtliche Fläche der Sahara unter ihnen hinweg. Obwohl es stockdunkel war, blickte Ondragon unentwegt aus dem Seitenfenster des Cockpits. Sie waren lange vor Anbruch der Dämmerung gestartet und er konnte nur hoffen, dass sie dem satellitengestützten Auge des BND dadurch vielleicht entwischten. Er hatte ein schlechtes Gefühl in Bezug auf den BND. Irgendetwas sagte ihm, dass es besser war, ab sofort von der Bildfläche zu verschwinden und verdeckt zu agieren.
Trotz des Schlafmangels hatte Achille darauf bestanden, die imaginäre Pilotenmütze zu tragen, und steuerte die Maschine nach den Koordinatenangaben des GPS-Gerätes in Richtung Osten. Immer tiefer flogen sie in die Weite dieses schier unendlichen Sandkastens hinein. Bald würde die Sonne aufgehen und das Guelta Raa‘d in Sicht kommen. Bei dem Guelta handelte es sich um eine spezielle Art von Oase. Eine natürliche, mit Wasser gefüllte Zisterne im Fels. Es war bekannt, dass dort temporär Menschen siedelten, aber seit Jahrhunderten wurde das felsige Guelta hauptsächlich von durchziehenden Nomaden besucht. In diesem Fall vom Stamm der Sahrauis, denn sie befanden sich hinter dem Grenzwall zu den von Marokko besetzten Gebieten. Ob sich dort allerdings gerade Rebellen der Volksfront aufhielten, wusste Achille nicht, aber er war zuversichtlich, eine Konfrontation mit ihnen vermeiden zu können.
Ondragon warf einen Blick auf sein Handy. Um nicht geortet werden zu können, hatte er die SIM-Karte herausgenommen – davon abgesehen, dass sie hier sowieso keinen Empfang hatten. Die einzige Verbindung, die sie jetzt noch zur Außenwelt besaßen, war der Flugfunk, der ebenfalls abgeschaltet war, und das nichtortbare Satellitentelefon. In Gedanken checkte Ondragon noch einmal die Ausrüstung. Sie hatten genug Benzin für den Rückflug und ausreichend Wasser und Vorräte für zwei Wochen. Bevor sie in Dakhla gestartet waren, hatte er sogar daran gedacht, Charlize und seinem Mitarbeiter in Nahost Dietmar Hegenbarth Bescheid zu geben. Denn die zweite der DeForce‘schen Ermahnungen lautete: „Du brauchst nur zwei Leute. Denen aber musst du unbedingt vertrauen. Sag ihnen immer Bescheid! Das gilt besonders, wenn du in die Wüste gehst.“ Ondragon musste lächeln, weil ihm die Regeln für vorwiegend aride Einsatzgebiete noch immer so präsent waren. Dabei war es fünfzehn Jahre her, dass er für DeForce gearbeitet hatte und selbst ein Mailman gewesen war. Aber Roderick DeForce hatte sie ihm bis zum letzten Satzzeichen eingebläut. Die Wüste war ein extremer Ort, dem man extremen Respekt zollen musste – das war Regel Nummer drei!
Ondragon riss sich aus seinen Erinnerungen an DeForce Deliveries und öffnete den Notizblock. Nachdem er Achille erklärt hatte, dass natürlich nicht der ganze Turm im Frachtraum der Junkers gewesen war, sondern nur Teile davon, hatte der Franzose begriffen. Doch auch die Kuppel wäre zu groß gewesen, um sie in dem Flugzeug zu transportieren, und deshalb glaubte Ondragon, dass General Kammler und die vier Wissenschaftler nur die dazugehörigen technischen Geräte außer Landes geschafft hatten. Quasi die Eingeweide des Turmes aus Schaltkreisen und Spulen. Und der Turm in Ludwigsdorf war von Kammler aus zwei Gründen zerstört worden. Zum einen, damit er nicht den
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